Die Polizei prüft eine Anzeige aus der Pliensauvorstadt. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Nach einem Entführungsversuch in Böblingen, wird auch in Esslinger Elternchats gewarnt. Angeblich soll ein Fremder einem Kind in der Pliensauvorstadt Süßes angeboten haben. Die Polizei prüft den Vorfall, warnt aber vor Hysterie.

Die Meldung geht wie ein Lauffeuer in Elternchats in Esslingen um: „Wichtig bitte teilen!“ ist in rot auf schwarzem Grund geschrieben. Darunter wird darüber informiert, dass ein Mann in einem schwarzen Auto versucht habe, Kinder mit Süßigkeiten ins Auto zu locken. Der Vorfall soll sich am 25. Oktober bei der Grundschule in der Pliensauvorstadt ereignet haben. „Bleibt wachsam und lasst eure Kinder aktuell nicht alleine in die Schule laufen, bitte die Kinder nochmal richtig aufklären“, warnt der Autor oder die Autorin. Auch eine ähnlich lautende Sprachnachricht einer Frauenstimme geht um. Von wem die Meldungen ursprünglich kommen, ist nicht mehr nachzuvollziehen.

Anzeige bei der Polizei

Noch ist allerdings nicht geklärt, ob sich dieser Vorfall tatsächlich so ereignet hat. Den Polizeiposten Berkheim-Zollberg hat an diesem Donnerstag eine Anzeige erreicht. Wie Martin Raff von der Pressestelle des zuständigen Polizeipräsidiums Reutlingen mitteilt, soll der Anzeige zufolge eine neunjährige Schülerin am Mittwoch gegen 16 Uhr im Bereich der Stuttgarter Straße/Karl-Pfaff-Straße aus einem dunklen Pkw heraus angesprochen worden sein. Demnach habe man ihr Schokolade angeboten. Als das Mädchen nicht auf das Angebot einging und weitergegangen sei, soll ihr die Schokolade nachgeworfen worden sein. Das Kind sei unverletzt und nicht angegangen worden. Weitere Meldungen zu ähnlichen Vorkommnissen oder Zeugen für diesen Vorfall gibt es bislang laut Polizei nicht.

„Wir nehmen jede dieser Meldungen ernst“, betont Raff. Man spreche mit den Kindern, gehe den Angaben nach. Dennoch warnt er vor Hysterie, bevor der Vorfall vonseiten der Polizei abgeklärt sei. Manchmal stellten sich solche Vorkommnisse als harmlos heraus. Zudem gehöre es zur Wahrheit, dass nach Vorfällen wie in Böblingen, wo am Mittwoch ein Mann versucht haben soll, einen Jungen in sein Auto zu zerren, die Polizei ein Anschwellen von entsprechenden Hinweisen verzeichne. Oft reagierten Eltern und Kinder sensibler auf Situationen, die andernfalls als harmlos wahrgenommen würden. Beispielsweise könne dann ein langsam vorbeifahrendes Auto oder ein intensiver Blick in einem neuen Licht erscheinen. „Ich möchte aber betonen, dass das nicht dazu führt, dass wir die Hinweise nicht ernst nehmen. Wir überprüfen alle“, so Raff.

Gefahr von Falschinformationen

Martin Raff rät Eltern, ihre Kinder zu sensibilisieren und ihnen einzuschärfen, nicht mit Fremden mitzugehen. Vorfälle sollten der Polizei gemeldet werden. Wovon er aber abrät, ist entsprechende Warnungen ungeprüft in sozialen Medien zu teilen, weil so die Gefahr von Hysterie bestehe. Eltern sollten Vorsicht walten lassen und zuvor prüfen, ob entsprechende behördliche Informationen veröffentlicht wurden. Zudem appelliert die Polizei, keine Fotos und Videos vermeintlich verdächtiger Personen ins Netz zu stellen und zu teilen. Denn solche Veröffentlichungen können einen strafrechtlichen Tatbestand darstellen. Einen entsprechenden Fall gab es kürzlich in Nürtingen. Falschinformationen über einen vermeintlich gefährlichen Mann waren inklusive Fotos veröffentlicht worden, obwohl sich der Betroffene nach Ermittlungen der Polizei nichts zuschulden kommen lassen hatte.