Die kreativen Jugendhausbesucher haben die Fassade ihres Penthaus in Neuhausen farbenfroh neu gestaltet. Foto: Ines Rudel

Die Betonwände der Tiefgarage im Ochsengarten gestalten junge Leute in den Pfingstferien mit Graffiti-Kunst neu. Das ist Teil der Jugendbeteiligung in Neuhausen.

Jugendbeteiligung ist in Neuhausen ein großes Thema. Jochen Baral, der Leiter des Jugendhauses Penthaus, wünscht sich mehr Mitsprache der jungen Menschen. Nachdem durch die Corona-Pandemie solche Prozesse ins Stocken geraten waren, plant der Chef des Jugendhauses nun wieder konkrete Schritte. In den Pfingstferien wird er mit einer Gruppe Jugendlicher die betontriste Tiefgarage im Ochsengarten mit farbenfrohen Graffiti neu gestalten. In dem Workshop mit dem Künstler Nathan Grant sind noch einige Plätze frei.

Vom 5. bis 7. sowie am 9. Juni dürfen junge Menschen unter fachkundiger Anleitung die Wände es Parkhauses neu gestalten. Sechs Anmeldungen liegen schon vor, aber Jochen Baral wünscht sich, dass es noch mehr werden. Dann könne man aufwendiger arbeiten. Der Sozialpädagoge ist selbst seit Jahren in Neckartenzlingen in der Kommunalpolitik aktiv. Als Fraktionschef der SPD engagiert er sich im Gemeinderat. Deshalb wünscht sich der Leiter des Penthaus, „dass wir die Jugend jetzt wieder verstärkt an der Politik in Neuhausen beteiligen.“ Der Sozialpädagoge möchte die Kommunalpolitiker intensiv in diesen Prozess einbinden. Das Penthaus ist eine Einrichtung des Kreisjugendrings Esslingen. Für seinen Aufruf bekam Baral in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats im Rathaus von Neuhausen positive Signale. Er wünscht sich einen regen Dialog zwischen Jugendhaus und Kommunalpolitikern.

Gedanken und Gefühle in Farbe

Bereits seit 2018 veranstaltet das Team des Jugendhauses in Neuhausen Graffiti-Workshops. „Für die Jugendlichen ist das eine schöne Möglichkeit, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken“, sagte Jochen Baral im Gemeinderat. Ihm ist es wichtig, dass die jungen Menschen dabei fachkundig angeleitet werden. Mit dem Sozialpädagogen Nathan Grant aus Stuttgart hat das Penthaus da einen echten Fachmann ins Boot geholt. Er hat viel Erfahrung mit Graffiti-Projekten.

„Bei dem Projekt geht es nicht nur darum, die Kreativität der jungen Leute zu fördern“, sagt Jochen Baral. Ihm ist es wichtig, dass die junge Generation ihre Bildersprache im Stadtbild wiederfindet. Die Tiefgarage sei da ein wunderbares Arbeitsfeld. „Es geht da-rum, wildes Sprühen und Vandalismus zu verhindern.“ Auf den Betonwänden der Garage gab es immer wieder wilde Sprayaktionen. Baral berichtet von „diskriminierenden, aggressiven Sprüchen“. Um dem vorzubeugen, möchte das Jugendhaus die Wände neu gestalten. „Bei der Größe der Fläche werden die Pfingstferien allerdings nicht reichen.“ In Vorgesprächen hat er mit den jungen Leuten schon abgeklärt, welche Themen sie für die Fassadengestaltung interessieren. Klimafreundliche „Mobilität“, „Unterwasserwelt“ und „Mein Neuhausen“ sind Themen, für die sich die Sprayer begeistern.

Motive zum Thema „Mein Neuhausen“

Bei den Gemeinderäten kamen die Vorschläge des Jugendhauschefs sehr gut an. Marius Merkle (CDU) bedankte sich für die vorbildliche Initiative des Jugendhauses. „Schmierereien an der Bahnstrecke sind nicht schön, aber Graffiti kann auch Kunst sein.“ Da ist das Jugendhaus Penthaus aus seiner Sicht auf einem guten Weg. Gabriele Probst (Initiative Grüne Liste) lobte das Projekt, „das wilde Sprayer abhalten könnte“. Viel Anerkennung gab es auch von Sabine Boscher (SPD). „Das ist eine super Sache.“ Die Kommunalpolitikerin wünscht sich, dass die jungen Workshop-Teilnehmer das Thema „Mein Neuhausen“ aufgreifen. Boscher fände es schön, wenn das fertige Kunstwerk im Rahmen einer kleinen Feier übergeben würde. So könnten sich die jungen Leute und die Kommunalpolitiker kennenlernen.

Die Finanzierung des Projekts ist über den Etat des Jugendhauses gesichert. „Wir haben über den Landesjugendplan Mittel beantragt“, sagt Jochen Baral. Außerdem hat das Penthaus-Team noch etliche Farbdosen im Lager. In den vergangenen Jahren haben Baral und sein Team die Außenfassade des Jugendhauses in der Rupert-Mayer-Straße mit den Besucherinnen und Besuchern neu gestaltet. In großen, bunten Lettern ist der Schriftzug „Penthaus“ auf der Außenwand zu lesen. So identifizierten sich die jungen Leute mit ihrem Haus, ist Baral überzeugt. Beschädigungen habe es nicht mehr gegeben, seit die Wände neu gestaltet sind.

Das Penthaus in Neuhausen ist bestens in der Sprayer-Szene vernetzt. Jochen Baral holt sich immer wieder Anregungen von anderen Graffiti-Experten. Damit die jungen Graffiti-Künstler in Ruhe arbeiten können, wird die Tiefgarage für einige Tage ganz oder teilweise gesperrt. Mit dem Projekt möchte Jochen Baral die düstere Tiefgarage für alle einladender machen.

Workshop in der Tiefgarage

Noch Plätze frei
 Das Jugendhaus Penthaus in Neuhausen hat noch Plätze im Workshop für Graffiti-Kunst frei. Anmeldung ist über die Homepage möglich: www.jzpenthaus.de

Nathan Grant
 Das Projekt wird geleitet von dem Graffiti-Künstler und Projektleiter Nathan Grant. Er hat schon viele Projekte mit Jugendlichen realisiert und arbeitet seit Jahren mit dem Jugendhaus in Neuhausen zusammen. Die Kunstwerke am Penthaus sind in diesem Prozess entstanden.