Herausforderungen für Kirche und Kommune gemeinsam erkennen und angehen, lautete das Thema einer Podiumsdiskussion mit OB Frank Nopper und Stadtdekan Christian Hermes (re.). Foto: Martin Haar

Stuttgarts OB Frank Nopper will nach scharfer Kritik von Stadtdekan Christian Hermes mit den Kirchen das Problem des drohenden Pflegenotstands angehen. Derzeit fehlen laut Hermes rund 2500 Pflegeplätze.

Was OB Frank Nopper an Stadtdekan Christian Hermes so schätze, wurde das Stadtoberhaupt auf einem Podium am Schillerplatz anlässlich des Katholikentags gefragt. Nopper überlegte nicht lange: „Ich schätze, dass er seine Meinung unerschrocken und prägnant äußert, wenn er einen Notstand sieht.“ Vielleicht hätte er das nicht so laut sagen sollen. Denn kaum ausgesprochen, machte Hermes seinem Unmut über den Umgang der Stadt beim drohenden Pflegenotstand Luft: „Es sieht nicht gut aus für Menschen, die in Stuttgart alt werden.“ Dann kündigte er dem OB an: „Ich werde wie ein Terrier an Ihrem Bein hängen, bis in der Altenpflege alles Notwendige getan wird. Man muss schon was wollen. Politik heißt auch, Ansprüche zu formulieren.“

Es fehlen 2500 Plätze

Laut Hermes fehlen in der Stadt aktuell zwischen 2025 und 2500 Pflegeplätze. Angesicht dieser Zahlen könne man nicht jahrelang wegschauen und es laufen lassen. Stattdessen müsse der OB das Thema Pflege nun zur Chefsache machen. Und von den Fraktionen des Gemeinderats forderte er das Ende einer Wegduckhaltung, da man sonst ein massives Versorgungsproblem habe. Und einmal so richtig in Fahrt, ergänzte der Monsignore: „Da müssen Sie jetzt mit Warp-Energie rangehen. Da ist die Hütte am Brennen.“ Und weil Frank Nopper diese offene Art des Stadtdekans so schätzt, sagte er Hermes spontan die baldige Zusammenarbeit beim Thema Pflegenotstand in der Stadt zu.

In einem zweiten Punkt waren sich Frank Nopper und Christian Hermes einig: Beide wollen dazu beitragen, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in der Stadt weiter gestärkt werde. „Stadt heißt“, so Stadtdekan Hermes, „dass sich viele Menschen, die verschieden drauf sind, gut vertragen und miteinander umgehen können.“ Das erfordere nicht nur gegenseitige Toleranz, sondern auch aktive Quartiersarbeit durch die Kommune sowie mobile Jugendarbeit der verschiedenen Träger. Hermes: „Das fragile Gut des Zusammenhalts braucht Dialog.“