Seit Jahrzehnten wirbt „La Cage aux Folles“ für Diversität. Stuttgart ist zu einer Hochburg des queeren Musicals geworden. Bevor sich Susanne Heydenreich als Intendantin im Theater der Altstadt verabschiedet, nimmt sie die Erfolgsshow noch mal in den Spielplan.
So verrückt sind die Narren gar nicht, wenn sie in ihrem Käfig Lieder singen, in denen es etwa heißt: „Die schönste Zeit ist heut, ergreif den Augenblick!“ Das Musical „La Cage aux Folles“ ist ein Plädoyer für den Mut, zu sich selbst zu stehen. Und es ist ein Plädoyer für Diversität und gegen Homophobie. Diese Botschaft hat am Feuersee voll eingeschlagen.
Die Show ist 50 Jahre alt, hat aber bis heute nichts von ihrem großartigen Witz und der frechen Satire verloren. Im Theater der Altstadt gab es seit vielen Jahren kein Stück mehr mit so vielen Besucherinnen und Besucher. Von November bis Januar ist der Klassiker bei einer rekordverdächtigen Auslastung von 97,5 Prozent aufgeführt worden. „Hätte die Bahn nicht gestreikt, hätten wir 100 Prozent geschafft“, sagt die scheidende Intendantin Susanne Heydenreich.
Der Riesenerfolg verlangt nach einer Fortsetzung. Bevor die Chefin im September die Intendanz des Theaters der Altstadt an ihren Nachfolger Christof Küster übergibt, bringt sie den Käfig voller Narren zu ihrem Finale noch mal auf die Bühne, die sie seit 1996 leitet. „Das gesamte bisherige Ensemble macht noch mal mit“, sagt die 69-Jährige. Nicht ein Teammitglied sei abgesprungen. Für 14 Vorstellungen zwischen dem 2. August und dem 18. August kann man ab sofort Karten kaufen.
Der Intendantin Susanne Heydenreich ist eine rührende, geradezu zarte, aber auch donnernde Inszenierung gelungen. Als Zaza spielt Sascha Diener, der im normalen Leben im Büro des Magiers Thorsten Strotmann arbeitet, die Rolle seines Lebens. Das gesamte Ensemble hat mit einer Leidenschaft überzeugt, die dafür sorgte, dass das Musical immer weiter empfohlen wurde. Gar nicht gern hat die Regisseurin gehört, sie habe das Stück aus dem Naturtheater Reutlingen nach Stuttgart geholt. „In Reutlingen habe ich mit Amateuren gearbeitet“, sagt sie, „aber in Stuttgart sind es Profis.“
Im bunten Stuttgart ist das Interesse an einem Musical, das Partei ergreift für queere Menschen, groß. Heydenreich, die das seit Jahrzehnten im Westen beheimatete Altstadt-Theater geleitet hat, das ihre Eltern 1958 tatsächlich in der Altstadt gegründet haben, freut sich, dass die CSD-Demo direkt an ihrer Bühne vorbeiführt – und längst in den Herzen ihres Publikums angekommen ist.
„Susanne Heydenreich ist allseits geschätzt und bekannt als hoch engagierte Persönlichkeit, die für das Kulturleben der Stadt Stuttgart Hervorragendes geleistet hat und weiterhin leistet“, sagte Kunstministerin Petra Olschowski, als sie ihr das Bundesverdienstkreuz überreicht hat. Sie lobte: „Ihr soziales Engagement geht weit über den beruflichen Einsatz für das Theater der Altstadt hinaus.“
Ihr großer Wunsch: „La Cage“ soll zu einem Dauerbrenner werden
Am 25. April feiert die in München geborene Trägerin des Bundesverdienstkreuzes ihren 70. Geburtstag. In etwa 200 Rollen hat sie als Schauspielerin mitgewirkt. Vor 28 Jahren übernahm sie die Intendanz am Theater der Altstadt in der Nachfolge ihrer Eltern und leitet seitdem das Haus. Ihr großer Wunsch ist es, dass „La Cage aux Folles“ in Stuttgart zu dem wird, was die „Mausefalle“ in London ist: zu einem Dauerbrenner, den man sich immer wieder gern ansieht.