Depressionen äußern sich bei jedem anders. Wichtig ist: sie müssen behandelt werden. In diesem Beitrag erklären wir, woran man sie erkennt – und was dagegen hilft.
Stimmungstiefs kennt jeder. Man kann schließlich nicht immer gute Laune haben – schon gar nicht nach einem belastenden Arbeitstag, nach einem Streit in der Familie oder nach einer bedrückenden Nachricht. Doch was, wenn man gar nicht mehr raus kommt aus dem Loch? Sich unendlich traurig, kraftlos und völlig ausgelaugt fühlt? Ein Schatten auf der Seele liegt? Und man schließlich sogar die Lust am Leben verliert? Dann ist es höchste Zeit, sich Hilfe zu holen. Depressionen können sich zwar verschieden äußern und durch die unterschiedlichsten Ursachen entstehen. Eins ist jedoch klar: Die tückische Krankheit sollte so früh wie möglich behandelt werden.
Was sind Depressionen?
Über einen Beinbruch, Nierensteine oder Diabetes offen reden? Kein Problem. Psychische Erkrankungen sind jedoch ein heikles Thema. Der Mehrheit gelten sie laut Umfragen bis heute nicht als eigenständige Krankheit, sondern lediglich als Reaktion auf Schicksalsschläge, die man dann ja nach gewisser Zeit überwunden haben sollte, oder als Zeichen von Schwäche. Dabei kann es jeden erwischen. „Wer die Veranlagung hat, kann trotz optimaler Lebensumstände in eine Depression rutschen“, sagt der Psychiater Ulrich Hegerl. Bestenfalls gelten die Betroffenen als labil, oft genug werden sie als verrückt stigmatisiert, so der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe weiter.
Dabei zählen Depressionen in Deutschland mittlerweile zu den Volkskrankheiten. „Bis zu 20 von 100 Menschen erkranken irgendwann in ihrem Leben mindestens einmal an einer Depression oder chronisch depressiven Verstimmung“, heißt es dazu aus dem Bundesgesundheitsministerium. Nach Angaben der AOK ist jeder Achte in Baden-Württemberg betroffen. „Depression ist eine ernsthafte, oft auch lebensbedrohliche Erkrankung“, fügt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe an.
Symptome einer Depression
Einer Depression gehen oft frühe Symptome wie Kopf- und Bauchschmerzen, Müdigkeit und Reizbarkeit voraus – was aber alles auch auf andere Erkrankungen hinweisen kann. Oft können sich die Symptome wie nachlassendes sexuelles Interesse, generelle Lust- und Interesselosigkeit, Stimmungsschwankungen, Vergesslichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, ohne konkreten Anlass auftreten und sich schleichend über Wochen und Monate, seltener über Nacht oder wenige Tage, zu einer schweren depressiven Phase ausweiten.
Der Betroffene verfällt dann in tiefe Traurigkeit, hat heftige Schuldgefühle und teils unerträgliche Schmerzen am ganzen Körper. Er plagt sich mit Selbstvorwürfe und Selbsthass, hat Schlafstörungen, Angstzustände, leidet unter Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, wird apathisch. Freude wird nicht mehr empfunden, stattdessen dominieren Hoffnungslosigkeit, Schwarzsehen, innere Leere. Schließlich kommen bei vielen gar Suizidgedanken oder -absichten auf.
Wie Depression diagnostiziert wird
Äußere Faktoren spielen zwar eine Rolle, sprich: negative, belastende Erlebnisse können ein Auslöser für Depressionen sein. „Entscheidend ist aber die Veranlagung“, weiß Ulrich Hegerl aus der Praxis. Vielen Betroffenen falle ein Stein vom Herzen, wenn sie plötzlich begreifen, dass sie keine Verlierer und nicht selbst an ihrer Depression schuld sind, sondern einfach das Pech haben, teils auch genetisch, vorbelastet zu sein. Während einer Depression verändern sich Stoffwechselprozesse im Gehirn, wobei noch nicht ganz klar ist, ob sie Ursache oder Folge der Depression sind.
Klar ist: Ratschläge wie „Reiß dich zusammen“, „Denk mal wieder positiv“ oder „Ist doch alles gar nicht so schlimm“ sind fehl am Platz – professionelle Hilfe und ein mitfühlendes, unterstützendes Umfeld dagegen wichtig.
Depressionen – die Therapie
Die beiden verbreitetsten Möglichkeiten sind die die Gabe von Antidepressiva und die Psychotherapie – oder eine Kombination von beidem. Die mit Abstand besten Ergebnisse erzielt dabei laut Psychologen die kognitive Verhaltenstherapie, bei denene der Patient mit dem Therapeuten etwa eine Tagesstruktur für sich etabliert und erarbeitet, wie er Selbstüberforderung vermeidet und negative Gedankenkreise durchbricht.
Therapeuten sind allerdings oft überlastet, Patienten müssen teils monatelang auf Plätze warten. Wo findet man dann aber Hilfe, vor allem, wenn’s schnell gehen muss? Was viele nicht wissen: häufig beim Hausarzt, der etwa Antidepressiva verschreiben kann. Bei schweren Fällen raten Experten ohnehin zunächst zu Medikamenten, da eine Therapie vom Patienten als Zusatzbelastung empfunden werden kann.
Zudem können andere Methoden infrage kommen, etwa eine Wach- oder Lichttherapie. Viel Bewegung und körperliches Training ergänzen die Behandlung. Bei akuten Fällen sollte man sich die Telefonseelsorge oder Krisentelefone anrufen oder sich an den Sozialpsychiatrischen Dienst wenden.
Wie man Depressionen vorbeugt
Leider gibt es keinen Trick, mit dem man eine Depression sicher verhindern kann. Man hat nun mal die Veranlagung, sie begleitet einen in der Regel ein Leben lang. Auch nach erfolgreichen Therapien kann es immer wieder zu Rückfällen kommen.
Doch wer sein Leben positiv gestaltet, kann das Erkrankungs- und Rückfallrisiko laut AOK verringern. Freunde, Unternehmungen, Bewegung, Sport, erfüllende Hobbys – all das kann dabei helfen, eine depressive Störung leichter zu bewältigen, kurz: alles, was gut tut.
Manche nehmen auch jahre- oder ihr Leben lang Antidepressiva: Das senkt das Risiko eines Rückfalls um 70 Prozent. In Sachen Psychotherapie haben sich regelmäßige Auffrischsitzungen als sinnvoll gezeigt. In vielen Fällen verschwindet der Schatten auf der Seele und die Hoffnung kehrt zurück.