Nadine Herbecks Kleiderladen heißt „Manendi“, zu deutsch: Etwas, das bleibt. Foto: Werner Kuhnle

Mit 25 Jahren führt Nadine Herbeck bereits ihr eigenes Kleidergeschäft in der Ludwigsburger Innenstadt. Mit ihren vielen Ideen hält sie auch den Innenstadtverein auf Trab.

Wer einen Blick ins Büro von Nadine Herbecks Kleidergeschäft „Manendi“ werfen kann, dem fällt dort sofort ein großer Wandkalender für das Jahr 2024 auf. Allerdings: Einzelne Daten darauf abzulesen, stellt sich schwierig dar. Jeder Samstag ist mit pinken Textmarkerstrichen markiert, der übrige Kalender ist übersät von gelben Klebezetteln. „Das sind die Ideen, die ich für Aktionen im kommenden Jahr habe“, sagt die 25-Jährige, die im August ihr erstes eigenes Geschäft in der Ludwigsburger Kirchstraße eröffnet hat.

„Oma-Enkel-Day“ steht zum Beispiel auf einem Zettel, auf einem anderen hat sie den Auftakt der Fußball-Europameisterschaft vermerkt, zu dem sie an ein Torwandschießen vor der Ladentür denkt. „Ich arbeite daran, dass mein Laden den Leuten im Kopf bleibt“, erklärt sie. „Da muss ich möglichst vielseitig auf mich aufmerksam machen.“ Aufmerksamkeit erregen soll zum Beispiel der riesige braune Plüschbär, der momentan vor der Eingangstür steht. Passend zur Adventszeit hat er eine Weihnachtsmütze auf, er soll verhindern, dass die Innenstadtbesucher Herbecks eher kleines Geschäft übersehen. „Die Leute fotografieren sich und ihre Kinder mit dem Bären und schauen dadurch auch in den Laden hinein.“

So sehr sie sich um ihre Außendarstellung bemüht, so viel Zeit hat sie auch in die Inneneinrichtung des Ladens für Damen- und Kindermode gesteckt. Eine Woche lang habe sie im August rund um die Uhr daran gearbeitet, das Geschäft auf Vordermann zu bringen. „Alles hier drinnen ist in Handarbeit entstanden“, sagt sie mit unüberhörbarem Stolz. Die Bilder, die an der Wand hängen, sind selbst gemalt, die Blumen am Treppenaufgang ebenfalls. Selbst die Vorhangstangen für die Umkleidekabinen habe sie selbst zusammengeschraubt und an der Wand montiert. „Ich habe schon immer alles selber in die Hand genommen. Und über das Aussehen meines Ladens wollte ich erst recht die volle Kontrolle haben.“

Der Geschäftsname „Manendi“ kommt aus dem Lateinischen und heißt so viel wie „etwas, das bleibt“. Und so will nicht nur Nadine Herbeck den Ludwigsburgern im Kopf bleiben und ihr Geschäft in der Innenstadt etablieren, auch die Produkte sollen den Kunden möglichst lang erhalten bleiben. „Gerade bei Kinderkleidung ist es doch wichtig, dass sie möglichst hochwertig ist und nicht sofort kaputt geht.“ Auch auf Nachhaltigkeit achtet die 25-Jährige bei der Auswahl der Modelabels, die in ihrem Laden angeboten werden. Das schlägt sich allerdings in den Preisen nieder, mit den großen Ketten kann sie dahingehend nicht mithalten.

Die Arbeit als Geschäftsführerin ist Neuland

In Zeiten, in denen viele Menschen besonders aufs Geld achten, ist die Ladenöffnung mit einem solchen Konzept also gleich eine besondere Herausforderung. „Es braucht manchmal Überzeugungsarbeit, um den Leuten zu zeigen, dass sie bei mir besser aufgehoben sind als bei den großen Ketten“, gibt die Jungunternehmerin zu. Erfahrung bringe sie mit, seit dem Alter von 16 Jahren habe sie immer wieder nebenberuflich im Verkauf gearbeitet.

Völliges Neuland ist dagegen die Arbeit als Geschäftsführerin. Das habe sie noch nie gemacht, Rückendeckung und Unterstützung erhalte sie dabei von ihrem Schwiegervater: „Der hat ein Auge auf alles, aber er lässt mich machen.“

Wie viel Motivation und wie viele Ideen sie hat, das erfährt auch Markus Fischer vom Ludwigsburger Innenstadtverein immer wieder. „Ihn nerve ich teilweise zwei Mal am Tag mit neuen Ideen“, sagt sie lachend. „Er erdet mich dann, sagt mir was möglich ist und berät mich.“ Fischer selbst zeigt sich angetan von den vielen Ideen und ihrem Tatendrang. „Es gibt nicht viele, die unter 30 sind und sich mit einem Geschäft in der Innenstadt selbstständig machen“, sagt der City-Manager. „Aber es kann funktionieren, man muss sich nur etwas einfallen lassen.“

Und an Einfällen mangelt es Nadine Herbeck nun wirklich nicht. Zum Kastanienbeutelfest im Oktober veranstaltete sie vor ihrem Laden eine kleine Modenschau (Fischer. „Das hat für Aufsehen gesorgt“). An diesem Samstag will sie gemeinsam mit einer Mitarbeiterin als Eiskönigin verkleidet mit Kindern Schlüsselanhänger basteln. „Da machen wir uns mal ein bisschen zum Affen“, lacht sie. Die 25-Jährige erhofft sich davon natürlich einen Verkaufsanschub, aber auch mehr: „Ich will so meinen Teil dazu beitragen, die Innenstadt in Ludwigsburg zu beleben.“

Wenn alles gut geht, erfüllt sie sich im kommenden Jahr auch noch einen lang gehegten Traum. Die studierte Modedesignerin will ihre eigene Kollektion in ihr Geschäft bringen. Eine Mini-Me-Reihe soll es werden, also die gleiche Kleidung für Mutter und Kind. „Mal sehen, ob ich das schaffe“, sagt sie und so ganz sicher scheint sie sich angesichts der vielen Pläne noch nicht zu sein. Ein Klebezettel dafür hängt vermutlich trotz dem längst an der Bürowand.

Fazit
 Der Ludwigsburger Innenstadtverein blickt auf ein gelungenes Geschäftsjahr zurück. „Über das ganze Jahr gesehen steht unsere Innenstadt wirklich gut da“, sagt der City-Manager Markus Fischer. Es gebe unter fünf nicht vermietete leerstehende Geschäfte im Innenstadtbereich – „kaum eine Stadt hat eine so niedrige Leerstandsquote.“ Als positiv bewertet Fischer auch, dass gleich mehrere Mieter des Pop-up-Stores in der Kirchstraße eigene Geschäfte eröffnen konnten. Zudem verzeichnet der Innenstadtverein einen Mitgliederzuwachs, die Zahl ist auf 370 gestiegen. „Die Händler merken, was Gemeinschaft bringt“, so Fischer.

Manendi
 Das Geschäft für Kinderkleidung und Damenmode in der Kirchstraße 3 hat montags bis mittwochs von 10 bis 17 Uhr und von Donnerstag bis Samstag zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet.