Glückliche Gesichter bei der Preisverleihung, von links: Die Jury-Mitglieder Heinz Fohrer (Volksbank Mittlerer Neckar) und Margot Kemmler (Sportkreis Esslingen), Ute Billerbeck vom TSV Berkheim, Lisza Fischer-Heinrich von der Schillerschule sowie Jury-Mitglied Sigor Paesler (Eßlinger Zeitung). Foto: /Robin Rudel

Das Engagement des TSV wird mit dem bronzenen Stern des Sports ausgezeichnet. Auch weniger sportlichen Kindern wird Vertrauen und Spaß an der Bewegung vermittelt – begonnen im Klassenzimmer der Schillerschule.

Eine Situation, die sich so in ein paar Jahren abspielen könnte: Ute Billerbeck geht irgendwo in der Region Esslingen einkaufen, plötzlich sprechen sie zwei groß gewachsene, junge Männer mit einer durchschnittlichen Figur an. „Mensch Ute, mit dir haben wir doch damals an der Schillerschule geturnt“, sagen sie. Ute Billerbeck huscht ein Lächeln über das Gesicht.

Ähnliches erlebt die hauptamtliche Sportlehrerin des TSV Berkheim auch heute schon. Meistens sind es Aufeinandertreffen mit Leuten, die bei ihr im Verein mit dem Kinderturnen oder der Leichtathletik begonnen haben. In ein paar Jahren jedoch könnten sie welche ansprechen, die bislang oft durchs Raster gefallen sind. Denn das Projekt „Bärenstark auf Entdeckertour“ möchte auch und gerade Kinder erreichen, die etwa adipös oder verhaltensauffällig sind oder sonst von der Norm abweichen – und für die Bewegung ebenso wichtig ist.

Für dieses Engagement wurde der TSV Berkheim am Donnerstagabend beim Mitgliederforum der Volksbank Mittlerer Neckar ein paar Steinwürfe von der Schillerschule entfernt, in der Osterfeldhalle, mit dem bronzenen Stern des Sports ausgezeichnet. Der Deutsche Olympische Sportbund sowie die Volks- und Raiffeisenbanken schreiben den Preis seit vielen Jahren für gesellschaftliches Engagement von Sportvereinen aus. Der Berkheimer Turn- und Sportverein zeigt mit diesem Projekt auch, wie Leistungssport und gesellschaftliches Engagement in einem Club einher gehen können. Die Turnerinnen sind gerade in die Bundesliga aufgestiegen.

Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen gibt es viele – und es ist stets eine gute Sache. Das Projekt von TSV und Schillerschule Berkheim aber geht darüber hinaus. Die Kinder werden im wahrsten Sinne vor Ort abgeholt, denn die Aktion findet weder in der Sport-Halle, noch im Rahmen des Sport-Unterrichts statt. „Da geht es vor allem um Prävention“, erklärt Billerbeck. „Ich hatte die Idee schon lange und unsere Geschäftsführerin Gabi Hauke-Ziehfreund hat das dann weitergesponnen.“ Billerbecks Erfahrung: Gerade benachteiligte Kinder werden von ihren Eltern oft gar nicht zum Sportverein gebracht, vor allem nicht zu speziellen Gruppen. „Wer meldet sein Kind schon zu einem Kurs an, in dem es etwa explizit um adipöse Kinder geht“, fragt die Übungsleiterin. Also geht sie den umgekehrten Weg, in die Schule. Dort, bei der Schillerschule, die bereits lange in verschiedener Weise mit dem Verein kooperiert, traf auch dieses Projekt auf offene Ohren. Obwohl dafür reguläre Schulstunden zur Verfügung gestellt werden. „Das war aber überhaupt kein Problem“, erklärt Lehrerin Stefanie Saile, die bei der Koordination hilft, „wir haben sofort gesagt, dass wir dabei sind. Bei uns an der Schule hat Bewegung einen großen Stellenwert.“ Zudem habe sie die Chance erkannt, „dass sich die Kinder so auch gegenseitig besser kennenlernen können“.

Denn die Grundidee ist, die Schüler dazu zu animieren, „dass sie sich trauen, sich zu bewegen. Ich möchte sie zur Teamarbeit bringen“, sagt Billerbeck. Dazu machen sie im Klassenzimmer zunächst Übungen, bei denen sie lernen, einander zu vertrauen: „Ich ermuntere sie, die Übungen gerade mit denen zu machen, die nicht ihre besten Freunde sind.“ Da darf dann auch mal mit Papierknäueln geworfen werden – das tut nicht weh. Auch die Eßlinger Zeitung wird eingebunden, berichtet die Sportlehrerin. Allerdings wird darin nicht, wie etwa beim Projekt ,Zeitung in der Schule’, gelesen, sondern damit etwa balanciert. Auch in Gruppen von Jungen und Mädchen, was offensichtlich nicht so selbstverständlich ist. Dass die Kinder irgendwann in einen Verein gehen, sei – vor allem in deren Interesse – wünschenswert, aber nicht erstes Ziel des Projekts.

Die Sterne-des-Sports-Jury, die aus Margot Kemmler, der Präsidentin des Sportkreises Esslingen, Vorstandssprecher Heinz Fohrer und der für Unternehmenskommunikation zuständige Andreas Fischer von der Volksbank Mittlerer Neckar sowie Jens Vöhringer von der Nürtinger Zeitung und Sigor Paesler von der Eßlinger Zeitung besteht, entschied sich einstimmig für die Berkheimer Bewerbung. „Bei dem Präventionsprojekt ,Bärenstark auf Entdeckertour’ geht es in erster Linie darum, die Kinder dort abzuholen, wo sie gerade stehen, egal welche Einschränkungen vorliegen“, sagte Kemmler am Donnerstagabend in ihrer Laudatio. „Weniger sportlichen Kindern soll die Angst vor Überforderung genommen und Mut gemacht werden, sich auszuprobieren.“ Ebenfalls ein wichtiger Punkt, den Kemmler stellvertretend für die Jury betonte: „Durch den methodisch-didaktischen Aufbau der Stunden lernen die Kinder, Achtsamkeit und Rücksichtnahme gegenüber schwächeren Schülerinnen und Schülern.“

Vielleicht trifft Ute Billerbeck in ein paar Jahren tatsächlich ehemalige Schüler der Schillerschule wieder, denen anzusehen ist, dass sie durch das Projekt „Bärenstark auf Entdeckertour“ erfahren haben, dass gegenseitiges Vertrauen und Bewegung gut tun. Spätestens dann weiß sie, dass sich das mit dem bronzenen Stern des Sports ausgezeichnete Engagement gelohnt hat.

Preise und Bewerbung

Preise
 Neben dem TSV Berkheim, der mit dem bronzenen Stern des Sports auch 1500 Euro erhielt, wurden für Platz zwei auf Kreisebene der TV Nellingen für ein inklusiven Fußballtraining mit 1000 Euro und für den dritten Platz der SSV Esslingen für ein Projekt zur Gewinnung von jungen Ehrenamtlichen mit 500 Euro belohnt.

Silberner Stern
 Der TSV Berkheim nahm als Sieger auf Kreisebene auch am Landeswettbewerb teil. Sieger des dort vergebenen silbernen Stern des Sports wurde der TV Gengenbach für die Entwicklung eines Würfelspiels, mit dem Kinder zur Bewegung motiviert werden sollen. Zweiter wurde die TSG Weinheim, Dritter der TSV Meßstetten.

Bewerbung
  Vereine, die unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes organisiert sind, können sich bereits jetzt mit Projekten, mit denen sie sich im gesellschaftlichen Bereich engagieren, für die nächste Vergabe des Sterns des Sports bewerben.

Informationen unter www.sterne-des-sports.de