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Rund zwei Drittel der Zigarettenkippen landen auf der Straße. Sie sind Gift für die Umwelt, es dauert ewig, bis sie abgebaut sind. Eine Band kämpft dagegen und nutzt dafür das Internet.

Freiburg (dpa)Eine Zigarette ist in wenigen Minuten geraucht und weggeworfen - doch bis ihre Überreste abgebaut sind, vergehen oft viele Jahre. Doch die Kippen sind Gift für die Umwelt. Die Musiker und Zwillingsbrüder Till und Felix Neumann aus Freiburg und Kehl in Südbaden wollen mit der Internetaktion #fillthebottle (dt.: #fülldieFlasche) nun auf die Problematik aufmerksam machen - und sie gleichzeitig bekämpfen.

«Dass Zigaretten giftig für den Menschen sind, ist schon lange klar», sagt Till Neumann. Es sei daher nur logisch, dass sie auch für die Natur giftig sind. Ein Problem seien auch Filme, in denen es oftmals als etwas Normales dargestellt werde, seine Zigarettenreste auf den Boden zu schnipsen.

«Zigarettenkippen in der Umwelt sind keine Bagatellen,» betont die Deutsche Umwelthilfe. Abfallexperte Thomas Fischer erklärt: «Sie führen zu Abfällen, die Jahre überdauern können, tragen Schadstoffe in die Umwelt und stellen eine ernsthafte Gefahr für Kinder dar.» Nur eine Kippe könne 60 Liter Wasser verseuchen und Tieren erheblichen Schaden zufügen.

Nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2017 landen weltweit bis zu zwei Drittel aller Kippen auf dem Boden - 10 Milliarden der 15 Milliarden pro Tag verkauften Zigaretten. 2014 seien das Schätzungen zufolge zwischen 340 000 und 680 000 Tonnen gewesen.

Unter dem aus Frankreich stammenden Internetschlagwort #fillthebottle veröffentlichen beim sozialen Netzwerk Instagram Nutzer Fotos von Plastikflaschen, in die sie aufgesammelte Kippen gefüllt haben. Sein Bruder Felix sei auf den Trend gestoßen, erzählt Till Neumann.

Mit Kehl und Freiburg hat das Geschwisterpaar die Aktion nach Deutschland gebracht: In Kehl sammelte Felix Neumann mit 14 Helfern rund 5500 Kippen, in Freiburg füllten die beiden 35-Jährigen und 15 Helfer ihre Flaschen mit etwa 9500 Zigarettenstummeln.

Die Resonanz auf der Straße und im Netz sei positiv: «Wir haben sehr viel Zuspruch bekommen, aber auch viele entsetzte Reaktionen darüber, wie viele Zigaretten gefunden wurden», sagt Till Neumann. Er selbst habe in Freiburg in weniger als 45 Minuten seine Eineinhalb-Liter-Flasche füllen können: «Man bekommt einen richtigen "Kippenblick" und sieht plötzlich überall Zigaretten», sagt er. Am Ende habe ihn ein richtiges «Jagdfieber» gepackt.

Weitere Einsätze können sich die beiden Musiker zwar vorstellen, geplant seien aber bislang keine. Sie wollten eher andere dazu bringen, die Aktion auch in anderen Städten zu machen: «Wir wollen sensibilisieren», sagt Till Neumann. So könne man etwas Gutes tun und gleichzeitig mache es Spaß.

Ähnliche Aktionen gibt es bereits in anderen Städten: In Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) werden unter dem Schlagwort «RhineCleanUp» am Rhein Kippen eingesammelt. Und auch in Krefeld (Nordrhein-Westfalen) steht der Rhein im Fokus: Einmal die Woche sammeln Jugendliche den Müll am Rheinufer zusammen. Außerdem sammeln beim Trend «Plogging» Jogger beim Laufen Abfall. In Berlin kombinieren Kajakfahrer die sportliche Aktivität mit «Müllfischen».