Armin Rohde ist Graf Dracula in „Beasts Like Us“. Foto: Amazon Prime

„Beasts Like Us“ ist eine originelle und sehr witzige Horror-Comedy-Serie. Menschen und Mutanten leben Seite an Seite – bis Graf Dracula die Herrschaft übernehmen will.

In einer besseren Welt würden alle Wesen einträchtig miteinander leben, aber was in der Wirklichkeit nicht funktioniert, klappt in Filmen erst recht nicht. Um das Dasein im Wiener Paralleluniversum dieser Amazon-Serie dennoch so harmonisch wie möglich zu gestalten, soll die Bundeskreaturenbehörde eine friedliche Koexistenz von Menschen und Mutanten gewährleisten. Das gelingt im Großen und Ganzen überraschend gut.

Eine Zombie-Epidemie bricht aus

Im Angesicht eines Zombies, der einem nach dem Leben trachtet, vergisst man aber leicht, dass auch diese Wesen Rechte haben. Mit der Zombie-Epidemie beginnt „Beasts Like Us“ auch, was dramaturgisch ein gewisses Risiko darstellt, denn die ersten beiden Folgen sind völlig überdreht. Erst mit der dritten Episode nimmt die Serie sich selbst und ihre Figuren ernst. Die Umsetzung bleibt zwar vorwiegend heiter, wirkt aber nun nicht mehr wie eine Parodie. Denn es geht um nichts Geringeres als die Weltherrschaft, und ausgerechnet ein unscheinbarer junger Mann soll verhindern, dass finstere Mächte die Menschheit unterjochen.

Zunächst erzählen Peter Bruck und Ernst Golda (Buch) sowie Marc Schlegel (Regie) jedoch die ganz gewöhnliche Geschichte einer einseitigen Zuneigung: Der schmächtige Simon (Jakob Schmidt) liebt Natalie (Cosima Henman), doch die spielt in einer ganz anderen Liga, weshalb ihre Freundin Raffi (Jing Xiang) auch keinerlei Verständnis dafür hat, dass sie Simon eingeladen hat. Er erscheint in Begleitung von Lukas (Benedikt Kalcher), Typ Posterboy. Es entspinnt sich eine typische Sitcom-Szenerie von vier Mittzwanzigern mit diversen Dialogen, die mitunter allzu sehr um Originalität bemüht sind. Eine erste Irritation löst die Nachricht aus, dass ein „Z-Virus“ ausgebrochen sei, die Regierung verhängt einen Lockdown, die Pizzabotin entpuppt sich als Zombie, Lukas verwandelt sich in einen irre kichernden Dämon.

Eine Kanzlei, die Wolf & Fleder heißt

Bis zu diesem Moment ist „Beasts Like Us“ auf dem Weg zur allzu albernen Slapstick-„Zomedy“. Trotzdem lohnt es sich dranzubleiben, denn alles, was bisher geschah, war bloß Vorgeplänkel. Natalie entpuppt sich als Mutantin, deren telekinetischen Fähigkeiten ein Eigenleben entwickeln, und Raffi sieht für eine Frau, die schon seit weit über zweihundert Jahren tot ist, bemerkenswert gut aus. Außerdem ist sie in Natalie verliebt, was die Dinge kompliziert. Die Freundin ist Praktikantin in der Kanzlei Wolf & Fleder, die sich um die Belange nicht menschlicher Kreaturen kümmert. Zu ihren wichtigsten Klienten zählen Vampire, die sich in der Mitte der Gesellschaft etablieren und eine Partei gründen möchten. Tatsächlich wollen sie das System von innen zerstören; es braucht nicht viel Fantasie, um in den Plänen Parallelen zu aktuellen rechtsextremistischen Bewegungen zu erkennen.

Raffi ist trockene Vampirin

Darüber hinaus enthalten die Drehbücher zu den acht im Schnitt knapp 25 Minuten langen und entsprechend kurzweiligen Folgen eine Vielzahl von Anspielungen auf die Popkultur, mit Schwerpunkt bei Horror, Science-Fiction und Fantasy; für Genrefans ist „Beasts Like Us“ schon allein deshalb ein großer Spaß. Die Mitglieder des vierköpfigen Kern-Ensembles dieser österreichisch-deutschen Produktion dürfen immer wieder aus der Rolle fallen: Kreaturenrechtlerin Natalie erkennt, dass sie auch mal gegen ihre Prinzipien verstoßen muss, um ihre Ziele zu erreichen. Raffi, trockene Vampirin und Tochter des Oberhaupts aller Blutsauger, soll das Gesicht der Kampagne werden, arbeitet jedoch auch als V-Frau für die Bundeskreaturenbehörde. Lukas wird aufgrund der Nebenwirkungen eines Anti-Liebes-Zaubertranks zum Werwolf, und Simon wandelt sich zwischendurch als sein eigener Doppelgänger zum Womanizer. Ein kleiner Coup ist die Besetzung von Graf Dracula: Armin Rohde mag nicht den erotischen Charme von Christopher Lee haben, aber als Kopf der Verschwörung ist er perfekt.

Beasts Like Us: verfügbar bei Amazon Prime