Alltagsmasken kommen konfektioniert aus der Strickmaschine. Foto: Michael Fuchs/oh

Textilforschungsinstitute wollen den Tragekomfort und die Umweltbilanz von Schutzmasken verbessern. Eine mehrfach verwendbare Ausrüstung.

Denkendorf - Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) in Denkendorf entwickeln Ansätze für wiederverwendbare Schutzmasken. Gängige Masken sind aus Vlies und werden nach einmaligem Gebrauch weggeworfen. Weil Schutzausrüstung gegen das Coronavirus immer noch knapp ist, sucht die Textilindustrie nach Alternativen. Es geht nicht nur darum, den Bedarf zu befriedigen, sondern auch um den Tragekomfort und um den Umweltschutz. Die DITF verfolgen mehrere Forschungsansätze.

Neben selbst genähten Masken aus Baumwolle sind im öffentlichen Raum vor allem MNS-Masken nach EN 14683, auch OP Masken genannt, verbreitet. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um Einwegmasken aus sehr preisgünstigem Vliesstoff. Im klinischen Bereich schützen sie in erster Linie den Patienten vor möglichen Keimen durch den Chirurgen. Der Arzt wird vor spritzender Körperflüssigkeit und direktem Luftstrom geschützt. Der Träger atmet zum großen Teil nicht durch das Vlies, sondern ungefiltert über die Öffnungen zwischen Maske und Gesicht im Wangen- und Nasenbereich. Medizinische Gesichtsmasken müssen desinfiziert (keimarm), aber nicht steril sein. Durch die allgemeine Maskenpflicht beim Einkaufen sowie in Bussen und Bahnen werden Masken häufig über mehrere Stunden benutzt. Sie müssen deshalb vor allem angenehm zu tragen sein, gut sitzen, der Stoff darf nicht reizen und man muss sie einfach auf- und absetzen können. Um Abfall zu vermeiden, sollen sie mehrfach verwendbar sein.

50 Prozent Abscheideleistung

Die DITF haben neben Vlies auf FFP2 Niveau auch Konzepte für fertig konfektionierte Masken erstellt. Im Bereich Maschentechnologie ist das eine gestrickte Alltagsmaske, die nach ersten internen Prüfungen eine Abscheideleistung von bis zu 50 Prozent erzielt – ein Wert, den man Maschenware nicht zutrauen würde. Ein Vorteil der Maske ist es, dass sie fix und fertig aus der Strickmaschine kommt.

Doch wiederverwendbare medizinische Gesichtsmasken können auch an der Webmaschine fertig konfektioniert hergestellt werden. Die DITF haben mit mehreren Partnern ein entsprechendes Projekt beantragt, dessen Gesamtkonzept nicht nur eine Produktion mit geringen Kosten beinhalten, sondern auch sicherstellen soll, dass die Masken mehrfach verwendbar sind. Der Vorteil liege im Herstellungskonzept. Dank der Jacquardwebtechnik könne eine sehr präzise Maskenkontur in hoher Stückzahl hergestellt werden. Darüber hinaus unterschiedliche Maskenformen, ohne dass die Maschineneinstellungen aufwendig verändert werden müssten. Das Ergebnis seien individuell für verschiedene Verwendungen angepasste Masken mit deutlich verbessertem Tragekomfort. Prototypen einer gewebten Maske wurden bereits entworfen. Für die Fertigung stünden in Webereien Produktionsanlagen zur Verfügung, die ausreichende Kapazitäten frei hätten. Für diese Masken seien antimikrobielle Garne geeignet, wie sie die TWD Fibres GmbH herstelle. Mit einer neuen Bikomponenten-Anlage könnten „Splittfasern“ entstehen, die fast so fein seien wie die bisher für MNS-Masken verwendeten Meltblowvliesstoffe. Der Projektpartner Hohenstein Institute werde anschließend prüfen, ob die Masken den Vorgaben nach EN 14683 entsprechen.

Durch die Corona-Pandemie entstehe sehr viel Abfall an Schutzkleidung, der die Umwelt belaste. Einige Fasern von mehrfach verwendbaren Masken seien sogar für Maschinenwäsche geeignet, andere Materialien müssten desinfiziert oder könnten recycelt werden. Die DITF planen ein Forschungsprojekt, in dem sie verschiedene Möglichkeiten der Desinfektion testen. Auch hier könnten brachliegende Maschinen genutzt werden. Gebrauchte Vliesstoff-Masken könnten zum Beispiel mit Ozon dekontaminiert werden. Ozonisierungsanlagen stünden in der Textilindustrie in großem Umfang bereit.