Die Stadtmacher: Jörg Schiller und Simone Lebherz Foto: privat

Die Zwei-Personen-Gruppe Stadtmacher im Fellbacher Gemeinderat bereut die Abkehr von der CDU-Fraktion nicht und will nun mit einer eigenen Liste antreten. Erste Aspiranten gibt es schon.

Es war ein veritabler Paukenschlag Anfang Juni 2021: Die Fraktionsvorsitzenden der Christdemokraten im Fellbacher Gemeinderat, Simone Lebherz und Jörg Schiller, warfen in einer in der Nacht zu Fronleichnam per E-Mail verschickten Erklärung den Bettel hin, gaben ihren Chefstatus in der Fraktion auf und traten sogar ganz aus der Partei aus.

Die Verblüffung war enorm bei den CDU-Kollegen in der deshalb nun um zwei Mandate dezimierten Fraktion wie auch den Lokalpolitikern der anderen Parteien. „Es passt nicht mehr“, begründete das Duo seinen Schritt. Ein weiteres Problemfeld sei „das unsägliche Festhalten vieler CDU-Politiker am Nord-Ost-Ring und ein fragwürdiges Moralverständnis“. Lebherz/Schiller bildeten eine neue Gruppierung und gaben sich einige Wochen später den Namen Die Stadtmacher – weshalb ihnen Martin Oettinger, Stadtrat der Freien Wähler/Freien Demokraten, umgehend und süffisant Ideenklau vorhielt: Denn FW/FD verwenden, so Oettinger, bereits seit 2014 den Wahlslogan „Wir machen Fellbach – gemeinsam.“

Die wechselseitigen Fellbacher Frotzeleien könnten in den kommenden Monaten zunehmen. Denn aus zwei Stadtmachern sollen deutlich mehr werden. Deshalb hat das Duo bereits jetzt den Wahlkampf eingeläutet – die nächste Kommunalwahl findet voraussichtlich im späten Frühling 2024 statt. Durchaus selbstbewusst formuliert die 52-jährige Lebherz, seit Oktober 2022 übrigens als Klimamanagerin in Backnang aktiv, im aktuellen Statement: „Offensichtlich haben wir einen Nerv getroffen.“

Eigene Liste als logische Konsequenz

Schon eineinhalb Jahre als Gruppierung aktiv, hätten sie ihren Schritt, die CDU-Fraktion zu verlassen und sich „selbstständig“ zu machen, nicht bereut: „Wir haben im Gemeinderat viel Zustimmung erlebt – und noch mehr bei den Fellbacherinnen und Fellbachern.“ Von Anfang habe es Anfragen gegeben, wie man denn mitmachen könne bei der neuen Initiative. „Letztlich konnten wir gar nicht mehr anders,“ erläutert die 52-jährige Simone Lebherz, „als logische Konsequenz haben wir uns entschlossen, eine eigene Liste für die nächste Kommunalwahl aufzustellen.“

Die Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten sei „vermutlich bereits bei allen Organisationen angelaufen“, schätzt Lebherz. Neben ihr und Schiller gibt es nun zwei weitere Aspiranten. Nathan Seibold, Anfang zwanzig, gelernter Schreiner und „bekennender Fellbacher“, sagt: „Ich möchte mit den Stadtmachern in den Gemeinderat, weil ich morgen hier auch noch gut leben will.“ Der 56-jährige Jürgen Walser steht dem Obst- und Gartenbauverein Oeffingen vor und ist aktuell im Natur-, Umwelt- und Klimaausschuss (Nuka) der Stadt vertreten. „Ideologiefrei Weichen stellen für mehr Klimaresilienz und ein Ende des Landverbrauchs – dafür stehen für mich die Stadtmacher und die beiden pragmatischen Initiatoren,“ sagt er.

Wohin wandern die Stimmen bei der Wahl 2024?

In der Lokalpolitik wird es somit in naher Zukunft wohl einige Veränderungen geben. „Entsteht nun die fünfte Fraktion?“, lautete im Juni 2021 die Frage in einem Kommentar unserer Zeitung, direkt nachdem Lebherz und Schiller das Kapitel CDU hinter sich gelassen hatten. Die Prophezeiung könnte nun in circa 14 Monaten Wirklichkeit werden.