Andreas Halbeisen hat die Leidenschaft für Modelleisenbahnen von seinen Opa und Vater geerbt. Foto: Simon Granville

Am Wochenende des traditionellen Festes präsentiert der Leonberger Modelleisenbahnclub im Johannes-Kepler-Gymnasium seine Ausstellung.

Mit einem solch überwältigenden Besucherstrom hatten die Mitglieder des Modelleisenbahnclubs Leonberg (MEC) im vergangenen Jahr überhaupt nicht gerechnet. Zum ersten Mal hatten sie ihre große Modelleisenbahnschau am Pferdemarkt-Wochenende im Foyer-Bereich des Johannes-Kepler-Gymnasiums präsentiert. „Gekommen waren etwa 1600 Leute, uns wurden fast die Türen eingerannt“, freut sich Andreas Halbeisen, der Vorsitzende des MEC, noch immer über diese Resonanz.

Dabei hatten die Organisatoren diese Location zunächst gar nicht auf dem Schirm. Seit 2004 sind die Modelleisenbahner mit ihrer Ausstellung beim traditionellen Pferdemarkt dabei. Zunächst in der Mörikeschule, die irgendwann zu klein wurde. „Außerdem war sie zu abseits des Festes, wir wurden dort gar nicht richtig wahrgenommen“, sagt der Vorsitzende. 2020, kurz vor Corona, fanden sie Platz in der Georgii-Halle.

Der Aufbau ist umfangreich und zeitintensiv

Beim ersten Pferdemarkt nach der Pandemie waren sie erneut auf der Suche nach einer Räumlichkeit, denn in der Georgii-Halle fand am Freitag vor ihrer Ausstellung ab sofort die Jugenddisco Platz. Also mussten sie wieder weichen. „Wir können nicht erst am Samstag mit dem aufwendigen Aufbau starten“, sagt Halbeisen. Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung brachte schließlich das Johannes-Kepler-Gymnasium ins Spiel. Die perfekte Lösung für den MEC. „Wir haben dort viel Platz und gute Möglichkeiten zur Bewirtung.“

An diesem Wochenende präsentiert der MEC Leonberg also einen Bahnbetrieb der 1960/70er Jahre auf seiner sogenannten H0 Modulanlage im Maßstab von 1:87, die aus vielen einzelnen „Tischen“ aufgebaut wird und aus Gleisen sowie einer detailverliebt aufgefrischten Landschaft besteht. Für das Publikum werden hier zeitweise auch moderne Züge fahren – und das vermutlich ohne Verspätungen. Einen Eisenbahnbetrieb mit kleineren Fahrzeugen und kurzen Zügen zeigen die Modellbahner der Arbeitsgemeinschaft Schmalspur (Arge S), die ihren Sitz in Dresden hat. Den exakt nach Vorbild gebauten Bahnhof Enzweihingen lässt Harald Neumann in seinem sehr detaillierten Modell wieder aufleben. Die einst 7,33 Kilometer lange Vaihinger Stadtbahn ist längst stillgelegt. Sie verband Vaihingen an der Enz mit dem Stadtteil Enzweihingen.

Ausstellung mit kleinen Verkaufsständen

Peter Höhn präsentiert seine schmalspurige US-amerikanische Waldbahn. An verschiedenen Basteltischen zeigen Modellbauer weitere Möglichkeiten ihres Hobbys. Der Lokomotivführer-Nachwuchs darf auf einem sogenannten Gartenbahn-Modell in kinderfreundlicher Baugröße selbst am Fahrregler drehen. Komplettiert wird die Ausstellung mit kleinen Verkaufsständen, die Besuchern die Möglichkeit bieten, vielleicht ein schon länger gesuchtes Modellbahnobjekt oder Landschaftsbaumaterial günstig zu erwerben.

Bis zum Jahr 2006 waren die Modelleisenbahner unter dem Dach des Leonberger Modellbau-Clubs angesiedelt. Weil es gemeinsam nicht mehr so harmonierte, machten sie sich 2007 selbstständig. Aktuell beschäftigt sie die Suche nach einem geeignetem Vereinsraum – der auch Platz bietet, Material zu lagern. In der Vergangenheit hatten sie verschiedene Domizile für eine nur begrenzte Zeit. Mal nutzten sie Räume der Feuerwehr, mal trafen sie sich im Eltinger Rathaus. Bis 2019 waren sie im ehemaligen Leonberger Postgebäude untergebracht, trafen sich dort wöchentlich. Dann mussten sie raus, weil das Gebäude bekanntlich bald abgerissen werden soll.

Anfahrt nach Stuttgart ist zu weit

Fündig wurden sie dann im Gebäude der Stuttgarter Straßenbahnen AG – in der Mercedesstraße in Bad Cannstatt. „Dort teilen wir uns mit anderen Vereinen eine große Fläche, können aber nur bis Mitte 2025 bleiben, weil auf diesem Areal ein neues Bus-Depot entstehen soll“, sagt Andreas Halbeisen, seit 2018 Vorsitzender des MEC. Optimal sei diese Lösung ohnehin nicht, da die Anfahrtswege für die Leonberger Mitglieder einfach zu weit seien. „Wir würden gerne unsere Miete in Leonberg zahlen, haben aber bisher noch nichts Passendes gefunden“, sagt der 55-Jährige, der in Hirschlanden wohnt. Der Modelleisenbahnclub ist ein kleiner Verein, zählt knapp 30 Mitglieder. Die Altersstruktur: 50 aufwärts. „Wir würden gerne auch was für die Jugend anbieten, doch dafür bräuchten wir andere Rahmenbedingungen“, sagt der Sicherheitsingenieur, der die Leidenschaft für dieses Hobby von seinem Opa und Vater geerbt hat. Irgendwann sei die erste Märklin-Eisenbahn da gewesen. Die Anlage wurde zunächst sukzessive auf dem Teppichboden aufgebaut. Dann wurde alles auf eine Platte gesetzt – die bei Platzbedarf mit einem Seilzug einfach unter die Decke gezogen werden kann. Auch Halbeisens Sohn hat längst Spaß an der Modelleisenbahn gefunden. Vielleicht wird er ja bald den Altersdurchschnitt beim MEC Leonberg nach unten drücken.

Die Modellbahnausstellung des MEC Leonberg findet am Samstag, 10. Februar 2023, von 11 Uhr bis 18 Uhr und am Sonntag, 11. Februar, von 11 bis 17 Uhr im Johannes-Kepler-Gymnasium Leonberg (direkt neben der Georgii-Halle), Lindenstraße 4, statt. Die Eintrittspreise betragen für Kinder von sechs bis 16 Jahren 2 Euro, Erwachsene zahlen 5 Euro, Familien (Eltern mit Kindern bis 16 Jahre) 8 Euro. Weitere Informationen unter www.mec-leonberg.de im Internet.