Die Krim-Brücke wurde schon mehrfach attackiert. (Archivbild) Foto: dpa/Uncredited

Laut Medienberichten bestätigt die Ukraine, dass sie den Angriff auf die russische Krim-Brücke durchgeführt hat. Dafür wurden Marinedrohnen verwendet. Russland spricht von zwei Todesopfern.

Ukrainische Spezialkräfte haben nach Angaben aus Kiew in der Nacht zum Montag die strategisch und symbolisch bedeutende russische Krim-Brücke angegriffen. Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU und die Marine hätten den Angriff mit Marinedrohnen ausgeführt, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus SBU-Kreisen. Nach russischen Angaben wurden dabei zwei Zivilisten getötet. Wenige Stunden später stoppte Moskau das Abkommen zum Export ukrainischen Getreides.

Zum Vorgehen der ukrainischen Kräfte hieß es aus Kreisen des Geheimdienstes SBU gegenüber AFP, es sei „schwer“, aber „am Ende möglich“ gewesen, die Brücke zu erreichen. Mehrere staatliche Vertreter der Ukraine äußerten sich am Montag zufrieden mit dem Angriff. Der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak schrieb auf Twitter, alle „illegalen Einrichtungen“, die dazu genutzt würden, „russische Massenmordinstrumente“ zu liefern, hätten „notwendigerweise ein kurzes Leben“.

„Die Brücke ist schon wieder eingeschlafen“, schrieb der Geheimdienst SBU im Onlinedienst Telegram. SBU-Sprecher Artem Dechtjarenko erklärte, der Geheimdienst beobachte „mit Interesse, wie eines der Symbole von Putins Regime wieder einmal der militärischen Belastung nicht standhält“.

Zwei Zivilisten gestorben

Das für schwere Verbrechen zuständige Ermittlungskomitee Russlands erklärte, bei dem Angriff seien zwei Zivilisten getötet worden. Bei den Opfern handele es sich um einen Mann und eine Frau, die in ihrem Auto auf der Brücke gefahren seien. Ihre minderjährige Tochter sei verletzt worden. Auf einem im Online-Dienst Telegram veröffentlichten Video des staatlichen Fernsehsenders „Krim24“ war zu sehen, dass der Straßenbereich in einem Abschnitt der Brücke teilweise zerstört ist. Das russische Ermittlungskomitee veröffentlichte Bilder von Ermittlern bei der Spurensicherung auf einem in Richtung Meer hängenden Teilstück der Straße.

Die 2018 eröffnete Krim-Brücke besteht aus zwei parallel verlaufenden Teilen: einer davon für den Straßenverkehr, der andere für die Eisenbahn. Der Gleisteil blieb den von Russland eingesetzten Krim-Behörden zufolge bei dem Angriff unbeschädigt, zudem wurde die zeitweise unterbrochene Fährverbindung zur Krim am Montag wieder aufgenommen. Der Gouverneur der an die Krim angrenzenden russischen Region Krasnodar, Wenjamin Kondratjew, rief Bewohner der Region auf Telegram auf, die Brücke zu meiden. Falls Menschen auf die Krim fahren wollten, sollten sie die „neuen Regionen Russlands“ nutzen, womit Kondratjew von Russland besetztes ukrainisches Gebiet meinte. 

Russland: Getreideabkommen wird nicht verlängert

Der Präsident des russischen Senats, Sergej Mironow, hatte Moskau nach dem Angriff aufgefordert, die Verhandlungen über das zu verlängernde Getreideabkommen abzubrechen. Russland dürfe kein Getreideabkommen verhandeln, das den „Anführern in Kiew und ihren westlichen Auftraggebern“ dabei helfe, „sich die Taschen zu füllen“, sagte Mironow. Am Montagvormittag erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, das am Abend auslaufende Abkommen sei „de facto beendet“. Moskau werde aber „sofort wieder zum Getreideabkommen zurückkehren“, sobald die Abmachungen gegenüber der russischen Seite eingehalten würden. Die Entscheidung zum Stopp des Abkommens stehe aber in keinem Zusammenhang mit dem Angriff. Dies sei bereits zuvor die Position von Präsident Wladimir Putin gewesen.

Die 2018 eröffnete Krim-Brücke über die Straße von Kertsch ist für Russland ein wichtiger Versorgungsweg, um die in der Ukraine kämpfenden Soldaten mit militärischer Ausrüstung zu versorgen. Auch symbolisch ist die Verbindung von großer Bedeutung. Die Bauarbeiten begannen 2016, zwei Jahre nach der Annexion der Krim. 2018 eröffnete Präsident Wladimir Putin persönlich den Straßenteil der Brücke, im Jahr darauf die Bahnverbindung. Bereits im Oktober 2022 war die Krim-Brücke bei der Explosion eines Lkw in Teilen beschädigt worden. Dabei wurden drei Menschen getötet. Moskau hatte ukrainische Geheimdienste für den Anschlag verantwortlich gemacht, Kiew bestritt damals eine Beteiligung.