Acht Prozent betrugt die Inflationsrate 2022. Für einzelne Produktgruppen war sie deutlich höher. Foto: dpa/Federico Gambarini

Um knapp 8 Prozent sind die Preise im vergangenen Jahr gestiegen. Einige Produkte haben sich viel stärker verteuert, andere wurden billiger. Wir zeigen die Ausreißer.

Die Inflationsrate in Deutschland betrug 2022 laut Statistischem Bundesamt 7,9 Prozent. Das ist der von den Statistikern gewichtete Durchschnitt aus mehr als 600 Warengruppen. Die haben sich aber ganz unterschiedlich verteuert: die Preise für Gas und Heizöl sind 2022 wesentlich stärker gestiegen als jene für Pedelecs oder Zigaretten.

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht die Daten sehr detailliert auf seiner Website. Wir haben sie ausgewertet und untersucht, welche Produkte sich am stärksten verteuert haben – seit 2015 sowie im vergangenen Jahr. Einige sind auch günstiger geworden.

Die Daten zeigen: neben Brennstoffen sind besonders Öl und Butter teurer geworden, außerdem Mehl – und Mietwägen. Auf den Plätzen zehn bis zwanzig folgen vor allem Lebensmittel. In vielen Fällen hängt die Preissteigerung mit dem Ukrainekrieg zusammen, der Brennstoffe ebenso knapp macht wie Getreide.

Bei den Mietwägen ist die Pandemie Schuld: Verleiher haben 2020 massenhaft Fahrzeuge verkauft, weil sie die nicht mehr vermieten konnten. Nun kommen sie nicht an genügend neue Fahrzeuge, weil Lieferketten gestört sind und Autohersteller ihre Produktion nicht so schnell wieder hochfahren konnten wie nötig. Der starke Preisanstieg bei Butter wiederum hat mit dem knapperen Milchangebot zu tun, sagt Hans Foldenauer vom Bundesverband Deutscher Milchviehalter: „Nun können Milchbauern immerhin die Produktionskosten decken, das war lange nicht so.“

Die Teuerungsraten schwankten im Jahresverlauf teilweise stark. Das gilt beispielsweise für saisonal unterschiedlich stark nachgefragte Produkte wie Brennstoffe. Heizöl war phasenweise mehr als doppelt so teuer wie im Vorjahr. Bei Holzpellets spricht das Deutsche Pelletinstitut in einer Mitteilung von einer „Tendenz zur Normalisierung“ – die Preise sinken wieder.

Nicht alles ist teurer geworden

Nicht alles ist 2022 teurer geworden. Das 9-Euro-Ticket hat im öffentlichen Nahverkehr auch im Jahresschnitt zu deutlich niedrigeren Preisen geführt als im Vorjahr. Aber auch einzelne Produkte wie PC-Software, Spielekonsolen oder Fernseher sind günstiger geworden. Für die sinkenden Kosten in der stationären Pflege ist laut Statistischem Bundesamt die Pflegereform vom Juni 2021 verantwortlich. Allerdings wird infolge von Inflation und gestiegenen Personal- sowie Energiekosten 2023 mit einem deutlichen Kostenanstieg gerechnet.

Teuerung über die Jahre

Die genannten Preissteigerungen oder -senkungen beziehen sich auf die Preise im Jahresdurchschnitt 2022 verglichen mit denen aus 2021. Schaut man auf die Preisentwicklung seit 2015, finden sich noch einige weitere Produkte und Dienstleistungen in den Top-20. Fahrschulunterricht beispielsweise war 2022 laut Statistischem Bundesamt mehr als 70 Prozent teurer als noch 2015, Konserven und Gurken um mehr als die Hälfte.

Fernseher sind dagegen ein Drittel billiger als noch 2015, Speichermedien und Handys um ein gutes Viertel. Hier fließt nach Angaben der Statistiker aber auch der technische Fortschritt mit ein: Was 2015 State of the Art war, ist 2022 teilweise Standard geworden und entsprechend günstiger.

Wie es 2023 weitergeht

„Die historisch hohe Jahresteuerungsrate wurde vor allem von den extremen Preisanstiegen für Energieprodukte und Nahrungsmittel seit Beginn des Kriegs in der Ukraine getrieben“, sagt die neue Präsidentin des Statistischen Bundesamts, Ruth Brand. Die Teuerung schwächte sich zum Jahresende ab, blieb aber auf einem hohen Stand.

2022 milderten diverse staatliche Subventionen wie der Tankrabatt oder das 9-Euro-Ticket die Preissteigerungen ab. Teilweise wurden sie nicht an die Verbraucher weitergegeben, in Land- und Forstwirtschaft im Baugewerbe sowie in Handel, Gastgewerbe und Verkehr dagegen mehr als nötig – so eine Auswertung des Münchner ifo-Instituts. Laut einer Umfrage des Instituts ist 2023 mit einer etwas schwächeren Inflation zu rechnen. „Der Anstieg der Erzeuger- und Verbraucherpreise dürfte sich in den kommenden Monaten allmählich verlangsamen“, wird der Leiter der ifo Konjunktur-Prognosen, Timo Wollmershäuser, in einer Mittelung zitiert.

Alle Daten in einer Tabelle

Die folgende Tabelle zeigt die Teuerung sämtlicher Produktgruppen, die vom Statistischen Bundesamt überwacht werden:

Wie sich die Preise in Baden-Württemberg entwickelt haben, berichten wir in diesem Beitrag.