Die Erweiterung des Gymnasiums in Bernhausen wird der Stadt Filderstadt viel Geld kosten Foto: Caroline Holowiecki/Caroline Holowiecki

Mehr als zwei Jahre ist es her, da wurde der Siegerentwurf für den Erweiterungsbau des Elisabeth-Selbert-Gymnasiums gekürt. Nun gibt es neue Fakten – und manchem Stadtrat stockt der Atem.

Mehr als 37 Millionen Euro: So viel soll der Erweiterungsbau des Elisabeth-Selbert-Gymnasiums (ESG) in Bernhausen nach aktuellen Schätzungen kosten. Dies wurde jüngst in mehreren Ausschusssitzungen in Filderstadt bekannt – und dem einen oder anderen Mitglied des Gemeinderats stockte angesichts dieser Summe buchstäblich der Atem. Auch der Erste Bürgermeister Falk-Udo Beck sprach vom teuersten Bauprojekt der letzten Zeit. Wohlgemerkt, es sind die prognostizierten Kosten. Schon jetzt liegen sie durch Inflation und Baukostensteigerungen „deutlich höher als ursprünglich geplant“, sagte die Hochbauamtsleiterin Petra Schumacher.

Und sowieso ist bei 37 Millionen Euro nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Zum jetzigen Zeitpunkt geht die Verwaltung von erheblichen Folgekosten in den Bereichen Personalaufwendung, Gebäude- und Energiekosten einschließlich Abschreibungen und sonstigen Verwaltungs- und Betriebskosten aus. „Schade, dass wir bei den Kosten nicht die Nachbarkommunen ins Boot holen können“, sagte Dieter Weinmann (CDU). Das ESG wird auch von Kindern von außerhalb besucht. Der Grundsatzbeschluss wurde bereits 2019 gefasst, der Siegerentwurf des Stuttgarter Büros Kubus 360 wurde vor mehr als zwei Jahren gekürt. Der Neubau soll 20 Klassenzimmer mit einem hohen technischen Standard enthalten, außerdem einen Multifunktionsraum, einen Inklusionsbereich und vieles mehr.

4900 Quadratmeter Bodengeschossfläche sollen nördlich der Schule, zum Dirtpark hin, im quadratischen Neubau mit drei Etagen entstehen. Verbunden werden Neu- und Bestandsbau über einen barrierefreien Campus. Das wiederum wird eine verkehrliche Neuordnung notwendig machen. Der neue Trakt soll nachhaltig sein, mit einer PV-Anlage auf dem begrünten Dach des Energieeffizienzgebäudes 40 und einem ausgefuchsten System, um Wasser aufzufangen. Auf einem Sockel aus Beton ist ein Gebäude in Holzbauweise angedacht. In dessen Zentrum: ein helles Atrium. Darunter ist zudem eine Fahrradtiefgarage mit Hunderten Plätzen vorgesehen. Auch das Heizkonzept soll innovativ sein. Das Haus soll über die Blockheizkraftwerk-Heizzentrale im ESG durch ein Nahwärmenetz der Filderstadtwerke versorgt werden. Im Zuge des Neubaus des Kinderhauses nebenan wurde die erforderliche Nahwärmetrasse bereits verlegt.

20 moderne Klassenzimmer

„Es ist wichtig, über den Bedarf zu sprechen. Denn an der Bedarfslage hat sich nichts geändert“, sagte der Bürgermeister Jens Theobaldt jüngst in einer Sitzung. In der Tat: Das ESG ist und bleibt die größte Schule in der gesamten Stadt und hat nach wie vor leicht steigende Schülerzahlen. Aktuell besuchen etwa 1200 Kinder und Jugendliche das Gymnasium, seit Jahren werden laut Jens Theobaldt sechs oder fünf Züge gebildet, dabei sei das Gebäude für weniger ausgelegt. Bis der Neubau steht, wird allerdings noch viel Zeit ins Land gehen. Der Baubeschluss soll nach weiteren Planungsschritten erst im dritten Quartal 2024 fallen. Bis Ende des Jahres 2027 soll das Gebäude nach aktuellem Stand fertig sein. Eine gewaltige Zeitspanne, wie mehrere Fraktionen monierten, „dafür, dass die Schule aus allen Nähten platzt“, sagte etwa Catherine Kalarrytou (Grüne).