Während der Umgestaltung der Hindenburgstraße dient die Ludwig-Jahn-Straße als Umleitungsstrecke. Stellenweise ist es eng. Foto: Peter Stotz - Peter Stotz

Eine Initiative beklagt Missstände und befürchtet, dass die Belastung auch nach Fertigstellung der Hindenburgstraße hoch bleibt.

OstfildernDer Weg zur Stadtsanierung ist mitunter beschwerlich. Während die Nellinger Hauptverkehrsader Hindenburgstraße umgestaltet wird, fahren die Autos in den Hauptverkehrszeiten auf den Umleitungsstrecken Stoßstange an Stoßstange durch die Ludwig-Jahn- und die Otto-Schuster-Straße – zum Verdruss der Anlieger. Immer wieder dreht sich minutenlang kein Rad mehr, mancher Fahrer verliert die Nerven und versucht sich in waghalsigen Wendemanövern. In verkehrsärmeren Zeiten wird heftig auf die Tube gedrückt. „Seit die Hindenburgstraße umgebaut wird, wohnen wir an einer Hauptstraße, mit allen negativen Auswirkungen“, sagt Reinhard Mauz. Er ist einer der Sprecher der Bürgerinitiative „Ruhige Otto-Schuster-/Ludwig-Jahn-Straße“, die von etwa 50 Anwohnern unterstützt wird.

Mauz und seine Mitstreiterinnen Birgit von Kortzfleisch und Andrea Reichel wettern nicht prinzipiell gegen das starke Verkehrsaufkommen in ihrem Wohngebiet. „Es gibt faktisch keine andere Möglichkeit für eine Umleitung. Wir akzeptieren das, auch wenn es eine sehr belastende Situation ist“, sagt von Kortzfleisch. Allerdings sehen die Sprecher neben der Belastung durch Lärm und Abgase Gefahren für Fußgänger an der Stadtbahn-Endhaltestelle. Besonders Schulkinder, die dort mit dem Bus ankommen, seien durch den Verkehr und ungeduldige Fahrer gefährdet. Regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen sowie die Einrichtung eines Fußgängerüberwegs und einer Tempo-20-Zone bei der Endhaltestelle könnten nach ihrer Ansicht kurzfristig Entlastung bringen.

„Wenn jetzt nicht eingegriffen wird, besteht die Gefahr, dass sich die Situation als Normalfall verselbstständigt“, sagt Mauz und verweist auf eine große Befürchtung der Anwohner: „Was heute in der Umleitungsstrecke passiert, könnte zum Dauerzustand werden, denn es fehlt eine Planung für die Zeit nach dem Umbau der Hindenburgstraße“, meint Andrea Reichel. „Die neue Einkaufsmeile mit Tempo 20 wird zum Nadelöhr für den Durchgangsverkehr, und der sucht sich dann die Ausweichstrecke durch das Wohngebiet“, befürchtet sie.

Mauz sieht ein „Ungleichgewicht in der Bewertung von Einkaufsstraße und Wohnstraße. Wir wollen nicht, dass durch Sanierungen an der einen Stelle die Verkehrssicherheit und an anderer Stelle die Wohnqualität eingeschränkt werden“, sagt er. Ziel müsse sein, die befürchtete Ausweichstrecke „für Autofahrer genauso unattraktiv zu machen wie die Hindenburgstraße“. Dies könnte mit einer durchgängigen Rechts-vor-links-Regelung, weiteren Verengungen der Fahrbahn und vor allem mit einem Umbau der Straße im Bereich der Endhaltestelle zu einem Bereich, in dem alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind, erreicht werden.

Reinhardt Kampmann, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft Ostfildern (SEG), ist sich des Problems bewusst. „Daher hat es bereits verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung gegeben“, sagt er und verweist auf die Beschränkung auf Tempo 30 oder die Verringerung von Parkplätzen. An der Endhaltestelle sei versucht worden, durch Markierungen das Überholen von wartenden Bussen zu verhindern. Das sei wegen der teils längeren Wartezeiten der Busse aufgegeben worden. „Dies zeigt aber auch, dass provisorische schnelle Änderungen nicht immer möglich sind oder gut funktionieren“, sagt Kampmann. Hinzu komme, dass die Straßenverkehrsordnung „der Stadt grundsätzlich keine freie Hand bei der Regelung des Verkehrs“ gewähre. „Eine schnelle pragmatische Lösung ist also nicht immer leicht herbeizuführen.“ Allerdings habe die Stadt bereits zugesagt, provisorische Übergangslösungen aufzugreifen und zu prüfen.

Für die Zukunft bittet Kampmann die Anwohner um etwas Geduld. Es sei klar, „dass wir die Verhältnisse in den Nebenstraßen nach Fertigstellung der Hindenburgstraße messen und auswerten müssen, um klare Erkenntnisse zu gewinnen“. Daher könne erst in der zweiten Hälfte 2020 die Auswertung und Planung beginnen und ein möglicher Umbau des Haltestellenbereichs, Straßenverengungen und Temporeduzierungen erfolgen. Eine Umgestaltung der Otto-Schuster- und Ludwig-Jahn-Straße im Sanierungsverfahren zur Stadterneuerung Nellingen stehe im Fokus. „Insofern sehe ich gute Chancen, die Verhältnisse dort mittelfristig zu verbessern und damit auch den Wünschen der Anlieger gerecht zu werden“, sagt Kampmann. Die Initiative will das kritisch beobachten und begleiten. „Wir bleiben da dran. Schließlich geht es um unsere Lebensqualität“, sagt von Kortzfleisch.