Von einem schnellen Netzanschluss träumen viele – doch zunächst muss die Glasfaser irgendwie durch den Boden und die Wand ins Haus. Deswegen brauchen Mieter immer die Erlaubnis der Hauseigentümer. Foto: picture alliance/dpa/Sina Schuldt

DSL und Internet über das Fernsehkabel sind schnell, Glasfaser wäre theoretisch aber viel schneller. Sie in eine Miet- oder Eigentumswohnung zu bekommen, ist aber gar nicht so einfach.

Berlin - Ist ja toll, so eine DSL-Leitung mit 100 Megabit pro Sekunde. Heute noch. Aber was ist in zehn oder 20 Jahren? Wenn der Bedarf an Bandbreite weiter so wächst, ist das Kupferkabel mit jetziger Technik bald an seiner Leistungsgrenze angelangt. Das Fernsehkabel hat noch mehr Reserven. Aber auch hier dürfte irgendwann Schluss sein.

Mit einem Glasfaseranschluss soll das nicht so sein. Die Anbieter versprechen flotte Anschlüsse mit momentan bis zu einem Gigabit Bandbreite. Das Problem: Die meisten Menschen haben es gar nicht selbst in der Hand, welchen Anschluss sie in ihrer Wohnung haben. Mieter oder Bewohner von Eigentumswohnungen müssen sich den Glasfaseranschluss hart erarbeiten – und den einen direkt Weg gibt es oft nicht.

Ob das eigene Haus einen Glasfaseranschluss hat, bekommen kann oder bekommen wird und welcher Anbieter zuständig ist, können Mieter so gut wie gar nicht herausfinden. „Da gibt es keine pauschal verlässliche Quelle“, sagt Netzexperte Thorsten Neuhetzki von „Inside Digital“.

Mieter eines Hauses haben es einfach

Das wahrscheinlichste Szenario sieht so aus: Man findet einen Zettel im Briefkasten oder Plakate im Wohnviertel, die für Glasfaseranschlüsse werben. Jetzt heißt es handeln: „Als Mieter kann man nur mobilisieren, was zu mobilisieren ist“, macht Thorsten Neuhetzki Mut. Am einfachsten haben es hier Mieter eines ganzen Hauses. Sie müssen nur das Einverständnis der Hauseigentümer bekommen. Auch Mieter in einem Haus in Einzelbesitz mit nur wenigen Wohneinheiten haben es hier einfacher. Sie können sich zusammenschließen und den Wunsch an die Eigentümer herantragen.

Ohne deren Zustimmung kann keine Glasfaser verlegt werden. „Da muss ja irgendwo ein Loch ins Haus gebohrt werden für die Glasfaser. Da hat man als Mieter gar kein Recht zu“, sagt Neuhetzki.

Etwas schwieriger wird es bei größeren Vermietern. Hier gibt es laut Neuhetzki nämlich häufig schon Rahmenverträge mit Anbietern für schnelle Internetversorgung. Und das muss nicht immer unbedingt Glasfaser sein. Grundsätzlich, so Neuhetzki, kann es aber nicht schaden, mal bei der Verwaltung nachzufragen und auf das Thema aufmerksam zu machen. Denn wenn es noch keinen Rahmenvertrag gibt, gibt es zumindest theoretisch die Chance auf Glasfaser.

Die wohl größte Herausforderung ist eine Wohneigentümergemeinschaft (WEG). Sie muss gemeinsam beschließen, das Haus ans Glasfasernetz zu bringen. Und wer schon einmal bei einer Eigentümerversammlung war, weiß: Schnelle Entscheidungen werden hier selten getroffen.

Neuhetzkis Rat: Nicht auf ein Angebot warten, sondern das Thema direkt klären. „Heute schon die Vermieter oder Verwaltung für das Thema sensibilisieren und das Thema auf der nächsten Eigentümerversammlung pauschal beschließen“, sagt er. Sonst können im Fall einer Ausbauaktion durch ein Unternehmen schnell Fristen verpasst werden. Ein möglicher kostenloser Anschluss ans Netz wäre so nicht mehr möglich.

Was kommt auf das Haus zu?

Irgendwie muss die Faser ins Haus. Gibt es kein Leerrohr, muss ein Loch gebohrt werden. Dann wird der Anschluss montiert. Diesen Teil erledigen die Anbieter bei Vermarktungsaktionen ohne weitere Kosten. In anderen Fällen ist der Ausbau kostenlos, wenn gleich Glasfaseranschlüsse mitgebucht werden – es kommt auf den Einzelfall an.

Für die Versorgung der einzelnen Wohnungen im Haus muss bei Bestandsbauten meist der Hauseigentümer aufkommen. Und das kann ein wenig staubig werden. Die Faser wird nach Breko-Angaben in Deutschland fast immer Unterputz verlegt.

Auf Mieter käme im Falle des Glasfaseranschlusses nur noch zwei Dinge zu: Sie müssen ein Glasfasermodem kaufen oder über den Anbieter beziehen. Und natürlich sind die Kosten für das Internet über die Glasfaser zu bezahlen. Dafür muss man aktuell zwischen 40 und 45 Euro monatlich für 250 bis 300 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) und 80 bis 90 Euro für den Gigabitanschluss (1000 Mbit/s) rechnen.

Fazit: „Je kleiner und individueller das Mietverhältnis, desto größer sind die Chancen“, sagt Thorsten Neuhetzki. Und generell gilt: Aufmerksam sein, aktiv werden und dranbleiben – mehr können Mieter in den meisten Fällen leider nicht tun.