Mehrere Stunden ist ein Bereich westlich des Bahnhofs Stuttgart-Vaihingen zur Sperrzone geworden – aus einer beschädigten Leitung strömte Gas aus. Wie schaffte es die Feuerwehr, eine Evakuierung von Kindergarten und Hotel zu vermeiden?
Ein verdächtiger Gestank liegt in der Luft, er reicht vom Bahnhof über den Stadtpark bis hin zu einer Kindertagesstätte – und er bedeutet am Freitagmorgen höchste Gefahr. Bei Straßenbauarbeiten in der Vollmoellerstraße nahe des Bahnhofs in Vaihingen ist gegen 7.45 Uhr eine Gasversorgungsleitung versehentlich angebaggert worden. Große Gasmengen werden über Stunden freigesetzt, und die Feuerwehr hat mit 50 Einsatzkräften alle Hände voll zu tun, um die Lage unter Kontrolle zu halten. Der Bereich wird zur Sperrzone – mittendrin auch eine Kindertagesstätte und ein Hotel.
Der Schaden in der Baugrube in der Vollmoellerstraße am Stadtpark hat weitreichende Folgen – das merken zunächst die Fahrgäste der Buslinien 81, 82, 84 und 86 sowie der drei Stadtbahnlinien U 3, U 8 und U 14 der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). Die Stadtbahnhaltestelle am Bahnhof und Zentrale Omnibusbahnhof sind ein Tabu. Die Polizei hat den Bereich in einem Umkreis von etwa 100 Metern gesperrt. Nur die S-Bahnen können den Bahnhof Vaihingen anfahren. So schnell ändert sich daran nichts: Die Feuerwehr, mit 50 Kräften angerückt, muss feststellen, dass die Lage nicht so schnell zu bereinigen ist. Was dann aber tun mit den benachbarten Büroräumen, mit dem Hotel und vor allem: mit der angrenzenden städtischen Kindertagesstätte?
„Kinder sind in Sicherheit“
„Wir haben in diesem Bereich viele Messspezialisten im Einsatz, um mögliche kritische Werte sofort zu erkennen“, sagt Feuerwehrsprecher Daniel Anand. Die Umgebungsluft werde kontinuierlich überprüft. Die Kinder in der Einrichtung an der Robert-Koch-Straße „sind dort, wo sie sind, in Sicherheit“, erklärt Anand. Über die Kinder wird besonders gewacht – mit halbstündigen Messungen im Gebäude. Eine Evakuierung ist so nicht nötig – ebenso wie beim Hotel nahe dem Bahnhofsgelände.
Angst? Unruhe? Für die Kinder sei der Einsatz eher spannend und aufregend gewesen, ist in der Tageseinrichtung zu hören. Man habe zwar an diesem sonnigen Tag nicht raus gedurft – doch vom Fenster aus sei die Vielzahl der roten Feuerwehrautos stets zu sehen gewesen. Und das auch ziemlich lange. Denn erst um 12 Uhr konnte das Gasleck provisorisch gestopft und eine erste Entwarnung gegeben werden.
An das Gasleck kommt man schwer ran
„Die betroffene Gasleitung befindet sich hinter Stabilisierungswänden, da muss man erst einmal herankommen“, sagt Feuerwehrsprecher Anand. Mit einem Kran habe man ein Verschalungselement entfernen müssen. Erst danach konnten Mitarbeiter des Energieversorgers Netze BW an das Gasleck ran.
„Beschädigt wurde eine Versorgungsleitung mit 20 Zentimeter Durchmesser“, sagt Netze-BW-Sprecher Ralph Eckardt, „es hat aber keine Unterbrechung der Versorgung unserer Kunden gegeben.“ Die Reparaturarbeiten dauerten dann aber noch eine ganze Weile an – weil die Schadensstelle größer freigelegt werden musste.
Mittags rollen wieder die Stadtbahnen zum Bahnhof
Immerhin: Von 12 Uhr an konnten die Stadtbahnen wieder bis zum Bahnhof Vaihingen rollen. Die Busse verkehrten noch länger auf Umleitungskurs. „Um 14.25 Uhr konnten wir dann alle Sperrungen wieder aufheben“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Also nach fast sieben Stunden.
Ob die Kita-Kinder nach diesen spannenden Ereignissen später alle mal Feuerwehrleute werden wollen, ist noch nicht ausgemacht. Dazu haben sie aber auch noch ein bisschen Zeit.