Der Gemeinderat von Gerlingen hat im Rathaus über den Neubau einer Flüchtlingsunterkunft entschieden. Foto: imago/7aktuell/Nils Reeh

In einem Neubau in der Weilimdorfer Straße sollen ab 2025 bis zu 120 Personen Platz finden.

Die Stadt baut eine weitere Flüchtlingsunterkunft für rund 120 Menschen. Das hat am Mittwochabend der Gemeinderat nach längerer Aussprache mehrheitlich entschieden. Notwendig werde die Unterkunft, die in der Weilimdorfer Straße östlich des dortigen Baumarkts entstehen soll, weil die Stadt 2025 mit der Zuteilung von mindestens 100 weiteren Asylbewerbern rechnet. Möglich seien auch mehr, so die Stadt. In unmittelbarer Nachbarschaft des geplanten Gebäudes existiert in der Weilimdorfer Straße bereits eine Unterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber.

Wie Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos) betonte, sei Gerlingen bisher „in der privilegierten Situation gewesen, die Bedarfe sehr gut abzudecken“. Man dürfe sich aber auf dieser Situation nicht ausruhen, so Oestringer. In Hinblick auf die weltweiten Flüchtlingsströme sei zu erwarten, „dass die Situation sich noch verschlimmert“.

Kapazitäten nahezu erschöpft

Konkret läuft Ende Juli 2024 der Mietvertrag des Landkreises mit einem Hotel in Gerlingen aus, in der bislang maximal 160 Flüchtlinge untergebracht werden konnten. Zudem, so die Stadtverwaltung, seien die Kapazitäten der bestehenden städtischen Unterkünfte in der Weilimdorfer- und Siemensstraße nahezu erschöpft. „Dort stünden nur noch rund 30 Plätze zur Verfügung. „Darauf müssen wir uns vorbereiten“, unterstrich am Mittwoch der Amtsleiter für Jugend, Familie und Senioren, Stefan Fritzsche.

Derzeit sind 511 Geflüchtete in Gerlingen untergebracht

Aktuell sind in Gerlingen nach Informationen der Stadt 511 Geflüchtete im Rahmen der vorläufigen und der Anschlussunterbringung untergebracht. Eine Standortanalyse, in der 15 Flächen untersucht wurden, hatte ergeben, dass der Standort an der Weilimdorfer Straße für die neue Flüchtlingsunterkunft am besten geeignet sei.

Die Kosten für den Bau der Unterkunft werden aktuell mit rund 4,8 Millionen Euro beziffert, wovon rund ein Million Euro durch Fördermittel des Landes abgedeckt seien. Die Mittel sind im aktuellen Gerlinger Haushalt bislang nicht eingeplant und müssen nun in die mittelfristige Finanzplanung aufgenommen werden.

Kritik am Standort der neuen Unterkunft

Kritik am Standort der neuen Flüchtlingsunterkunft in unmittelbarer Nachbarschaft zur bisher schon bestehenden äußerte die Fraktionsvorsitzende der Jungen Gerlinger, Judith Stürmer: „Ich halte es für absolut fragwürdig, eine so große Zahl an Personen an einem Standort unterzubringen und insbesondere an einer Randlage.“ Man tue den Menschen damit aus Integrationsperspektive keinen Gefallen, sagte Stürmer.

Vereinbar mit dem Stadtleben

Breiten Zuspruch erfuhr die Stadtverwaltung im Gemeinderat dagegen für seine vorausschauende Flüchtlingspolitik. „Alles ist besser, als die Flüchtlinge in Hallen unterbringen zu müssen“, sagte Martin Maisch (Freie Wähler). Auch die Grünen lobten das „frühzeitige Reagieren der Stadtverwaltung“. Die geplante Unterkunft sei für die Menschen würdig und gut vereinbar mit dem Stadtleben, erklärte Grünen-Stadtrat Björn Maier. Irmgard Schopf (CDU), unterstrich die „Weitsichtigkeit“ der Verwaltung.Gabriele Badenhausen, Ratsmitglied der CDU, betonte, dass angesichts der angespannten Haushaltslage 3,8 Millionen Euro, die die Stadt für den Bau investieren müsse, „viel Geld“ sei. Die CDU stimmte dem Bau der Flüchtlingsunterkunft gleichwohl zu. Barbara Günther (SPD) bezeichnete die notwendig werdenden Mittel als „gut angelegtes Geld“. Der Leiter des Stadtbauamts, Thomas Günther, kündigte an, dass nach der Zustimmung durch den Gemeinderat unmittelbar mit der Planung des Projekts begonnen werde.