Helmut Dieser, Bischof von Aachen, bei einer Pressekonferenz der Deutschen Bischofskonferenz. Foto: dpa/Robert Michael

Das Bistum Aachen hat als erste katholische Diözese in Deutschland eine Liste mit den Namen mutmaßlicher Missbrauchtäter veröffentlicht – darunter auch ein verstorbener Weihbischof. Für viele sei dies ein Schock, erklärt Bischof Helmut Dieser.

Im Zuge der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt durch Priester und andere kirchliche Beschäftigte hat das Bistum Aachen die Namen von 53 Tätern und mutmaßlichen Tätern im Internet veröffentlicht.

Man wolle Betroffenen Mut machen, sich mitzuteilen, sagte Bischof Helmut Dieser am Mittwoch (18. Oktober) in Aachen. „Mit der Nennung der Namen gehen wir dabei weiter voran.“ Das katholische Bistum ist das erste in Deutschland, das diesen Schritt geht.

Liste mit 53 Namen von Klerikern

Der Aachener Dom. Foto: dpa/Marius Becker

Nach Angaben des Bischofs sind unter den Namen, die auf der Internetseite des Bistums aufgeführt sind, 52 Geistliche und ein Nicht-Kleriker. Insgesamt sind laut Bistum 126 beschuldigte Kirchenmitarbeiter und 267 Betroffene bekannt. Unter den mutmaßlichen Tätern findet sich auch der Name des im Jahr 1986 verstorbenen Weihbischofs August Peters. „Ich verstehe, dass dies für viele ein Schock sein muss“, betonte der Aachener Bischof. Dieser ist auch Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz.

Als Reaktion auf den Missbrauchsskandal hatte die katholische Kirche in Deutschland 2019 einen Reformprozess eingeleitet, den Synodalen Weg. Damit sollten die Strukturen, die den Missbrauch jahrzehntelang begünstigt hatten, verändert werden.

Missbrauchsvorwürfe gegen Essener Kardinal Hengsbach

Das Bistum Essen untersucht Missbrauchsvorwürfe gegen den Gründungsbischof des Ruhrbistums und späteren Kardinal Franz Hengsbach (1910-1991). Foto: dpa/Fritz Fischer

Zuletzt hatte der Skandal eine neue Dimension erhalten, als erstmals ein Kardinal als mutmaßlicher Täter ins Bild kam. Der 1991 gestorbene Ruhrbischof Franz Kardinal Hengsbach soll unter anderem in seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn eine damals 16-Jährige missbraucht haben.

Keine Ausnahme bei mutmaßlichen Tätern

„Wir machen für keinen mutmaßlichen Täter eine Ausnahme, ganz gleich, welchen Rang er zeitlebens einnahm“,erklärte der Aachener Oberhirte. Im November 2020 hatten Rechtsanwälte ein Gutachten zu sexualisierter Gewalt im Bistum Aachen veröffentlicht. Darin wurden lediglich die Namen leitender Geistlicher genannt, denen Fehler im Umgang mit Missbrauchstätern vorgeworfen werden.

Laut Generalvikar Andreas Frick nennt das Bistum nur die Namen von Tätern und mutmaßlichen Tätern, die mindestens zehn Jahre tot sind. Entweder müsse der Betreffende von staatlichen oder kirchlichen Gerichten rechtskräftig verurteilt worden sein. Oder in dem jeweiligen Fall müsse ein Antrag auf Anerkennung des Leids positiv beschieden worden sein. „Diese Kriterien sind aus unserer Sicht belastbar, halten einer juristischen Prüfung stand und sind transparent“, so Frick.

Die konkreten Tatvorwürfe gegen Weihbischof August Peters würden – wie auch in den anderen Fällen – zunächst nicht öffentlich gemacht, sagte Bischof Dieser auf Nachfrage. Frick ergänzte, es gehe um Peters’ langjährigen Einsatz als Priester im niederrheinischen Schiefbahn und damit nicht um seine Zeit als Weihbischof.