Häufig spielt auch Humor in die Arbeiten von Elke Zahn hinein. Foto: Simon Granville

Von der Damenschneiderin zur Textilkünstlerin: Elke Zahn aus Rutesheim steckt voller Ideen. Dabei entsteht am Ende Außergewöhnliches.

Auf der Theke in der Werkstatt liegen Rundlinge aus Filz, die, wenn sie nicht bunt wären, an Kiesel erinnern. „Es sind Filzreste“, sagt Elke Zahn, die seit 2006 ihre Werkstatt für Textiles und Objekte in der Gartenstraße in Rutesheim hat. In der Hand erinnern die Rundlinge an Handschmeichler. Besonders alte Menschen, Kinder und Behinderte mögen sie, weiß Zahn.

Die Damenschneidermeisterin arbeitet seit einigen Jahren mit dem Material Filz. In ihrer Werkstatt fallen einem Sitzkissen in leuchtenden Farben auf, die oben mit lauter Filzschlaufen versehen sind, oder der rote Pouf mit Schlaufen. Sie fertigt auch Sitz- und Kopfkissen mit einem Spruch oder einem Motto darauf: Auf einem Kissen, das aus zwei Farben besteht, ist „träum weiter“ zu lesen – Doppeldeutigkeit als Wortspielerei, so etwas liegt Elke Zahn. „Ein Kissen bietet mir die Fläche, die ich zum Gestalten brauche. Es kann aber ebenso gut ein Vorhang sein,“ so Zahn. Nachhaltigkeit und Qualität liegen ihr bei den Materialien am Herzen. Entsprechend wählt sie den Filz aus. „Auch bei der Kissenfüllung schaue ich genau.“

Nachhaltigkeit und Qualität liegen ihr am Herzen

„Mein Schwerpunkt liegt jetzt auf Schrift“, sagt die 60-jährige Rutesheimerin. Die Schriften entstehen mit der Filznadel, die spitz ist und einen Widerhaken hat. Die Buchstaben legt sie auf den fertigen Filz, dann werden die Buchstaben mit der Spezial-Nadel „gestochen“. Die Verknüpfung findet beim Reinstechen statt. Mit der Zeit werden sie immer fester und bleiben auf dem Untergrund haften. Etwa zehn Minuten braucht Zahn, um einen Buchstaben zu bearbeiten. Später geht sie von hinten mit heißem Dampf darüber. „Damit es plastisch wird und da noch einmal eine Verknüpfung ist“, sagt sie.

Mit ihrer Filzkunst hat sich Zahn beim Bund der Kunsthandwerker beworben, dessen Mitglied sie werden möchte. Bereits zwei Mal hat sie an einer Ausstellung der Kunsthandwerker teilgenommen – beispielsweise bei der letzten Weihnachtsmesse „Kunst – Handwerk – Design“ in Karlsruhe.

Schon der Opa von Elke Zahn, Karl Burger, ist Schneidermeister in Rutesheim gewesen, ihre Mutter hat das Handwerk bei ihrem Vater gelernt. Sie selbst hat zunächst einen anderen Weg eingeschlagen „Um 1980 war es schwierig, eine Arbeitsstelle zu finden“, sagt Zahn. Und so lernte sie Druckvorlagenherstellerin. „Das fand ich cool. Mir war damals nicht so ganz klar, dass das nicht ganz mein Ding ist“, sagt sie rückblickend. Aber auch nachdem sie erkannt hatte, dass sie gerne schneidert – 1990 machte sie eine Ausbildung zur Damenschneiderin, 1995 legte sie die Meisterprüfung ab – sei es noch „ein langer Weg weg von den Handwerksinnungsvorschriften gewesen“, betont Elke Zahn. Es dauerte, bis ihr klar war, wie sie sich am besten „ausdrücken“ kann, und es auch wollte. Heute fühlt sie sich wohl in dem, was sie tut. Aber sie sagt auch: „Ich profitiere von dem, was ich gelernt habe.“

„Ich profitiere von dem, was ich gelernt habe.“

Während der Coronazeit hat Zahn mit anderen Kunsthandwerkerinnen in Rutesheim einen Pop-up-Store aufgemacht, denn aufgrund der Pandemie war ihnen die Möglichkeit, sich zu präsentieren, weggebrochen. „Die Räumlichkeiten hat uns die Stadt zur Verfügung gestellt“, erzählt sie. Heute gibt Elke Zahn auch Näh- und Filzkurse. Ein Nähkurs ist für sie wie Meditation. „Dabei kann man entrücken. In der Stunde hat man nur das eine Ziel.“

Die Textilkünstlerin macht eigene Veranstaltungen oder beteiligt sich an gemeinsamen Events mit anderen Kreativen – wie beispielsweise die Ausstellung „Weiß plus“ vom Kulturforum Rutesheim im Rathaus. Im Jahr 2010, das Jahr in dem Frida Kahlo ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte, hat Zahn eine Ausstellung zu der Künstlerin in Pforzheim mit eigenen Objekten gestaltet. „Ich hatte mich da reingelesen,“ sagt sie. „Das mache ich gern, dass ich mich in ein Thema einarbeite. Dabei kommen mir dann schon Ideen.“ Die Aufführung der Rutesheimer Theatergruppe „Wörterwelten“ zum 100. Geburtstag von Loriot hat sie ebenfalls mit ihren textilen Ideen bereichert.

Sie arbeitet sich gern in ein Thema ein

In und bei ihrer Werkstatt gibt es immer wieder Veranstaltungen mit anderen Künstlern und Kreativen. Mit Karin Winter, der Leiterin der „Wörterwelten“, hat Elke Zahn die Reihe „Karin liest Triviales“ ins Leben gerufen. Am Sonntag steht bei der dritten Folge der Fürstenroman auf dem Programm. Bei diesen Terminen ist auch immer ein bisschen Schauspiel mit dabei. Zahn dazu: „Wir haben viel Humor und Energie.“

Schließlich ist es Elke Zahn noch wichtig hervorzuheben, dass man in ihre Werkstatt auch nur zum Schauen oder auf ein Schwätzchen bei einem Kaffee kommen kann.

Bei „Karin liest Triviales“, Folge 3: Der Fürstenroman, liest Karin Winter, am Sonntag, 4. Februar, um 18 Uhr in der Werkstatt für Textiles und Objekte, Gartenstraße 16 in Rutesheim. Interessierte melden sich unter: info@elke-zahn.de oder: winter_ ka@web.de an.