Das Gründerteam um Lena Glässel, Chris Veit, Dave Tjiok und Laura Rothgang (von links) geht im Rechtsstreit um „Milck“ in die nächste Instanz. Foto: /The Hempany

Der Milchindustrie wollen sie sich nicht beugen und „für das Tierwohl“ kämpfen: Ein Stuttgarter Start-up, das Hanfdrinks mit dem Namen „Milck“ erzeugt, hat beschlossen, trotz hoher Kosten, die drohen, nach verlorenem Urteil nun in Berufung zu gehen.

Nicht nur um das Werben für vegane Ernährung, die kein Tierleid erzeugt, geht es, sondern auch um sehr viel Geld. In der ersten Instanz hat das Stuttgarter Food-Start-up The Hempany im Februar vor dem Landgericht gegen die Wettbewerbszentrale verloren. Die jungen Leute, die Milchersatz aus Hanfsamen den Kunstbegriff „Milck“ gaben, mussten die Prozesskosten übernehmen. Obendrein wird ihnen eine Strafe von bis zu 250 000 Euro angedroht, falls sie die Bezeichnung ihrer Milchalternative nicht ändern. Die Elfte Zivilkammer des Landesgerichts hatte im Urteil pro Milchindustrie beanstandet, dass der „Fantasiename Milck“ die Verbraucher „verwirren könnte“.

„Eingriffe in die Kreativität bei Nutzung der Sprache ist unzulässig“

Von den hohen Kosten, die auf die Firma zukommen könnten, lässt sich diese nicht stoppen. „Die Marktorganisationsverordnung rechtfertigt keine Eingriffe in die Kreativität bei der Nutzung der Sprache als Werbemittel“, erklärt Frank Hammel, der Anwalt des Start-ups. Zudem habe das Landgericht Stuttgart im Urteil „die Vielzahl der am Markt gebräuchlichen und bei Verbrauchern bekannten Kunstbegriffen sowie die ,No-Milk’-Bezeichnungen übersehen“. Wie er die Erfolgsaussichten der Berufung einschätzt? Hammel: „Wir sehen viele offene Fragestellungen in der Urteilsbegründung, die von einem Berufungsgericht zu beantworten oder dem europäischen Gerichtshof zur Entscheidung vorzulegen sind.“ Dies stimme ihn optimistisch für den Ausgang in der nächsten Instanz.

The Hempany will „für das große Ganze kämpfen“

Dave Tjiok, der Ceo von The Hempany, will für „das große Ganze kämpfen“. Für zulässig hält er, wenn Verbraucher Vergleiche „zu bisher bekannten und gelernten Lebensmittelrealitäten“ ziehen könnten. Dass Milch nur aus tierischen Eutern kommt, sei bekannt, rechtfertige jedoch nicht das Verbot von neuen Wortneuschöpfungen. Dem Chef des Start-ups ist ein Austausch mit der Milchindustrie wichtig. Die sei nämlich an veganen Milchalternativen durchaus selbst interessiert, um an dem wachsenden Markt teilhaben zu können. Wie dieser Markt wächst, weiß man unter anderem in der Stuttgarter Szene-Bar Tatti. Wer dort einen Latte Macchiato bestellt, wird gefragt, ob mit Milch oder mit Milchersatz. Etwa jeder Dritte, heißt es an der Tatti-Theke, will bereits die Milchalternative.