Voraussichtlich Ende Juli soll der Umbau der Hindenburgstraße in Nellingen beendet sein. Foto: Harald Flößer

Deutlich schneller als geplant schreitet der Umbau der Hindenburgstraße in Nellingen voran. Die Einzelhändler pochen darauf, dass die Zufahrten zu den Geschäften schneller geöffnet werden.

Ostfildern - Was sich schon Ende 2019 angedeutet hat, könnte nun wirklich Realität werden: Sofern sich den Baufirmen nicht gravierende Hindernisse in den Weg stellen, kann der Umbau der Hindenburgstraße bereits Ende Juli fertig sein. Auf diesen Termin steuere man zu, erklärt Christoph Ruth, der als Projektleiter der städtischen Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaft (SEG) die Großbaustelle im Nellinger Ortskern managt. Als im Mai 2019 die ersten Baumaschinen anrollten, hatte Ostfilderns OB Christof Bolay, um keine falschen Erwartungen zu wecken, noch vorsichtig kalkuliert: Spätestens zur Kirbe, sprich im Oktober, solle die Einkaufsmeile im neuen Gewand daher kommen. Bei den örtlichen Einzelhändlern hört man diese Botschaft gerne, denn ihnen geht viel Umsatz verloren. „Nicht nur zehn Prozent“, wie Holger Heldmaier, Inhaber eines Blumengeschäfts und Vorstandsmitglied beim Bund der Selbstständigen (BdS), betont. „Da bewegen wir uns in ganz anderen Dimensionen.“

Die Ungeduld wächst

Bei ihm und seinen Kollegen wächst deshalb die Ungeduld. Und seit geraumer Zeit auch das Unverständnis dafür, dass der obere Bereich der Straße noch nicht wieder für den Verkehr freigegeben wird, obwohl dort die meisten Arbeiten bereits erledigt sind. „Unser zentrales Anliegen ist die Erreichbarkeit der Geschäfte“, sagt Heldmaier. Deswegen müsse man die Zufahrten so schnell wie nur möglich wieder öffnen. Es geht dabei um den Teilabschnitt zwischen dem neuen Kreisverkehr und der Einmündung Bismarckstraße. Nach Heldmaiers Ansicht ist aus dem „Baustellen ABC“, das vor dem Umbau an die Haushalte verteilt wurde, herauszulesen, dass man diesen Bereich zum jetzigen Zeitpunkt schon wieder hätte freigeben müssen. „Wir finden es enttäuschend, dass das bislang nicht passiert ist“, sagt Heldmaier. Ob die Zufahrt mit Kraftfahrzeugen jetzt schon ermöglicht werden kann, prüfe man derzeit, sagt SEG-Projektleiter Ruth. Dabei gehe es vor allem um verkehrsrechtliche Fragen. Bisher sei man stets in gutem Kontakt mit den Einzelhändlern gewesen und habe immer wieder im guten Einvernehmen auf unvorhergesehene Dinge reagiert. So wolle man es auch bis zur Fertigstellung des Großprojekts halten, so Ruth.

Erreichbarkeit ist das A und O

Blumenhändler Heldmaier bestätigt das wie auch andere seiner Kollegen. „Die Abstimmung lief bisher ganz ordentlich.“ Oft seien es nur kleine Probleme, die man lösen müsse. In aller Regel gehe es um die Erreichbarkeit der Geschäfte. Das sei nun mal das A und O für einen Einzelhändler. Es gehe dabei auch um Kalkulation. „Beim Wareneinkauf habe ich ungefähr ein halbes Jahr Vorlauf“, erklärt Heldmaier. Das Gleiche gelte für den Einsatz von Personal. Bei aller Kritik vergisst Heldmaier aber nicht die positive Seite des Umbaus. „Es wird schön und gut“, betont er. Damit meint er beispielsweise die neue Freifläche vor der Sparkasse. „Da entsteht ein wertiges Ambiente.“ Um die schwierige Zeit durchzustehen und auch die Kunden bei Laune zu halten, setzt der BdS die Reihe seiner Baustellenfeste fort. Die nächste Veranstaltung mit Leckereien und Straßenmusik ist am Donnerstag, 19. März, geplant. „Wir wollen damit dokumentieren: Leute, wir sind noch da“, erklärt Heldmaier zum Ziel der Baustellenevents.

„Warum dauert das so lange?“

Auch in den Nebenstraßen, die viel mehr Verkehr schlucken müssen als sonst, wächst der Unmut. Walther Scheel aus der Riegelstraße schickte der EZ erst diese Woche Fotos von einem Doppeldecker-Reisebus, der sich in den engen Straßen verkeilte. Er kann nicht nachvollziehen, dass man so lange braucht, um 500 Meter Straßenraum zu erneuern. „Kein Mensch versteht, warum das so lange dauert, warum es so viele wochenlange Stillstandzeiten gibt und warum die Fahrbahnen nicht eine nach der anderen gemacht werden“, kritisiert Scheel. „Dann wäre wenigstens in einer Richtung noch jeweils Verkehr möglich gewesen.“ Beim Kreisverkehr funktioniere das doch auch. Aber nicht nur das stört Scheel. Er bemängelt zudem, dass die Verwaltung maßgeblich dazu beitrage, „die ehemals attraktive Einkaufsmeile zu einer Wellness- und Beautymeile herunterzuwirtschaften“.

Im Augenblick konzentrieren sich die Arbeiten auf den Bereich zwischen Bismarck- und Otto-Schuster-Straße, wo Bauarbeiter die neuen Gehwege herstellen. Etwa sechs Wochen werde man dafür noch brauchen, schätzt Christoph Ruth. Ab 2. März soll parallel dazu an der Kreuzung Schuster-/Hindenburgstraße gearbeitet werden. Voraussichtlich bis Anfang Mai werde man für den Umbau des Kreuzungsbereichs benötigen.

Änderungen für den Verkehr

Ab Anfang März wird es aufgrund der wandernden Baustelle auch eine große Verkehrsumstellung geben. Den Autoverkehr will man in der Ludwig-Jahn-Straße entlang der Stadtbahnlinie zur Riegelstraße leiten, wo sonst nur Schulbusse fahren dürfen. Über die Schwabstraße soll dann auch ein Ringverkehr möglich sein.

Wenn die Kreuzung Hindenburg-/Otto-Schuster-Straße gesperrt wird, hat das auch Auswirkungen auf die Buslinien 119 und 120. Die Endhaltestelle der Stadtbahn kann dann vom 119er-Bus nicht mehr angefahren werden. Wer zur U 7 oder zur U 8 möchte, sollte ab 2. März bis zur Haltestelle Paulinenstraße fahren. Von dort ist es ein rund 450 Meter langer Fußweg bis zur Endhaltestelle. Die Linie 120 wird, von Neuhausen kommend, über die Haltestelle Nellingen Stadtbahn und Nussweg umgeleitet. Die Haltestellen Hindenburgstraße, Paulinenstraße und Steinen entfallen in beiden Richtungen. Im Spätverkehr erfolgt der Umstieg zwischen den Linien 119 und 120 an der Kaiserstraße.