Ann-Katrin Zellner (links), Margit Müller und Stefan Zeh freuen sich über das große Interesse an der Buchmesse in Fellbach. Foto: Gottfried Stoppel

Am 9. März soll die erste Stuttgarter Buchmesse ihre Pforten öffnen, Hunderte Tickets sind bereits verkauft. Doch warum findet die Veranstaltung in Fellbach statt?

Bücher über Bücher, Autoren, die aus ihren Werken lesen, Verlage, die über Trends berichten – das und mehr kennen viele Leseratten von den Buchmessen, die jährlich in Leipzig und Frankfurt stattfinden. Viel zu weit weg, finden Stefan Zeh, Ann-Katrin Zellner und Margit Müller, die gemeinsam die erste Stuttgarter Buchmesse auf die Beine stellen.

120 Aussteller auf 1000 Quadratmetern

„Stand heute haben wir bereits 420 Tickets verkauft“, berichtet Ann-Katrin Zellner strahlend. Die Freude über die gute Resonanz ist sichtlich groß bei den drei Autoren, die die Veranstaltung am 9. März in der Fellbacher Schwabenlandhalle organisieren. In der Zeit zwischen 10 und 18 Uhr werden etwa 120 Aussteller ihre Werke auf rund 1000 Quadratmetern Fläche vorstellen, zwischendurch wird es immer wieder Autorenlesungen geben. Liebhaber sämtlicher Genres sollen auf ihre Kosten kommen, und junge Leser haben bei einer Kinderbuchrallye Chancen auf einen Preis.

Die Wahl des Veranstaltungsorts ist eher der Not geschuldet als geplant, obwohl die Organisatoren sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung sind. „Die meisten Hallen in Stuttgart sind schlicht nicht groß genug oder eher für Konzerte als für Messen gebaut“, berichtet Ann-Katrin Zellner. Der große Kursaal in Bad Cannstatt war am gewünschten Datum bereits belegt, eine Verschiebung des Termins kam für das dreiköpfige Team nicht infrage. „Die Anbindung an Stuttgart ist durch die Stadtbahn super und Parkplätze gibt es an der Schwabenlandhalle auch genug“, sagt die 29-Jährige.

Von der spontanen Idee zur Umsetzung

Für sie und ihre beiden Teamkollegen, die alle drei in der Gegend leben, hat es oberste Priorität, dass sich alle Menschen auf der Buchmesse willkommen fühlen. „Deshalb haben wir den Eintrittspreis mit fünf Euro pro Person bewusst niedrig gehalten, Kinder unter zwölf Jahre haben sogar freien Eintritt“, sagt Ann-Katrin Zellner. Zudem sei das gesamte Messegelände barrierefrei.

Die Idee für eine Stuttgarter Buchmesse kam Stefan Zeh und Ann-Katrin Zellner bei einer gemeinsamen Lesung in Esslingen vor rund einem Jahr. „Wir haben eigentlich nur rumgeblödelt, dass Stuttgart eine eigene Buchmesse braucht, weil Frankfurt, Leipzig oder Berlin für viele Menschen zu weit entfernt ist“, erzählt Ann-Katrin Zellner. Die Idee ließ die beiden nicht mehr los, und so begannen sie mit der Planung. Im Januar dieses Jahres kontaktierte sie dann Margit Müller mit dem Angebot, die Pressearbeit für die Veranstaltung zu übernehmen.

Große Chance für kleine Verlage

Sie betont mit Blick auf die hohe Nachfrage sowohl bei Lesern als auch Ausstellern: „Bücher sind nicht tot!“ Insgesamt durchlebt der Buchhandel in Deutschland zwar auch nach der Pandemie schwierige Zeiten, doch besonders die jungen Leserinnen und Leser geben Grund zur Hoffnung. Auf der Internetplattform TikTok sind Videos mit Buchempfehlungen für Jugendliche enorm beliebt. Auch auf der Stuttgarter Buchmesse soll die junge Leserschaft auf ihre Kosten kommen, mit zahlreichen Autoren und Verlagen, die auf Jugendliteratur spezialisiert sind.

Bedarf für eine Buchmesse sehen die Organisatoren auch deshalb, weil die schon lange etablierten Buchwochen in der Landeshauptstadt den Lesern nicht die Möglichkeit biete, Bücher zu kaufen. „Die Autoren verdienen natürlich auch mehr, wenn sie ihre Bücher direkt an die Leser verkaufen können“, erklärt Stefan Zeh. Außerdem soll die Buchmesse in Fellbach auch kleinen Verlagen und Autoren, die auf den etablierten Messen schon wegen der Standgebühren keine Chance haben, einen Platz bieten. Das hat seinen Reiz, und so haben sich unter anderem Aussteller aus Spanien, Schweden, Frankreich und der Schweiz angemeldet.

Ehrenamtlicher Vollzeitjob

Für das dreiköpfige Organisationsteam ist die Liebe zu Büchern gewissermaßen Berufssache. Ann-Katrin Zellner ist gelernte Augenoptikermeisterin, hat aber bereits mehrere Kriminalromane veröffentlicht. Ihr Kollege Stefan Zeh ist ebenfalls Krimiautor, seit 2018 sogar hauptberuflich. Margit Müller arbeitet in der Heimintensivpflege und veröffentlicht bald ihre erste Romanreihe.

Das Projekt Stuttgarter Buchmesse verlangt den drei Autoren viel ab. Der Markenname ist inzwischen geschützt, Versicherungen sind abgeschlossen, Flyer gedruckt, das Catering organisiert, für Sicherheit ist auch gesorgt. Trotzdem ist Ann-Katrin Zellners To-do-Liste noch lang, täglich kommen neue Aufgaben hinzu. „Es ist im Prinzip ein Vollzeitjob, den wir neben unseren eigentlichen Jobs machen“, sagt die 29-Jährige.

Bislang haben sie zwar nur Erfahrungen mit Lesungen, aber jetzt schon ehrgeizige Ziele für die Zukunft ihres Projekts. „Nächstes Jahr wird die Buchmesse wieder in der Schwabenlandhalle stattfinden, allerdings auf fast doppelt so großer Fläche“, sagt Stefan Zeh über die Pläne. 2026 soll dann gar die komplette Schwabenlandhalle angemietet werden. „Wir wollen richtig groß werden“, verkündet der Autor. „Es ist wichtig, große Ziele zu haben.“ Nun liegt der Fokus aber erst einmal auf einer reibungslosen und erfolgreichen Premiere am 9. März.

Infos, Programm und Tickets für die Buchmesse in der Schwabenlandhalle gibt es unter www.stuttgarter-buchmesse.de. Tickets sind auch vor Ort zu haben.