Weggeworfene Zigarettenstummel schaden der Umwelt. Wendlingen will Raucher mittels „Kippster“ zur besseren Entsorgung anhalten.
„Kennst du den Wendlinger Büttel?“, „Ich nutze den Bürgerbus“ oder „Ich kauf hier ein“ – über diese drei Fragen können Raucherinnen und Raucher seit Anfang Juni in Wendlingen mit „Ja“ oder „Nein“ abstimmen: Mittels Zigarettenstummel in den „Kippster“. Zunächst an drei Standorten hat die Stadt die Abstimmungsaschenbecher aus Metall montiert und will so dafür sorgen, dass die Kippen umweltgerecht entsorgt, statt einfach auf dem Boden geschnippt, werden. Die Idee zu dem kleinen Tippspiel inklusive positivem Umwelteffekt hatte Bernd Eppinger vom Tiefbauamt der Stadt, der für die Wendlinger Grünanlagen, die Spiel- und Sportanlagen sowie die Stadtreinigung zuständig ist.
Die Bevölkerung zieht noch nicht so mit wie gewünscht
„Bislang hält sich die Annahme bei der Bevölkerung allerdings in Grenzen“, zieht Eppinger nach rund vier Wochen ein durchwachsenes Zwischenfazit. Die Füllstände lassen zu wünschen übrig, mancherorts popeln die Leute sogar lieber größeren Abfall wie leere Getränketüten in die für Zigarettenstummel ausgelegten kleinen Bohrlöcher der „Kippster“. Eppinger gibt zu, dass die Abstimmungsfragen ausbaufähig sind: „Das musste schnell gehen, da habe ich halt genommen, was mir gerade so eingefallen ist.“ Mittlerweile hat er vor, zumindest den Slogan „Ich kauf hier ein“ bald mit „TSV Wendlingen oder TV Unterboihingen?“ auszutauschen. „Wobei, das wäre vielleicht auch was für einen weiteren Standort im Sportpark im Speck“, überlegt Eppinger. Denn, werden die kleinen an einer Stange befestigten Metallbehälter von der Firma Metallfuchs aus Eberdingen/Nussdorf, Kostenpunkt 350 Euro pro Stück, besser angenommen, seien weitere Standorte denkbar, wie der Mann vom Tiefbauamt ankündigt.
Achtlos weggeworfene Kippen sind wie überall auch in Wendlingen ein großes Ärgernis – vor allem, wenn sie in den Fugen und Spalten auf Wegen und Straßen festsitzen. Wird ein Raucher auf frischer Tat erwischt, werden in Wendlingen 50 Euro Bußgeld fällig. „Problematisch ist halt die Sache mit dem Erwischen auf frischer Tat“, so Eppinger. Deswegen wurde in den beiden vergangenen Jahren auch niemand in Wendlingen dabei ertappt, obwohl der Tatbestand durchaus existiert – ein Blick auf die Wendlinger Straßen und Plätze genügt als Beweis. Die Stadt will Raucher aber auch nicht ständig mit erhobenem Zeigefinger ermahnen: „Mit den Kippstern wollen wir das eher auf eine humoristische Art und Weise angehen“, erklärt Eppinger.
Gefahr für Umwelt, Kinder und Tiere
Das Problem mit den Kippen ist nicht ohne: Laut der Initiative „Our World ist not an Ashtray“ – Phillip Morris will damit bis 2025 eine 50-prozentige Reduzierung des Plastikmülls aus seinen Produkten erreichen – landet einer von drei Stummeln der weltweit jährlich rund 5,6 Billionen verkauften Zigaretten achtlos in der Umwelt. Dabei warnt nicht nur die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass auch Kippenreste bis zu 7000 verschiedene Chemikalien, wovon viele giftig für die Umwelt und mindestens 50 krebserregend sind, enthalten. So könnten etwa aus einem einzigen Stummel bei Regen knapp zwei Milligramm Nikotin in Böden und Gewässer gespült werden.
Zuletzt sind Zigarettenkippen für Kleinkinder wie für Tiere eine große Gefahr. Laut WHO ist Nikotin nach Medikamenten die häufigste Ursache einer Vergiftung im Kleinkindalter.