Um dieses kirchliche Hochfest rankt sich ein großer Irrtum: Katholische Christen feiern jedes Jahr am 8. Dezember Mariä Empfängnis. Dabei geht es aber nicht um die Jungfräulichkeit der Mutter Jesu.
Die katholische Kirche feiert am 8. Dezember das Hochfest der Empfängnis Mariens. Häufig wird irrtümlich angenommen, damit sei die Jungfräulichkeit Marias gemeint, also die Empfängnis Jesu durch den Heiligen Geist. Tatsächlich verbirgt sich hinter dem Begriff der „unbefleckten Empfängnis“ aber die Überzeugung der Kirche, Maria sei „unbefleckt“, das heißt selbst frei von jeder Sünde und ohne Erbsünde auf die Welt gekommen.
Das macht auch der volle Name des Festes deutlich, der „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ (lateinisch: Sollemnitas in conceptione immaculata beatae Mariae virginis) lautet. Nach heutigem Verständnis werden alle Menschen in die Erbsünde hineingeboren, so dass sich niemand Hass, Lüge und Egoismus entziehen kann.
Frei vom Makel der Erbsünde
Dass sie frei vom „Makel der Erbsünde“ ist, unterscheidet Maria nach katholischer Lehre von allen anderen Menschen. Es soll „ihre einzigartige Nähe zu Gott zum Ausdruck bringen“. Weil Maria ihr ganzes Leben lang ohne Sünde blieb, bedarf sie – anders als wir Menschen – nach katholischem Glauben auch nicht der Läuterung.
Ihre Seele und ihr Leib sind schon vor dem Tag des Jüngsten Gerichts von Gott im Himmel aufgenommen worden. Das entsprechende Fest Mariä Himmelfahrt wird am 15. August gefeiert und ist in Deutschland – im Gegensatz zu Mariä Empfängnis – in Teilen Bayerns und im Saarland ein Feiertag.
Mariä Empfängnis und Erwählung
Das Fest ging aus dem ursprünglichen Fest Mariä Empfängnis hervor, das auch von der anglikanischen Kirche gefeiert wird. Die orthodoxen Kirchen feiern Mariä Empfängnis am 9. Dezember. In Österreich und in den katholisch geprägten Kantonen der Schweiz ist Mariä Empfängnis – auch „Mariä Erwählung“ genannt – ein gesetzlicher Feiertag.
In der orthodoxen Kirche des Ostens wurde um 700 nach Christus das Fest „Empfängnis der heiligen Anna“ begangen. In diesem Fest zu Ehren der Mutter Marias soll auch der Ursprung von Mariä Empfängnis liegen. Das Fest wurde später in Frankreich und England übernommen. Dabei rückte aber Maria in den Mittelpunkt – und wie ihre Eltern Anna und Joachim sie unbefleckt empfangen haben.
Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens
Papst Sixtus IV. soll Mariä Empfängnis 1476 in Rom eingeführt haben. Unter Clemens XI. wurde es 1708 auf die gesamte katholische Kirche ausgeweitet. Papst Pius IX. stellte 1854 das Dogma von der „Unbefleckten Empfängnis Mariens“ als Glaubenslehre der katholischen Kirche auf. Die Lehre der „unbefleckten Empfängnis“ bot Theologen jahrhundertelang Anlass zum Streit.
In der Bulle „Ineffabilis Deus“ („Der unaussprechliche Gott“) zur Erklärung des Dogmas schreibt Pius XII.: „Die Lehre, dass die allerseligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis auf Grund einer besonderen Gnade und Auszeichnung vonseiten des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers der ganzen Menschheit, von jeder Makel der Erbsünde bewahrt blieb, ist von Gott geoffenbart und muss deshalb von allen Gläubigen fest und unabänderlich geglaubt werden.“
Erwählung statt Empfängnis
Der Münchner Theologe Andreas Batlogg plädiert heutzutage für eine Umbenennung des Fests „Mariä Empfängnis“. Der volle Name „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ beinhalte „eine Reihe theologischer Hypotheken“ und werde von vielen Menschen nicht mehr verstanden, erklärt der Jesuit.
Stattdessen schlägt er eine Umbenennung in „Mariä Erwählung“ vor, was dem ursprünglichen Sinn des Festes näher komme. Auch sei dieser Name bereits in ersten Arbeitsübersetzungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) aufgetaucht.
Gottes wunderbarerer Anfang in Maria
Die Hypotheken von „Mariä Empfängnis“ lägen etwa in einer mit dem Begriff „unbefleckte Empfängnis“ im Volksmund gegebenen „Dämonisierung von Sexualität“, aber auch in einer Fokussierung auf die „Erbsünde“. Hier handle es sich um eine „theologische Mitgift“ des Kirchenlehrers Augustinus, die heute kaum mehr zu vermitteln sei, betont Batlogg. Es gehe bei dem Feiertag auch nicht darum, Maria als gehorsame Magd oder demütige, makellose Jungfrau darzustellen. Vielmehr feiere die Kirche am 8. Dezember, „dass Gott in Maria einen wunderbaren Anfang gesetzt hat“.
Info: Marien-Titel und Marienfeste
Marien-Titel
Die Liste ihrer Titel ist lang: Maria ist die Mutter Jesu, Himmelskönigin, Gottesgebärerin, reine Magd, Schmerzensmutter. Die Geburtsevangelien sind die ältesten Texte, die von ihr handeln. Nach Matthäus hatte Maria neben ihrem Erstgeborenen Jesus noch vier weitere Söhne und mindestens zwei Töchter (Matthäus Kapitel 13, 55 f.).
Marien-Leben
Maria gehörte der ersten Christengemeinde an (Apostelgeschichte Kapitel 1, 14) und wurde am Pfingsttag vom Heiligen Geist erfüllt.
Marien-Dogmen
Die Marien-Dogmen der Katholischen Kirche von der „Unbefleckten Empfängnis Marias“ (1884) und ihrer „leiblichen Aufnahme in den Himmel“ (1950) sind nach evangelischer Ansicht biblisch nicht zu begründen. Die Marien-Frömmigkeit trennt bis heute ganz wesentlich die christlichen Konfessionen.
Marien-Feste
Hochfest der Gottesmutter, 1. Januar; Fest Mariä Heimsuchung, 2. Juli; Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel (Mariä Himmelfahrt), 15. August; Fest Maria Königin, 22. August; Fest Mariä Geburt, 8. September; Fest Mariä Namen, 12. September; Fest Unserer Liebe Frau vom Rosenkranz, 7. Oktober; Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria (Mariä Empfängnis), 8. Dezember.