Das Virus bedroht den Landkreis massiv. Foto: dpa/Niaid

Der Landkreis Esslingen hat als erste Region im Südwesten die Sieben-Tages-Inzidenz von 50 überschritten. Jetzt drohen starke Einschränkungen. Aber welche?

Kreis Esslingen -  Der Landkreis Esslingen hat als erste Region in Baden-Württemberg die Grenze von 50 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten. Das teilten die Gesundheitsbehörden am Mittwochabend mit. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 52,3. Damit gehen schärfere Maßnahmen zum Infektionsschutz einher. Der Landrat Heinz Eininger appellierte an die Kreisbewohner, auch im privaten Umfeld vorsichtiger zu sein: „Die Sorglosigkeit muss jetzt enden.“ Die Abstände müssten auch dort eingehalten werden, sonst würden die Zahlen rasch weiter steigen.

Schon von Dienstag auf Mittwoch haben die Fallzahlen einen deutlichen Sprung nach oben gemacht – nämlich von von 40,9 auf 45,4. Der Landrat führt die steigenden Fallzahlen vor allem auch auf die Reiserückkehrer aus den Balkanstaaten und aus der Türkei zurück, die das Virus in ihren hier lebenden Familien verbreiteten. Das Wichtigste sei jetzt die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln: „Wir wollen, dass die Dinge akzeptiert werden“. Gleichzeitig kündigte Eininger maßvolle Restriktionen an. „Die Einschränkungen müssen verhältnismäßig, geeignet und erforderlich sein. Wir machen keine globalen Lockdowns, sondern gehen sehr differenziert vor und greifen dort an, wo sich das Virus ausbreitet.“ Dazu brauche seine Behörde genaue Erkenntnisse zum Infektionsgeschehen.

Teilnehmeranzahl bei privaten Feiern wird verschärft

Weil der Sieben-Tage-Wert über 50 liege, müssten nun die folgenden Regeln verschärft werden: Im privaten Rahmen dürfen sich künftig nur noch zehn Menschen treffen (bisher 25) und bei öffentlichen Veranstaltungen verringert sich die Zahl der erlaubten Teilnehmer von 50 auf künftig nur noch 25 Personen.

Die steigenden Fallzahlen machen sich auch am Klinikum Esslingen bemerkbar. Laut Pressesprecherin Anja Dietze gibt es immer mehr Menschen, die aufgrund von Corona-Symptomen direkt in die Klinik kommen. Zwar sind die erste Ansprechpartner bei Symptomen nach wie vor der Hausarzt oder der ärztliche Bereitschaftsdienst (116 117), doch einige Besucher seien so unsicher gewesen, dass sie im Krankenhaus Hilfe gesucht hätten. „Teilweise auch zu Uhrzeiten, in denen kein niedergelassener Arzt erreichbar war“, sagt die Sprecherin. Außerdem seien auch einige Patienten mit einer positiven Testung ins Klinikum gekommen, denen es sehr schlecht gegangen sei. „Wir merken einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu vor drei, vier Wochen“, erklärt Dietze.

Corona-Fall in der Medius Klinik

Unsere Zeitung hat zudem verschiedene Hinweise bekommen, wonach es im DHL-Paketzentrum Köngen zu zahlreichen Infektionen unter den Beschäftigten gekommen sei. Auf Nachfrage bittet DHL-Sprecherin Sonja Radojicic um Verständnis, „dass wir bei diesem Thema grundsätzlich keine Zwischenergebnisse kommunizieren.“ Das Unternehmen arbeite eng mit den Gesundheitsbehörden zusammen, um mögliche Infektionsketten nachzuverfolgen und zu unterbrechen. Es würden weitere Reihentests durchgeführt. „Gegenwärtig läuft der Betrieb am PZ Köngen ohne Unterbrechungen“, sagt die Unternehmenssprecherin.

Auch in der Medius-Klinik in Kirchheim sollen sich Hinweisen zufolge mehrere Mitarbeiter mit dem Coronavirus gegenseitig angesteckt haben. Laut der Sprecherin der Kliniken, Iris Weichsel, gibt es tatsächlich eine Pflegekraft, die sich mit dem Virus infiziert hatte und bis zum 29.09. symptomfrei in der Klinik gearbeitet hat. Am Folgetag habe sie aufgrund von Erkältungssymptomen einen Abstrich machen lassen und sich in Quarantäne begeben. „Das positive Abstrich-Ergebnis lag am 1. Oktober vor und wurde dem Gesundheitsamt gemeldet“, erklärt Weichsel. Das Stationsteam sowie die Patienten seien daraufhin getestet worden. „In diesem Zuge wurden drei weitere Pflegekräfte als positiv getestet, die keine Symptome aufgewiesen haben.“ Außerdem habe sich auch ein Patient infiziert – ebenfalls ohne Symptome.