Mercedes verstärkt seine Aktivitäten im Bereich der Ladeinfrastruktur. In China will man dafür nun mit BMW kooperieren. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

In unterschiedlichen Konstellationen will der Stuttgarter Autohersteller am Geschäft mit Stromtankstellen teilhaben. Ob man damit auch neue Kunden gewinnt, muss sich erst noch weisen, meint Matthias Schmidt.

Hoffentlich hat jemand bei Mercedes eine ordentliche Excel-Tabelle angelegt, um den Überblick zu behalten. Vielleicht hilft auch ein Chatbot. Die Liste der Investitionen des Stuttgarter Konzerns in die weltweite Ladeinfrastruktur für Elektroautos wird jedenfalls immer länger. Nachdem Mercedes-Benz sein Engagement jahrelang auf den Aufbau des Ionity-Netzes beschränkt hatte, an dem auch VW, BMW und Blackrock beteiligt sind, wird nun schon das dritte zusätzliche Projekt innerhalb von zwölf Monaten verkündet.

Weltweit will Mercedes ein mit Stern versehenes Netz mit 10 000 Ladepunkten errichten. In den USA soll dem Platzhirsch Tesla außerdem gemeinsam mit BMW, Stellantis, Hyundai und Kia Konkurrenz gemacht werden. Nun kommt ein Joint Venture mit BMW in China hinzu. Man wolle nicht zusehen und abwarten, sagte Mercedes-Chef Ola Källenius Anfang des Jahres. Dem folgen nun Taten.

Viele versprechen sich für die Zukunft Gewinne

Dabei zeigt die Vielfalt der Aktivitäten, dass die Märkte für Stromtankstellen noch längst nicht verteilt sind und viele Autohersteller sich dort Gewinne ausrechnen. Kaum einer kann und will aber die nötigen Investitionen allein stemmen, was zu pragmatischen Partnerschaften in wechselnden Konstellationen führt. Zudem wachsen offenbar die Zweifel, dass andere – der Staat und branchenfremde Unternehmen – allein die Infrastruktur hinstellen, ohne die der Umstieg auf Elektro nicht gelingen wird.

Ein weiteres Kalkül kommt hinzu: Besonders bequemens Laden samt Vorabreservierung der Ladesäule bleibt den Kunden der eigenen Marke vorbehalten. Ob das beiträgt, den bisher überschaubaren Erfolg deutscher Elektroautos in China zu steigern, muss sich erst noch weisen. Gewiss ist in Zeiten der Transformation nur, dass verliert, wer sich nicht bewegt.