Die internationale Schutztruppe KFOR ist im Kosovo präsent. Foto: dpa/Dejan Simicevic

Nach der Festnahme eines mutmaßlichen serbischen Milizenanführers im Kosovo gibt es erneut Zusammenstöße zwischen der kosovarischen Polizei und ethnischen Serben. Die Hintergründe.

Nach der Festnahme eines mutmaßlichen serbischen Milizenanführers im Kosovo hat es in der Stadt Mitrovica am Dienstag erneut  Zusammenstöße zwischen der kosovarischen Polizei und Angehörigen der serbischen Minderheit gegeben. Der kosovarische Innenminister Xhelal Svecla sagte, drei Polizisten seien „leicht verletzt“ worden, nachdem ein Mann in Gewahrsam genommen wurde, der Angriffe auf KFOR-Soldaten im Mai organisiert haben soll. 

AFP-Journalisten vor Ort beobachteten, wie die Polizei von einer Menge ethnischer Serben zurückgetrieben wurde, die Steine warfen. Luftschutzsirenen heulten in der Stadt, als sich etwa 100 Serben ein Handgemenge mit der Polizei lieferten.

Seit Wochen kochen die Spannungen im unruhigen Norden des Kosovo über, nachdem Pristina beschlossen hat, ethnisch-albanische Bürgermeister in vier Gemeinden mit serbischer Mehrheit einzusetzen. Serbische Bewohner im Norden des Landes hatten zuvor die dortigen Kommunalwahlen boykottiert. 

Rund 120.000 Serben leben im Kosovo

Nach der Einsetzung kam es in der Stadt Zvacan im Nordkosovo Ende Mai zu Ausschreitungen, bei denen 30 Soldaten der internationalen Schutztruppe KFOR verletzt wurden.

Die Krisenstadt Mitrovica im Norden des Landes, geteilt in serbische Viertel nördlich des Ibar-Flusses und einen albanischen Teil im Süden, war seitdem in Alarmbereitschaft. 

Der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti hatte vor den jüngsten Zusammenstößen einen Fünf-Punkte-Plan zur Deeskalation vorgelegt, der Neuwahlen in den vier umstrittenen Gemeinden forderte sowie die „sofortige“ Wiederaufnahme der Gespräche mit Serbien unter der Schirmherrschaft der EU.

Das 1,8-Millionen-Einwohner-Land Kosovo mit seiner mehrheitlich ethnisch-albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als serbische Provinz betrachtet. Rund 120.000 Serben leben im Kosovo, vor allem im Norden.