Henk van der Meijden, Gründer des Weltweihnachtscircus Stuttgart, mit seiner Tochter Elisa van Meijden und seinem Enkel. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Seit 29 Jahren bringt er die Stars der Zirkuskunst nach Stuttgart. Wenn Henk van der Meijden am Donnerstag seinen Weltweihnachtscircus startet, wird’s noch emotionaler. Denn der 86-Jährige kündigt gegenüber unserer Redaktion an: „Das ist mein Finale!“

Eine Legende der internationalen Zirkuskunst ist er, war eng mit Fürst Rainier von Monaco befreundet, hat Talente entdeckt und Stars noch größer gemacht: Mit seinen 86 Jahren verbreitet Henk van der Meijden eine jugendliche Begeisterung, der sich niemand entziehen kann.

In seinem langen, ereignisreichen und erfüllten Leben haben sich viele Träume erfüllt – erst als Autor der Promikolumne „Privé“ der holländischen Zeitung „De Telegraaf“, seit den 1970ern als Chef des Entertainment-Unternehmens Stardust International mit Sitz in Amsterdam. Jetzt ist der Grand Seigneur der Artistenwelt zum 29. Gastspiel des von ihm erfundenen Weltweihnachtscircus auf dem Cannstatter Wasen eingetroffen.

Willkommen im zweiten Zuhause!

Enthusiastisch wie eh und je wirkt van der Meijden – und doch klingen sentimentale Töne mit. Seinem Gegenüber greift er an den Unterarm, um zu unterstreichen, dass es nun Wichtiges zu sagen gibt. „Diesmal feiere ich mein Finale“, sagt er mit fester Stimme. Der Ausdruck seines Gesichts scheint zu sagen: „Diesmal meine ich es ernst.“

Wird es wirklich sein „Last Christmas“ als Chef im Weltweihnachtscircus? „In meinem Alter kann es jeden Tag vorbei sein“, antwortet er. Den Stab gibt er im nächsten Jahr ganz offiziell – angekündigt hat er es längst – weiter an seine 1990 geborene Tochter Elisa von der Meijden und ihren Partner Dalien Cohen. „Beide haben Zirkusblut“, freut sich Henk van der Meijden. Bessere Nachfolger könne es nicht geben. Auch die bisherige Produktionsleiterin Hetty Vormeulen habe mit 77 Jahren beschlossen, das Leben mehr zu genießen. Ihren Job übernimmt von diesem Jahr an Henks Schwiegersohn.

„Leidenschaft kennt keinen Ruhestand“

Wird der Stuttgarter Spitzenzirkus künftig ganz auf den Patron verzichten müssen? Vorstellen kann man sich dies kaum. Lächelnd sagt van der Meijden erst mal nichts, um schließlich große Worte zu finden: „Leidenschaft kennt keinen Ruhestand.“ Ja, er werde auch in den kommenden Jahren, soweit es die Gesundheit erlaubt, gern nach Stuttgart reisen. „Ich werde aber im angemessenen Abstand bleiben“, versichert er.

Sein „Finale“, wie der 86-Jährige es nennt, hat er Fürst Rainier von Monaco gewidmet, der zirkusverrückt war. In diesem Jahr wäre der Regent 100 Jahre alt geworden. 2024 feiert das Zirkusfestival von Monaco, in dessen Jury van der Meijden oft saß, seinen 50. Geburtstag. Vom Fürsten der Mittelmeerküste hat er viel gelernt. „Zirkus ist das Fundament für jede Form von Theater“, habe Rainier von Monaco gesagt. Genau so sieht es der niederländische Impresario auch.

Mit dem Zirkus ist die Kultur gewachsen. Nach dem Vorbild des Festivals von Monaco habe er mit seiner Frau Monica Strotmann vor 29 Jahren den Weltweihnachtscircus konzipiert und in Hans-Peter Haag vom Music-Circus einen idealen Geschäftspartner gefunden, sagt van der Meijden und freut sich darüber, dass er sein Lebenswerk in jüngere Hände geben kann. Stuttgart liege ihm wie auch seinen Erben sehr am Herzen, dank der vielen schönen Begegnungen und dank eines vom Zirkus begeisterten Publikums. Vater und Tochter verfolgen in den sozialen Medien ganz genau, was sich in Stuttgart tut.

Wer Karten für den Wasen kauft, kann sicher sein, dass er die Besten der Besten sehen wird. Diesmal zählen die chinesische Artistin Wang Megchen mit fünf Mitgliedern des Chinesischen Staatscircus Jiangsu und die Fliegenden Motorradfahrer von Fred Wasner zu den Höhepunkten – erst in Stuttgart, später dann in Monaco. Das Zelt auf dem Wasen ist so angeordnet wie vor der Pandemie, daher wirkt es „kuschliger“, man sitzt wieder dichter dran am Geschehen. Der Balkon des Orchesters wird zwei Meter höher gebaut – die Motorradflieger brauchen Platz.

Erinnerungen an Fürst Rainier von Monaco

Die Spielzeit, die der Staffelübergabe dient, sieht van der Meijden als „Ehrensalut für Rainier von Monaco“. Der Fürst stand ihm nahe, beide hat die Liebe zum Zirkus verbunden. Bis zu seinem Tod habe der Regent neue Pläne entwickelt. „Das gibt mir Energie“, habe er gesagt, „man muss immer auf etwas hinleben.“ So sieht es der Impresario aus Holland wohl auch. Der Blick nach vorne habe dem Fürsten Halt gegeben und ihn in seiner Trauer über den Tod von Fürstin Gracia getröstet. „In seinem Palast umgab ihn Gracia weiterhin“, berichtet der 86-Jährige, „überall hingen Fotos von ihr.“ Nach dem Tod seiner Frau wollte der Fürst nie wieder heiraten. Besuche im Zirkus gaben ihm lange nachwirkende Momente des Glücks.

Der Weltweihnachtscircus gastiert von Donnerstag, 7. Dezember, bis 7. Januar auf dem Wasen. Weitere Infos und Eintrittskarten gibt es im Internet unter www.weltweihnachtscircus.de.