Alexandra Popp sieht im Kader die Qualität für den WM-Titel. Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Bei den Männern läuft es alles andere als gut. Die DFB-Frauen hingegen haben ein klares Ziel vor Augen: den Titelgewinn bei der WM in Australien und Neuseeland. Kapitänin Alexandra Popp sieht aber die Frauen nicht als Retterinnen des deutschen Fußballs an.

Kaum eine Fußballerin ist im medialen Umgang so geschult wie Alexandra Popp. Weil Deutschlands bekannteste Spielerin gefühlt schon bei fast jedem Fernsehsender eingeladen war oder auch in Zeitungen omnipräsent ist. Ihre hohen Beliebtheitswerte rühren daher, sich nicht zu verstellen: Wenn der Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft etwas nicht passt, wird die 32-Jährige auch schon mal pampig. „Dämliche Frage!“, platzte es aus Popp am Mittwoch eingangs der ersten Pressekonferenz im Trainingslager in Herzogenaurach heraus. Als sie doch bloß beantworten sollten, ob die Frauen vielleicht in das Vakuum stoßen, dass ihnen gerade die Männer übergeben haben.

Frauen seien nicht auf einer deutschen Rettungsmission

Aber dass ihr Team ausbügeln soll, was Joshua Kimmich und Co. gerade verbockt haben, ging der Torjägerin viel zu weit. Klar, wolle man bei der WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) „wenigstens bestätigen“, was mit der Vizeeuropameisterschaft angestoßen wurde, dennoch sei man dort nicht auf einer deutschen Rettungsmission unterwegs. „Ich würde mir wünschen, dass die Männer aus dem kleinen Tief rauskommen. Und dass wir beide eine Fußballmacht in der Welt werden.“

Die 127-fache Nationalspielerin (61 Tore) ließ grundsätzlich keinen Zweifel: „Ich möchte den Titel holen. Das wollen wir so angehen. Wir haben die Qualität dazu.“ In der auf dem Papier recht einfachen Vorrunde gegen Marokko (24. Juli), Kolumbien (30. Juli) und Südkorea (3. August) könne es nur um den Gruppensieg gehen („klares Ziel“), dann aber werden sich alle in bester Popp-Manier straffen müssen, um wirklich bis ins Finale am 20. August in Sydney zu kommen.

Dass der Weltverband Fifa direkt an die Spielerinnen so viel Geld ausschüttet wie kein Verband je zuvor – umgerechnet mehr als 250 000 Euro für jede Weltmeisterin –, begrüßte die gebürtige Gevelsbergerin: „Das sind nicht die schlechtesten Zahlen. Wir sind grundsätzlich sehr zufrieden damit, was die Fifa auf die Beine gestellt hat.“

Auf einer Plakataktion wird der Antrieb für den dritten Stern nach den WM-Siegen 2003 und 2007 mit einem leicht patriotischen Unterton hinterlegt: „Wir, die mit Stolz für unser Land spielen.“ DFB-Geschäftsführer Holger Blask sagte just dazu, die Spielerinnen „als Aushängeschilder des deutschen Fußballs zu zeigen und sprechen zu lassen“. Das hörte sich vom Chefvermarkter schon so an, als würden sich die Frauen gerade besser als die Männer für repräsentative Zwecke eignen.

Als EM-Heldinnen kehrten die Frauen aus England zurück

Und 2022 entstand ja der größtmögliche Kontrast: Die einen kehrten im Sommer als EM-Heldinnen aus England, die anderen im Winter als WM-Versager aus Katar zurück. Wo sich bei den einen gerade eine Endzeitstimmung ausbreitet, spüren die anderen immer noch die Aufbruchstimmung. So berichtete Popp, dass nach dem Eintreffen auf dem Homeground des DFB-Ausrüsters Adidas trotz des nur kurzen Urlaubs „Freude pur“ geherrscht hätte, „dass wir uns alle in die Arme schließen konnten“.

Nach drei durchwachsenen Vorstellungen 2023 gegen Schweden (0:0), die Niederlande (1:0) und Brasilien (1:2) ist allerdings bis zum Abflug am 11. Juli nach Sydney noch einiges zu tun. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg will Herzogenaurach „bestmöglich nutzen, um an den sportlichen Themen zu arbeiten“. Dass ihr dabei noch bis Freitag die fünfköpfige Fraktion vom FC Bayern um Lina Magull fehlt, weil der deutsche Meister eine schriftliche Vereinbarung mit dem DFB platzen ließ, stellt den Sinn des ersten Testspiels gegen Vietnam am Samstag (18.15 Uhr/ZDF) in Offenbach infrage.

„Sobald wir hier komplett sind, geht die Post ab“

Erst von der Generalprobe gegen Sambia in Fürth am 7. Juli (20.30 Uhr/ARD) erwartet Voss-Tecklenburg einen „emotionalen Push“. Das Münchner Vorgehen wollte die Wolfsburgerin Popp nicht kommentieren: „Das ist kein Thema mehr. Sobald wir hier komplett sind, geht die Post ab.“