Zum Warnen der Einwohnerschaft sollen die erst kürzlich abgebauten Sirenen und Lautsprecher wiederkommen. Foto: Soeren Stache/dpa

Von Hochwasser bis Stromausfall – beim Unternehmerdialog hat die Stadtverwaltung informiert, wie sie auf verschiedene Not- und Katastrophenszenarien vorbereitet ist.

Die Welt scheint unsicherer geworden zu sein. Stärker als in der Vergangenheit beschäftigt sich Leinfelden-Echterdingen nun wieder mit dem Katastrophenschutz. „In dieses Thema ist richtig Schwung reingekommen in den letzten Jahren“, meinte der Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell am Dienstagmittag vor knapp fünfzig Zuhörern beim Unternehmerdialog in der Zehntscheuer.

Drei wesentliche Botschaften

Drei Punkte hob der zuständige Bürgermeister, der auch Leiter des Krisen- und Verwaltungsstabes ist, zu Beginn hervor. Erstens: Die Stadt arbeite stetig daran, den Katastrophenschutz zu verbessern. „Wir sind dran“, lautete die Botschaft Kalbfells. Zweitens: „Wir haben bereits bewiesen, dass wir es können.“ Der Bürgermeister erinnerte daran, wie die Stadt nach 2015 innerhalb kurzer Zeit mehr als tausend Geflüchtete aufgenommen habe. Und seit Beginn des Ukraine-Krieges seien erneut mehr als 700 Menschen nach Leinfelden-Echterdingen gekommen. Auch dieser Personenkreis sei „geräuschlos“ versorgt worden. Drittens solle der folgende Beitrag für einen „Aha-Effekt“ bei den Zuhörern sorgen. Weil die Vorbereitung wichtig sei, gebe es bereits umfangreiche Pläne für den Katastrophenfall. „Wir müssen vor die Lage kommen“, betonte Kalbfell.

Mögliche Szenarien

Die Bandbreite vorstellbarer Notfälle ist groß. Starkregen und Hochwasser können für Überschwemmungen sorgen. Ein langanhaltender und flächendeckender Stromausfall könnte zu einem Ausfall vieler Telekommunikationsmittel führen. Auch Kühlschränke und Herde würden nicht mehr funktionieren. Im Winter drohen Heizungen auszufallen. Selbst ein Flugzeugabsturz in ein Wohngebiet wäre angesichts der Nähe zum Flughafen denkbar. Auch ein Unfall in einem Atomkraftwerk könnte die Bevölkerung zumindest in den nächsten zehn bis 15 Jahren bedrohen. So lange dauert es, bis die in Deutschland vorhandenen Atomkraftwerke nach dem Atomausstieg tatsächlich abgebaut sind.

Vorhandene Notfallpläne

Für viele wichtige Infrastruktureinrichtungen wie den Flughafen oder den S-Bahntunnel gebe es eigene Krisen- und Notfallpläne, führte der Leiter des Bürger- und Ordnungsamtes, Gerd Maier, aus. Darüber hinaus hat sich die Stadtverwaltung ihre eigenen Gedanken gemacht, wie in verschiedenen Fällen geholfen werden kann. „Hoffentlich brauchen wir es nicht, aber wir haben die Planung“, so Maier. Ein wichtiges Thema im Katastrophenfall sei die Kommunikation, die durch Satellitentelefone aufrechterhalten werden könne. Zum Warnen der Einwohnerschaft sollen die erst kürzlich abgebauten Sirenen und Lautsprecher wiederkommen. Zurzeit werde über mögliche Standorte diskutiert. Sofern das Internet noch funktioniere, werde es für die Verbreitung von öffentlichen Informationen genutzt. Ferner gebe es Jodtabletten für die Einwohner, die jünger als 45 Jahre sind (Ältere sollen wegen der Gefahr von Nebenwirkungen auf Jodtabletten verzichten). Als Notfalltreffpunkte dienen derzeit noch die Feuerwehrhäuser in Leinfelden, Echterdingen, Musberg und Stetten. Es ist aber geplant, die Notfalltreffpunkte an anderen Orten zu platzieren. An den Notfalltreffpunkten soll es möglich sein, Erste Hilfe zu rufen, Informationen zu verbreiten und Handys zu laden.

Orte zum Aufwärmen

Wärmehallen und Notunterkünfte kann die Stadt in begrenztem Umfang zur Verfügung stellen. Im Walter-Schweizer-Kulturforum können sich 2000 Menschen zwei bis vier Stunden pro Tag aufwärmen. Klassenzimmer könnten ferner jenen Einwohnern als Notunterkunft dienen, die ihre Wohnungen verloren haben. 150 Notbetten samt Bettzeug gibt es dafür. Allerdings sind diese Einrichtungen ausschließlich für Einwohner, nicht für festsitzende Arbeitnehmer vorgesehen.

Was für Firmen wichtig ist

Dass das Thema Katastrophenschutz beim Unternehmerdialog am Mittag auf der Agenda stand, war eine Anregung einer großen örtlichen Firma: Daimler Truck. Denn bei einem großen Stromausfall oder einer sonstigen Katastrophe könnten Mitarbeiter nicht mehr nach Hause kommen. Irgendwann werden sie Essen, Trinken und womöglich sogar einen Schlafplatz brauchen. Selbst die Toiletten funktionieren nicht mehr, sobald kein Wasser durch die Leitungen gepumpt wird. Die Stadtverwaltung sei jedoch in erster Linie für die Einwohnerschaft verantwortlich, stellten die Vertreter des Rathauses beim Unternehmerdialog klar.

Privathaushalte können vorsorgen

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt Tipps für die Notfallvorsorge und das richtige Handeln in Notsituationen. Wichtig sind unter anderem Essen und Getränke, auch für Haustiere, für 14 Tage. Denn im Katastrophenfall sind Geschäfte vielleicht geschlossen, Kühlschränke und Herde unbrauchbar. Das vorrätige Essen sollte also außerhalb des Kühlschranks gelagert und kalt verzehrt werden können. Auch ärztliche Hilfe könnte nicht wie gewohnt zur Verfügung stehen, eine Hausapotheke ist wichtig.