Der Regierungsflieger kehrte nach dem Start wieder nach Abu Dhabi zurück. Foto: dpa/Sina Schuldt

Außenministerin Annalena Baerbock wurde bei ihrer Reise nach Australien, Neuseeland und Fidschi von technischen Problemen am Regierungsflieger ausgebremst. Experten überrascht das nicht.

Selbst als Spitzenpolitikern bleibt man von den Ärgernissen des modernen Reisens nicht verschont. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wollte nach Australien, Neuseeland und Fidschi reisen, wurde aber durch einen technischen Defekt an der Regierungsmaschine ausgebremst. Der Flug der Außenministerin startete zwar nach einem Tankstopp in Abu Dhabi, kehrte kurz darauf aber an seinen Abflugort zurück. Der Pilot hatte ein Problem beim Einfahren der Landeklappen bemerkt. Daher entschied er, zum Start-Flughafen zurückzukehren. Allerdings kreiste das Flugzeug vorher noch zwei Stunden lang in der Luft, um 80 Tonnen Kerosin abzulassen. Nur so konnte eine sichere Landung gewährleistet werden. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Mitglied der Bundesregierung mit der Flugbereitschaft strandet. Eine Panne am selben Flugzeug sorgte 2018 dafür, dass die damalige Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit ihrem damaligen Finanzminister Olaf Scholz (SPD) verspätet zum G20-Gipfel in Buenos Aires anreiste.

Ältere A 340 werden ausgemustert

Für Luftfahrt-Experte Gerald Wissel ist das keine Überraschung. „Der Airbus A 340 ist ein älteres Modell, da kommen solche kleineren Pannen immer wieder vor.“ Tatsächlich übernahm die Flugbereitschaft dieses Flugzeug von der Lufthansa, wo es zuvor im Liniendienst eingesetzt wurde. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums, dem die Flugbereitschaft untersteht, wies zurück, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Alter des Flugzeugs und der Zuverlässigkeit gebe.

Auch der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner lobte am Montag die Flugbereitschaft. Sie mache einen „hervorragenden Job“, sagte Büchner auf Nachfrage. Er entgegnete, die Flugzeuge würden „hervorragend gewartet“. Dabei sei nicht das Alter, sondern der Wartungszustand entscheidend. „Und diese Flugzeuge werden so gewartet, dass sie mit jedem neuen Flugzeug vergleichbar sind, was ihre Sicherheit angeht.“

Tatsächlich hat die Bundesregierung jedoch bereits 2019 einen Generationenwechsel ihrer Flugzeugflotte für die Langstrecke eingeleitet. Die älteren Airbus A 340 werden schrittweise durch neuere A 350 ersetzt. Laut der Sprecherin des Verteidigungsministeriums soll das von Baerbock genutzte Flugzeug nur noch bis Ende September bei der Flugbereitschaft im Einsatz sein. Danach soll er ausgemustert werden.

Cord Schellenberg, Luftfahrtexperte aus Hamburg, hält diese Maßnahme für eine gute Idee. „Offenbar hat man bei der Bundesregierung dazugelernt und kauft nicht mehr gebraucht, sondern neue Maschinen direkt beim Hersteller.“

Schellenberg wies auch auf die Besonderheiten der „VIP-Fliegerei“ hin. „Diese Maschinen sind nicht so häufig im Einsatz wie Linienmaschinen.“ Man brauche daher andere Wartungsroutinen als eine kommerzielle Airline. Außerdem habe man weniger Standorte zur Verfügung, was die Logistik erschwere. Dennoch sei eine solche Verspätung bei der Reise einer Ministerin aber auch ein Imageschaden: „In der Außenwahrnehmung ist das alles andere als professionell“, sagte er.

Politiker betonen Bedeutung von persönlichen Treffen

Grundsätzlich kann man sich auch fragen, wie zeitgemäß solche Reisen von Regierungsmitgliedern sind. Denn ein wenig kurios wirkt es schon: Baerbocks Reise verursacht viele Tonnen klimaschädliches CO2. Ein Stopp der Reise ist ausgerechnet der Inselstaat Fidschi, der wegen des steigenden Meeresspiegels unterzugehen droht. Jedoch betonen Politiker immer wieder, dass keine Videokonferenz das persönliche Gespräch ersetzen könne. Und auch das spielt eine Rolle: Eine Videokonferenz produziert keine so schönen Aufnahmen für die „Tagesschau“ wie ein Staatsbesuch vor prominenter Kulisse mit anderen Mächtigen dieser Welt. Im Übrigen gleicht die Bundesregierung seit 2014 die Emissionen aller Dienstreisen per Flugzeug und Auto aus.

Nach Angaben aus Baerbocks Delegation sollte die Reise in der Nacht auf Dienstag fortgesetzt werden. Die Ministerin wollte demnach mit etwa 22-stündiger Verspätung gegen Mitternacht aufbrechen. Die Flugbereitschaft hatte vor der Entscheidung erfolgreich einen Testflug in Abu Dhabi absolviert. Dabei funktionierten die zuvor defekten Landeklappen wieder problemlos.