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Aus Biomüll macht das Kompostwerk in Kirchheim wertvollen Dünger. Das erreicht der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Esslingen aber nur mit hohem Aufwand, denn im Biomüll landet immer mehr Plastik.

KirchheimBiomüll von anderen Abfällen zu trennen und zu verwerten, entlastet Müllverbrennungsanlagen und es wird Kompost als wertvoller Dünger gewonnen, wie im Kirchheimer Kompostwerk des Landkreises Esslingen. Fremdstoffe bereiten jedoch Probleme, vor allem Plastik, beklagte Claire Herrmann im Betriebsausschuss des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises.

Seit 2008 schreibt das Landesabfallgesetz vor, Biomüll getrennt zu behandeln. Der Kreis Esslingen hatte sich, vom Müllnotstand der 90er-Jahre getrieben, schon viel früher auf diesen Weg gemacht. Jährlich werden knapp 60 000 Tonnen über die braune Tonne eingesammelt und im Kompostwerk, das 1996 in Betrieb ging, zu Dünger verarbeitet und verkauft. Weil Müllgebühren auf alle Haushalte umgelegt werden, profitieren von der Verwertung alle. Dazu kommt der ökologische Nutzen. Die Herstellung von Kunstdünger ist energieaufwendig, die Energiebilanz für Biomüll fällt besser aus. Außerdem ist die Energieausbeute in den Müllverbrennungsanlagen, in denen aus Müll Wärme und Strom gewonnen werden, größer, wenn Bioabfalle aussortiert sind. Wegen dessen hohem Feuchtigkeitsgehalt bräuchte es eine höhere Energiezufuhr für die Verbrennung. Darüber hinaus wird in Vergärungsanlagen aus organischem Abfall Biogas gewonnen.

Immer wieder landen Stoffe in der Biotonne, die nicht hineingehören. Sie müssen aussortiert werden, eine Folge sind höheren Müllgebühren. Zunehmend Probleme bereitet Plastik. Manche sammeln ihren Biomüll offensichtlich in Plastikbeuteln, die sie mit in die Biotonne werfen. Im Kompostwerk landen auch in Plastik verpackte Lebensmittel , die wohl wegen des abgelaufenen Haltbarkeitsdatums weggeworfen wurden. „Im letzten Jahr wurden im Kompostwerk aus den 56 000 Tonnen angeliefertem Biomüll 840 Tonnen Kunststoff aussortiert“, berichtet Manfred Kopp, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB).

Feinste Kunststoffteilchen

Forscher schlagen Alarm. In Bächen, Flüssen und Meeren stellten sie einen besorgniserregenden Anteil an Mikroplastik fest. Als nicht unwesentliche Verursacher vermuten sie Biomüll-Verwerter, deren Kompost Landwirte ausbringen. Kunststoffteilchen, die darin stecken, können vom Regen ausgewaschen werden und in die Gewässer gelangen. Auf ihrem Weg in die Meere zermahlt sich der Kunststoff bis zu Mikroteilchen, die in die Nahrungskette gelangen können. Geschäftsführer Kopp nimmt für das Kompostwerk in Anspruch, den größten Teil des Kunststoffs zu erfassen. „Wir sind Mitglied in der Bundesgütegemeinschaft Kompost, deren Anforderungen sind weit höher als die in der Düngemittelverordnung“, erklärt er. Auch sei der Kirchheimer Kompost zugelassen für den ökologischen Landbau und werde regelmäßig zertifiziert. Gesucht werde nach Kunststoffteilchen ab zwei Millimeter Größe. „Das Ergebnis für unseren Kompost lautet 0,00 Prozent, selten 0,01 Prozent.“ Andere Fremdstoffe wie Steinchen sind noch zu 0,03 Prozent vorhanden. Damit weist dieser Kompost nur ein Zehntel von dem auf, was die Düngemittelverordnung zulässt, die 0,1 Prozent Plastikanteil und 0,4 Prozent andere Fremdstoffe erlaubt.

Dieses Ergebnis erzielt das Kompostwerk mit aufwendigen Verfahren . Die Anlagen nutzen unterschiedliche Größe, Gewicht, Dichte oder Schwebeeigenschaften von organischem Material und Fremdstoffen. Getrennt wird mit Sieben von unterschiedlicher Durchlässigkeit oder mit Luftströmen. „Dazu haben wir erst kürzlich eine neue Anlage angeschafft“, berichtet der stellvertretende Betriebsleiter Michael Seidl. Die Belastung mit Kunststoff „hat in den 20 Jahren, die ich hier bin, immer mehr zugenommen“, sagt Seidl. Das gelte vor allem für Biomüll aus Städten, im ländlichen Raum sei offenbar noch mehr Bewusstsein vorhanden. Der AWB will erneut eine Aufklärungskampagne starten. „Es muss ja keine böse Absicht sein, oft ist es auch Unkenntnis“, weiß Kopp. Zum Beispiel bei Kaffeepads. „Die Leute sind es gewöhnt, ihre Kaffeefilter in den Biomüll zu werfen.“ Das geschehe vielfach auch mit Pads. Deren Papierfilter sind jedoch auf eine Kunststofffassung gespannt, die nicht verrottet.

Tonnen werden besser kontrolliert

„Auch biologisch abbaubare Kunststoffbeutel gehören nicht in die Biotonne“, beton Claire Herrmann, Sachgebietsleiterin Öffentlichkeitsarbeit und Kundenberatung im AWB. Die Beutel, meist aus Maisstärke gefertigt, werden so stark verschmutzt, dass sie sich nicht von solchen aus Polyethylen unterscheiden lassen und ebenfalls aussortiert werden müssen. Außerdem seien biologisch abbaubare Kunststoffbeutel gasdicht und führten dazu, dass Fäulnis- und Gärprozesse starten, die dem Prozess der Verrottung entgegenstehen. Auch werden kompostierbare Kunststoffe im Kompostwerk nicht innerhalb des Zeitraums von sechs bis acht Wochen abgebaut, in dem Bioabfall zu Kompost wird. „Mit einem Hersteller, der das nicht glauben wollte, haben wir zusammen einen Versuch gestartet und recht behalten“, berichtet Kopp. Er verweist auf Alternativen: „Ich benutze Zehn-Liter-Beutel aus reißfestem Papier.“ Er kann sich vorstellen, solche als Werbeaktion auch mal den Kunden des AWB kostenlos an die Hand zu geben. Aber auch ein Behältnis mit saugfähigem Zeitungspapier und am Boden mit saugfähigen Eierkartons auszulegen, ist eine Möglichkeit, die der AWB auf seiner Internetseite als Tipp gibt. So werden das Behältnis und die Biotonne weniger verschmutzt und dem Müll wird Feuchtigkeit entzogen, was geruchsintensive Fäulnisprozesse vermindert.

In einem dichter besiedelten Gebiet des Kreises will der AWB einen Versuch starten und genauer auf den Tonneninhalt schauen. Bei Fremdstoffen gebe es mit einem gelben Zettel einen Hinweis auf die Trenn-Pflicht, beim zweiten Mal den roten Zettel, was heißt, dass diese Tonne nicht geleert wird. Der Besitzer muss das dann auf eigene Kosten veranlassen. „Grundsätzlich geht es uns aber darum, den Leuten klar zu machen, dass sich Mülltrennung lohnt – für die Umwelt und den eigenen Geldbeutel“, erklärt Kopp.

Tipps zum richtigen Umgang mit Biomüll gibt der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) unter der Rubrik Abfallinfo auf seiner Internetseite www.awb-es.de