Lehrer – dringend gesucht. Das Motto gilt nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in allen Bundesländern. Foto: dpa/Armin Weigel

Auf Lehramt studieren mit integrierter Berufspraxis? In Baden-Württemberg soll das ab 2024 möglich sein. Was die Landesregierung plant, und was noch offen ist.

Die grün-schwarze Landesregierung will ein duales Studienangebot für Lehrkräfte schaffen. Das haben Kultusministerin Theresa Schopper und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (beide Grüne) in der Landespressekonferenz angekündigt. Es ergänzt das Paket aus 18 Einzelmaßnahmen zur Linderung des Lehrermangels, das Schopper am vergangenen Freitag bereits vorgestellt hat. Zwar sind viele Details noch offen, über die die Schulministerin derzeit mit Wissenschaftsministerin Petra Olschowski verhandelt.

Doch bis zum Sommer sollen alle Fragen geklärt und der neue Bildungsweg für Lehrkräfte vorgestellt werden. Wenn es nach dem Willen Schoppers geht, treten die ersten dualen Lehramtsstudierenden schon im Sommer 2024 den neuen Ausbildungsweg an. Bisher studieren angehende Lehrkräfte in Baden-Württemberg entweder an einer Pädagogischen Hochschule oder einer Universität und absolvieren danach ein Referendariat zur Vorbereitung auf den Schuldienst. Bei dem geplanten dualen Studium dagegen wechseln sich theoretische Studienelemente und praktische Phasen miteinander ab.

Die Lehrerausbildung soll kürzer und attraktiver werden

Schopper betonte, dass sowohl auf der wissenschaftlichen Seite als auch bei der Organisation der praktischen Phasen an einer Schule noch viele Einzelheiten zu klären seien. „Ich will der Abstimmung nicht vorgreifen, die aktuell von einer Arbeitsgruppe zwischen den beiden Häusern läuft“, sagte sie. Starten werde das Land mit dem Masterabschluss; möglich sei, dass später noch ein Weg zum Bachelor-Abschluss eröffnet werde. Schopper hält es für möglich, dass das duale Studium kürzer ausfallen könne als die tradierten Studienangebote im Land; die Regelstudienzeit für angehende Gymnasiallehrer beträgt bisher zehn Semester. Außerdem bedeute das duale Studienangebot, dass die Studierenden während der Ausbildung bezahlt würden. „Das kann die Attraktivität des Berufs erhöhen“, betonte sie.

Auch wegen der Herausforderungen bei der Lehrerversorgung und Digitalisierung an Schulen stellte Kretschmann harte Finanzverhandlungen mit den Kommunen in Aussicht. „Wir benötigen für die Wartung der Digitalgeräte an den Schulen 500 Lehrerdeputate. Dabei ist das eine autochthone Aufgabe der Kommunen“, wetterte der Regierungschef. Es sei ein Erfordernis, darüber mit Städten und Gemeinden zu sprechen.

„Die Kommunen müssen blechen“

Für die Wartung der Digitalgeräte an den Schulen des Landes werden Kosten von rund 650 Millionen Euro jährlich veranschlagt. Auf die Frage, wie die Kommunen das finanzieren sollten, verwies Kretschmann auf deren Etats. „Früher war das Unterrichtsmedium die Tafel. Die war billig, man musste sie alle dreißig Jahre streichen, man brauchte Schwamm und Wasser, und das fiel nicht ins Gewicht“, ergänzte er. Das sei heute natürlich mit der modernen digitalen Infrastruktur völlig anders geworden. „Da kommen dann die Kommunen und sagen, das Land muss jetzt blechen. Doch das Land muss überhaupt nicht blechen. Erst mal müssen die Kommunen blechen. Das ist ihre Aufgabe“, fügte er hinzu.

Anzunehmen, dass das Land weiterhin Personal für alle möglichen Aufgaben bereitstellen könne, wie etwa für die Wartung der Schulcomputer, das könne unter den Bedingungen des dramatischen Lehrermangels nicht so weitergehen. Das Land sei für das pädagogische Personal zuständig, und Städte und Gemeinden für die sächliche Ausstattung. „Jeder muss seine Hausaufgaben machen und jede Seite ihre Prioritäten setzen“, betonte Kretschmann. „Das wird noch zu munteren Debatten in der Gemeinsamen Finanzkommission führen“, kündigte er an.

Kretschmann will mit CDU über Schulfusionen reden

Kretschmann und Schopper betonten, dass sie beim Thema Schulfusionen in erster Linie die Kommunen am Zug sehen. Die Kultusministerin hob zwar hervor, dass sie freiwillige Kooperationen von Kommunen in Schulfragen befürwortet, sprach den 800 Grundschulen mit weniger als hundert Schülern aber eine „Bestandsgarantie“ aus.

Über Fusionen und die Schulstruktur müssten die Grünen zuerst mit dem Koalitionspartner sprechen, betonte Kretschmann. „Das werden wir sicher machen.“ Aber kurzfristig könne der Grundsatz „Kurze Beine, kurze Wege“ bei Grundschulen schon deshalb nicht unter den Tisch fallen, weil er im Land bereits sehr lange gelte.

„Natürlich haben Schulfusionen eine bildungspolitische Implikation“, sagte Kretschmann. „Aber man muss sehen, was in den Dörfern alles verschwindet: Läden, Arztpraxen, Filialen von Sparkassen. Da sind Schulen wichtige Orte in einer Gemeinde.“ Solche Abwägungsfragen seien beim Thema Schulfusion alle zu bedenken, so der Ministerpräsident. Im Blick auf die Kommunen habe er allerdings auch „einige Ideen“.