228 Personen wurden am Samstag bei den Ausschreitungen am Römerkastell in Stuttgart festgenommen, 227 davon sind bereits wieder auf freiem Fuß – doch ihnen drohen harte Strafen.
Die Polizei hat am Sonntag bei einer eigens anberaumten Pressekonferenz die Angaben zu den Männern konkretisiert, die für den Gewaltexzess im Umfeld einer Eritrea-Veranstaltung im Stuttgarter Römerkastell am Samstag verantwortlich sein sollen.
Nach Angaben von Carsten Höfler, dem Vizepräsidenten der Polizei Stuttgart, wurden am Samstag in Bad Cannstatt 228 Personen festgenommen. „Wir gehen davon aus, dass wir damit nahezu alle Verdächtigen gefasst haben“, sagte Höfler.
Es handle sich überwiegend um Männer aus Eritrea, die im Stuttgarter Umland leben, hinzu kämen 63 Eritreer mit Wohnsitz in der Schweiz. Ein Verdächtiger werde an diesem Sonntag dem Haftrichter vorgeführt, die restlichen 227 seien derzeit wieder auf freiem Fuß. Gegen sie werde wegen schweren Landfriedensbruchs, schwerer Körperverletzung, Sachbeschädigung und Diebstahls ermittelt.
Die Polizei hat, um die Vorgänge aufzuklären, inzwischen eine 15-köpfige Ermittlungsgruppe ins Leben gerufen.
Man sei vom „Ausmaß und der Intensität“ der Attacken völlig überrascht worden, so Höfler. Die Eritreer seien mit Holzlatten mit Nägeln, Eisenstangen und Steinen auf die Einsatzkräfte losgegangen. 27 Polizisten seien bei den Ausschreitungen verletzt worden, mehrere Beamte hätten Prellungen am Kopf erlitten und müssten stationär behandelt werden. „Aus meiner Sicht müssen die Täter schnell und hart bestraft werden“, sagte der Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper. Wer sich so verhalte, habe seiner Meinung nach sein „Gastrecht in Deutschland verwirkt“.
Auch 21 Eritreer wurden am Samstag verletzt. „Wir sind zurecht robust gegen die Angreifer vorgegangen“, so Höfler. Die Polizei musste Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzen, um die Gewalttäter zurückzudrängen.
Ausgangspunkt der Krawalle war eine Versammlung von regimetreuen Eritreern im Römerkastell. Diese hatten sich in der Vergangenheit bereits häufiger in Stuttgart getroffen, bislang verliefen die Veranstaltungen laut der Polizei weitgehend friedlich. Die Gewalt am Samstag ging nach Angaben der Polizei ausnahmslos von regimekritischen Gegendemonstranten aus, die sich offenbar zum Ziel gesetzt hatten, die Versammlung ihrer politischen Gegner zu stürmen. Es sei der Polizei gelungen, die Veranstaltung im Kastell zu schützen, betonte Höfler. Mit der Folge, dass die Beamten selbst zum Ziel der meist jungen Gewalttäter wurden.
Auch in anderen Städten, etwa in Gießen, war es in den vergangenen Monaten zu gewaltsamen Ausschreitungen bei Veranstaltungen von Eritreern gekommen. Man habe aber im Vorfeld keine Hinweise darauf gehabt, dass die Situation in Stuttgart nun derart eskaliere, sagte Höfler.