Gwendolyne Melchinger (51) wird stellvertretende Intendantin und Chefdramaturgin am Schauspiel Stuttgart. Foto: privat/Theater

Intendant Burkhard C. Kosminski verabschiedet seinen Chefdramaturgen und stellvertretenden Intendanten Ingoh Brux. Mit Gwendolyne Melchinger folgt keine Unbekannte auf dem verantwortungsvollen Posten am Schauspiel Stuttgart.

Was macht eigentlich ein Dramaturg?, fragen die Figuren in Nis-Momme Stockmanns neuem Stück „Das Portal“, das jüngst im Schauspielhaus Stuttgart uraufgeführt wurde. Wirklich klar wird es da nicht, allerdings zeigt sich, dass es neben der Bearbeitung von Texten und der Auswahl der Stücke für den Spielplan eine Position mit einer gewissen Machtfülle ist im Theater.

Ingoh Brux hätte die Frage sicher ganz gut beantworten können, er war jahrzehntelang Dramaturg, Chefdramaturg gar und stellvertretender Intendant in Burkhard C. Kosminskis Intendanz in Mannheim und auch jetzt seit 2018 in Stuttgart.

In „Das Portal“ spielt Sebastian Röhrle (li.) einen ziemlich rabiaten Chefdramaturgen. Hier „bearbeitet“ er gemeinsam mit dem Intendanten (Sebastian Blomberg, re.) einen Dramatiker (Marco Massafra). Foto: Archiv Agentur Zenit Berlin/David Baltzer

Anders aber als in Stockmanns Stück, wo der Dramaturg mit seinem Putsch, den Intendanten abzulösen, scheitert, verlässt Brux das Stuttgarter Theater auf ganz friedliche Weise. Er geht, wie jetzt eine Sprecherin des Theaters mitteilte, zum Saisonende in den Ruhestand. Gwendolyne Melchinger (51), ebenfalls schon lange in Kosminskis Leitungsteam, wird auf Brux folgen.

Gwendolyne Melchinger ist in Stuttgart keine Unbekannte

Im Juli 2022 wurde die Intendanz von Burkhard C. Kosminski bis 2029 verlängert. Mit dem Beginn dieser Verlängerung in der Spielzeit 2024/25 wird es einen Wechsel in der Dramaturgie geben. Der derzeitige Chefdramaturg und stellvertretende Intendant in künstlerischen Belangen, Ingoh Brux, geht im Sommer in den Ruhestand.

Eine der bisherigen Dramaturginnen im Team, Gwendolyne Melchinger, wird seinen Posten übernehmen. Die in Kassel geborene Germanistin und Theaterwissenschaftlerin bringt viel Erfahrung ein. Sie war Dramaturgin am Burgtheater Wien, am Schauspiel Essen, am Theater in der Josefstadt Wien und bis 2018 am Schauspielhaus Zürich, hatte Lehraufträge, war Dozentin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft Wien sowie Expertin für den Bachelor- und Masterstudiengang „Regie“ an der Zürcher Hochschule der Künste.

Szene mit Camille Dombrowski und Evgenia Dodina in „Der Sturm“ von Shakespeare, am 29. Februar wieder im Schauspielhaus. Foto: Schauspiel Stuttgart/Toni Suter

Sie ist seit dem Intendanzbeginn von Burkhard C. Kosminski 2018 als Dramaturgin am Schauspiel Stuttgart engagiert und hat viele von Burkhard Kosminskis Inszenierungen als Produktionsdramaturgin begleitet, darunter Shakespeares „Der Sturm“ und „Was ihr wollt“ sowie Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“. Eine ebenfalls künstlerisch erfolgreiche Produktion, die sie begleitet hat, war Schillers „Don Carlos“ in der Regie von David Bösch.

Ihre nächste Dramaturgiearbeit wird eine der wichtigen Produktionen der Saison – Joshua Sobols Uraufführung von „ Der große Wind der Zeit“ in der Regie von Stephan Kimmig. Premiere ist am 24. Februar.

Info

Spielzeitkonferenz
Gwendolyne Melchinger wird bei der Spielplanpressekonferenz am 17. Mai 2024 gemeinsam mit Burkhard C. Kosminski das Programm der Spielzeit 2024/25 vorstellen.