Holzstämme werden in einem Sägewerk im brasilianischen Porto Velho gestapelt, das von kürzlich verkohlten und abgeholzten Feldern umgeben ist. Foto: AP/dpa/Andre Penner

Tropischer Urwald ist als Lebensraum und als CO2-Speicher wichtig. Zwar war die zerstörte Fläche 2023 größer als Nordrhein-Westfalen, aber der Waldschwund ließ im Vergleich zum Vorjahr etwas nach. Hoffnung machen vor allem zwei Länder.

Weltweit sind im vergangenen Jahr einem Bericht zufolge rund 3,7 Millionen Hektar (37 000 Quadratkilometer) tropischer Urwald zerstört worden. Das sind rund 400 000 Hektar weniger als noch 2022, wie das World Resources Institute (WRI) am Donnerstag (4. April) in Washington mitteilte.

Dennoch ist die verlorene Waldfläche größer als Nordrhein-Westfalen (35 000 Quadratkilometer). Der Rückgang geht zum Teil auf Brände zurück, hauptsächlich aber auf andere Entwicklungen wie insbesondere Abholzung.

Verlust an tropischem Wald. Foto: dpa-infografik

„Zwei Schritte vorwärts, zwei Schritte zurück“

Ein Luftbild der massiven Zerstörung von Hügeln und Wäldern durch die Abholzung im Osten des Bundesstaates Meghalaya im Nordosten Indiens. Foto: epa/dpa

„Die Welt hat zwei Schritte vorwärts und zwei Schritte zurück gemacht, als es um die Waldverluste des letzten Jahres ging“, erklärt Mikaela Weisse von der Umweltorganisation Global Forest Watch laut einer Mitteilung.

3,7 Millionen Hektar im Jahr 2023. Die Zahl ist fast identisch mit dem Waldverlust der Jahre 2019 und 2021. In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Welt nach Angaben des WRI jedes Jahr drei bis vier Millionen Hektar Tropenwald verloren.

Zehn Fußballfelder pro Minute

Die Sonne scheint durch den Regenwald bei Belem. In Brasilien gingen die Zahlen 2023 deutlich zurück, trotzdem ist es dem Bericht zufolge noch immer das Land mit dem größten Waldverlust. Foto: dpa/Annette Riedl

Umgerechnet seien im vergangenen Jahr pro Minute Baumbestände in der Größe von zehn Fußballfeldern verschwunden. In Brasilien ging der Verlust 2023 zwar deutlich zurück, trotzdem ist es dem Bericht zufolge noch immer das Land mit dem größten Waldschwund. Kolumbien habe seinen Waldverlust im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert, heißt es.

„Starke Rückgänge im brasilianischen Amazonasgebiet und in Kolumbien zeigen, dass Fortschritte möglich sind“, erklärt Weisse. „Aber der zunehmende Waldverlust in anderen Gebieten hat diese Fortschritte wieder weitgehend zunichtegemacht.“ Besonders stark schwanden Wälder demnach in der Demokratischen Republik Kongo, in Bolivien und in Indonesien.

Großer Waldverlust in Kanada

Rauch und Feuer des McDougall Creek Waldbrandes in Kanada, nordwestlich von West Kelowna, sind auf einem Luftbild zu sehen, das am 17. August 2023 aufgenommen wurde. Foto: Bc Wildfire Service/Canadian Press/Zuma Press/dpa

Mit Blick auf die weltweite Entwicklung - also auch jenseits der Tropen - taucht überraschenderweise Kanada prominent auf. Dort war der Waldverlust dreimal so hoch wie in anderen aufgezeichneten Jahren. Der Grund: 2023 wurden fünfmal mehr Bäume durch Brände vernichtet als im Vorjahr.

Urwald, also vom Menschen weitgehend unberührter Wald, hat eine große Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt und für die Speicherung von Kohlendioxid (CO2). Mithilfe der Plattform Global Forest Watch beobachten zahlreiche Umweltorganisationen unter Leitung des WRI seit 2014 unter anderem mit Satellitentechnik Veränderungen von Waldgebieten weltweit. Das WRI erstellte den darauf basierenden Report jährlich gemeinsam mit Forschenden der US-amerikanischen Universität von Maryland.

Info: Wald in Deutschland

Wald
„Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiss, der erfährt die Wahrheit. Sie predigen nicht Lehren und Rezepte, sie predigen, um das einzelne unbekümmert, das Urgesetz des Lebens“, schreibt der Dichter Hermann Hesse (1877-1962). Die Deutschen und ihr Wald – das ist eine besondere Beziehung. Der Wald ist für viele ein Mythos, ein Identifikationsobjekt, ein Sehnsuchtsort. Hier einige Zahlen und Fakten zu Deutschlands Wäldern:

Waldfläche
„Bäume Deutschland ist ein waldreiches Land. Mit 11,4 Millionen Hektar sind 32 Prozent der Gesamtfläche mit Wäldern bedeckt. In den letzten zehn Jahren hat die Waldfläche um 50 000 Hektar (0,4 Prozent) zugenommen. 13 Prozent der Landesfläche werden für Siedlung und Verkehr sowie 52 Prozent für die Landwirtschaft genutzt.

Bäume
Über 90 Milliarden Bäume wachsen in Deutschlands Wäldern. Das ergab die letzte bundesweite Waldinventur.

Waldland Baden-Württemberg
Nach Bayern (2,6 Millionen Hektar Wald) ist Baden-Württemberg mit 1,4 Millionen Hektar das Bundesland mit den meisten Wäldern. 40 Prozent der Landesfläche sind von Wald bedeckt. Damit steht der Südwesten auf Platz vier hinter Hessen und Rheinland-Pfalz (jeweils 42 Prozent) sowie dem Saarland (40 Prozent).