Jochen Ulmer malt seit Jahrzehnten – und stellt seine Bilder nun auch aus. Foto: Gottfried Stoppel

Jochen Ulmer ist Physiker und reist beruflich viel. Was ihm begegnet, hält er oft in Ölgemälden fest, die nun in Waiblingen zu sehen sind.

Malen war schon immer Jochen Ulmers Ding. In jungen Jahren hat er mit Pastellkreiden gearbeitet und Landschaftsaquarelle gemalt, die von den Werken des Künstlers Lyonel Feininger inspiriert waren. Und er hat zeitweise mit dem Gedanken gespielt, das Malen professionell zu betreiben. Am Ende entschied er sich aber für ein naturwissenschaftliches Studium. Er ist Physiker geworden: „Ich wollte wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält.“

Die Malerei hat er aber nie ganz aufgegeben – anders als das Geigenspiel, das früher ebenfalls eine wichtige Rolle in seinem Leben einnahm. Für beide Hobbys sei schlicht keine Zeit gewesen, sagt der 55-jährige Stuttgarter, der nun unter dem Titel „Eine Reise jenseits des Horizonts“ eine Auswahl seiner in den vergangenen drei Jahren entstandenen Ölbilder in der Galerie Schäfer in Waiblingen ausstellt. Das ist fast eine deutsche Premiere, denn obgleich Jochen Ulmer den größten Teil seines Lebens gemalt hat, ist er lange Zeit nicht auf die Idee gekommen, seine Werke öffentlich zu zeigen.

Eine Wende brachte erst die an Jochen Ulmer gerichtete Bitte eines ebenfalls künstlerisch tätigen Freundes, er möge bei einer Geschäftsreise in die USA seine Bilder bei einer Galeristin in der kalifornischen Stadt Carmel-by-the-sea vorstellen. Gesagt, getan. Dabei kam das Gespräch auch auf Jochen Ulmers Arbeiten. Sie hängen nun seit vier Jahren in eben dieser Galerie in Kalifornien.

Die Gemälde sind erstmals öffentlich ausgestellt

„Das war der Impuls, das auch in Deutschland zu machen“, erzählt Jochen Ulmer, der daraufhin einige Bilder von sich bei der Messe Art Fusion in Stuttgart präsentierte. Dort fielen sie Ursula und Michael Schäfer auf, die in ihrer Waiblinger Galerie regionale Kunstschaffende ausstellen. „Jochen Ulmers Kunst hat uns Spaß gemacht, sie stimmt fröhlich“, sagt Michael Schäfer. „Mit jedem Betrachten entdeckt man etwas Neues auf den Bildern“, findet Ursula Schäfer.

In der Physik gehe es darum, Zusammenhänge zu verstehen und Kompliziertes auf ein Grundgerüst zu vereinfachen, sagt Jochen Ulmer: „Das versuche ich auch bei meinen Bildern.“ Diese malt er seit rund 20 Jahren mit Ölfarben, deren Farbintensität er schätzt und nutzt. Dass die Farbe nicht gerade schnell trocknet, kommt ihm entgegen: „Ich bin ein langsamer Arbeiter.“ Bei seinen Gemälden legt der 55-Jährige oft mehrere Schichten übereinander, übermalt auch so manches oder beschneidet auf der Suche nach dem optimalen Format die Leinwand, bis er mit dem Ergebnis zufrieden ist.

Er malt mehr, als er sieht

Jochen Ulmer will nicht einfach malen, was er sieht – vielmehr versucht er, seine Eindrücke und das, was er an einem Ort empfunden hat, mit Formen und Farben auszudrücken. Das Bild „Geheimnisse unten am Fluss“ kommt beispielsweise ohne Blau aus. Die beherrschenden Farben sind Gelb und Orange, denn Jochen Ulmer ist von diesem heißen Tag in Kalifornien insbesondere die flirrende Sonne im Gedächtnis geblieben.

Erlebnisse bei seinen Geschäftsreisen, die ihn oft in die Vereinigten Staaten, nach Costa Rica oder China führen, inspirieren Jochen Ulmer häufig zu Gemälden. So auch das Bild „Streetdance II“, das eine tanzende Frau zeigt, der Jochen Ulmer in einer Straße in Costa Rica begegnet ist. „Niemand hat ihr zugesehen, die Passanten haben sie einfach ignoriert. Da wusste ich: Das wird ein Bild.“

Die Auswahl der Farbpalette ist entscheidend

Trotz der leuchtenden Farben wirkt es der Situation gemäß nicht fröhlich. Jochen Ulmer hat die Leinwand schwarz grundiert. „Die Auswahl der Farbpalette ist sehr entscheidend“, sagt der Maler, der mit der Wirkung von Farben nicht nur unterschiedliche Stimmungen – von bedrohlich bis heiter –, sondern auch verschiedene Ebenen erzeugt.

Auf seinen Reisen unternimmt Jochen Ulmer öfter Wanderungen. Da schießt ihm bisweilen der Gedanke durch den Kopf, wie es wohl dort hinten, wo er nicht hinsehen kann, aussehen mag. Manch einer würde losgehen und nachschauen. Jochen Ulmer lässt lieber seiner Fantasie freien Lauf und malt die Landschaft so, wie er sie sich vorstellt.

Die Ausstellung ist bis 23. März in der Galerie Schäfer, Lange Straße 9, in Waiblingen zu sehen: donnerstags und freitags von 13 bis 17 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei.