Der Auszubildende Frieder Hess arbeitet an seinem Gesellenstück, einem Bett mit Nachttisch - die zum Trocknen eingespannten Teile gehören dazu. Foto: pd Quelle: Unbekannt

(pd) - In der Schreiner-Innung Esslingen-Nürtingen haben jetzt rund 30 Auszubildende ihre Gesellenstücke abgeliefert. Einer davon ist Frieder Hess aus Hochdorf. Er lernt in Kirchheim in zwei Betrieben und hatte sich selbst eine anspruchsvolle Aufgabe gestellt: ein Bett und ein Nachtkästchen aus Rüster, dem Holz der Ulme.

Zwei Wochen mit 80 Arbeitsstunden hatten die Auszubildenden, unter ihnen auch einige Frauen, für die Fertigung Zeit. „Man muss sich ordentlich ranhalten“, sagt Hess. Er musste eine exakte Zeichnung erstellen, den Fertigungsablauf überlegen, Trockenzeiten von Leim und Lack berücksichtigen. Bei der ersten Abgabe der Zeichnung hat ihm der Schaumeister Tipps gegeben. Er kommt auch während der Fertigung unangemeldet vorbei - damit kein Azubi unerlaubte Hilfe bekommt. Die Zeichnung muss nicht mehr aus Tusche sein, längst hat der PC Einzug gehalten. Dennoch hat sich Hess einen klassischen Brettriss mit allen Maßen gefertigt. Ob sein Werkstück mit der Zeichnung übereinstimmt, wird bei der Benotung kontrolliert.

„Was Frieder macht, ist schon ehrgeizig“, sagt sein Chef Martin Schreiber. Für sein 200 mal 140 Zentimeter großes Bett hat Hess eine Sondergenehmigung des Prüfungsvorsitzenden gebraucht, denn die Fläche ist größer als sonst für ein Gesellenstück zulässig. Sein Holz hat er sich beim Händler selbst ausgesucht. Durch Anfeuchten mit Speichel kann er simulieren, wie es später lackiert aussieht. Der Korpus des Nachtkästchens wird aus MDF-Platten gefertigt. Sie exakt auf Gehrung zu sägen, brachte Hess ins Schwitzen. Er arbeitet auf den zehntel Millimeter genau und achtet darauf, dass er für eine bestimmte Länge die Säge nur einmal einstellt. „Man muss die Mitte zwischen schnell und sorgfältig finden“, sagt Hess. „Wenn es nicht genau passt, ist es hinterher mehr Arbeit, das hinzukriegen.“

Wenn er abends zuhause ist, lässt er sich die Schritte für den nächsten Tag gründlich durch den Kopf gehen. „Der Azubi hat das selbst in der Hand“, sagt sein Chef zum Projekt Gesellenstück.

Hess lernt gleichzeitig in der Kirchheimer Stadtschreinerei. Alle drei Monate wechselt er den Betrieb. Die Kooperation der Stadt mit privaten Betrieben findet er gut: „Das Spektrum ist größer.“ Er will weiterhin als Schreiner arbeiten und hat sich entsprechend beworben. Bei seinem Gesellenstück hat er einige Vorgaben zu beachten: So muss er einen von Hand gezinkten Schubkasten fertigen und eine Klappe mit von Hand eingelassenen Bändern. Hess fertigt zwei Schubkästen und hat sogar ein Geheimfach integriert. Ihm geht es nicht nur um eine gute Note. „Man lernt auch viel dabei.“

Wenn die Gesellenstücke nach der Benotung ausgestellt sind, können Besucher rätseln: Wie geht das Geheimfach denn auf? Damit nur geschaut und nicht Hand angelegt wird, bewacht mancher Auszubildende sein Werk persönlich.

Die Gesellenstücke sind auf www.schreiner-es-nt.de zu sehen.