Neue Regeln. Foto: dpa/Stefan Sauer

In seinem Kommentar bewertet Johannes M. Fischer die Reaktionen auf die neuen Corona-Regeln im Landkreis Esslingen.

Esslingen - Zufriedenheit in der großen Unzufriedenheit – so lassen sich die Reaktionen aus dem Kreis Esslingen auf die Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern recht gut umschreiben. Der Umfrage bei stark betroffenen Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen ist anzumerken, dass die Krise an den Nerven zerrt, aber offenbar keiner die Nerven verliert. Von der Politik über die Wirtschaft bis zur Kultur gibt es nach wie vor viel Verständnis für die Einschränkung der Freiheitsrechte. Abgesehen von einigen versprengten Verschwörungstheoretikern gilt allgemein die These: Die Epidemie ist ein Fakt und ohne das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Leben sind alle anderen Menschenrechte relativ wenig wert.

Die Corona-Regeln sind extrem radikal, aber sie beruhen auf diesem Konsens. Und sind erfolgreich. Bei aller Dramatik verläuft die Epidemie in Deutschland relativ kontrolliert ab. Dank dieser Radikalität, und natürlich auch dank der Konsequenz, mit der sie ertragen wird.

Diese Radikalität bringt es allerdings mit sich, dass die Vorschriften noch immer holzschnittartig daherkommen. Darauf zielt auch der kritische Verweis von Alexander Kögel, der mit seinem Modehaus einer der Leidtragenden der Corona-Epidemie ist. Wirklich logisch ist es nicht, dass Geschäfte mit viel Platz geschlossen bleiben müssen, während Läden mit wenig Fläche öffnen dürfen. Andererseits sind kleine Läden besser kontrollierbar.

Doch die ideale Beherrschung des Unbeherrschbaren gibt es ohnehin nicht. Es wird weiterhin viel Geduld nötig sein. Und es wir noch lange alles etwas anders sein als es früher einmal war.