Über die Entwicklung des Schienenverkehrs in der Region gibt es eine Debatte. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Stadt Stuttgart verweist auf eigene, aktuelle Untersuchungen zur Zukunft des Schienenverkehrs. Der Verkehrsclub Deutschland fordert jetzt schon zusätzliche Gleise am Hauptbahnhof. Ein Regionalrat kritisiert den Regionalpräsidenten.

Stuttgart - Die Aussagen von Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) im Interview mit unserer Zeitung zur weiteren Umgestaltung des Bahnhofs und dessen Umfelds haben eine Debatte ausgelöst. Er glaubt, eine zusätzliche Bahnstation beim Hauptbahnhof sei für den gewollten Fahrgastzuwachs notwendig. Die Stadt, der die Flächen gehören, sieht sich durch erste Ergebnisse der Gutachter in ihren Bedenken bestätigt.

Rathaus korrigiert Aussagen des Ministers

Das Stuttgarter Rathaus verweist auf eine von den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) in Auftrag gegebene Studie, deren Ziel es sei, „für den längerfristigen Zeithorizont verschiedene grundsätzliche Ausbauvarianten der Schieneninfrastruktur, insbesondere der Zulaufstrecken, zu untersuchen und zu vergleichen.“ In diese Studie könnten auch die Erkenntnisse der vom Ministerium beauftragten Gutachter hinsichtlich „Machbarkeit und Kosten einer Ergänzungsstation“ einfließen. Das Rathaus korrigiert eine Aussage des Ministers zum Zeitplan für den Umbau des Bahnhofsumfeldes. Die Umgestaltung des Zentralbereichs der Klett-Passage solle im Dezember 2025 fertiggestellt sein. Hermann sprach in diesem Zusammenhang vom Jahr 2035.

Verkehrsclub warnt vor Schildbürgerstreich

Der Landeschef des Verkehrsclub Deutschland (VCD), Matthias Lieb, sagt: „Die Behauptung, dass in Stuttgart kein Bedarf für eine Ergänzungsstation bestehe, kann derzeit seriös nicht belegt werden.“ Ob sich die in die neue digitale Zugsicherungstechnik ETCS gesetzten Hoffnungen auf eine Kapazitätssteigerung erfüllten, sei noch nicht erwiesen. „Wenn die Stadt Stuttgart ihren Städtebau ohne eine solche Ergänzungsstation plant, könnte das ein Schildbürgerstreich werden.“

Christoph Ozasek, Fraktionsvorsitzender Linke/Pirat in der Regionalversammlung kritisiert Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU). Der hatte die Notwendigkeit einer Ergänzungsstation bezweifelt. „Anstatt jedwede Diskussion abzuwürgen, sollte sich der Verbandsvorsitzende um ein tragfähiges Notfallkonzept für die S-Bahn bemühen“, so Ozasek.