Ein Fahrgast läuft mit seinem Koffer durch den Berliner Hauptbahnhof. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer hat ihre Mitglieder zu einem erneuten Warnstreik aufgerufen. Foto: dpa/Fabian Sommer

Im Lokführer-Tarifkonflikt ist eine Entspannung nicht absehbar. Wieder durchkreuzt ein Arbeitskampf der GdL die Reisepläne der Bundesbürger. Für Zehntausende Bahnfahrer in Deutschland heißt es mal wieder: improvisieren. Ein Überblick über Notfallpläne, Ticketerstattungen und Stornierungen.

Bei der Bahn steht der nächste Warnstreik unmittelbar bevor. Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) hat ihre Mitglieder aufgerufen, die Arbeit am Donnerstagabend (7. Dezember) niederzulegen.

Wann wird gestreikt?

  • Der Ausstand bei der Deutschen Bahn – bereits der vierte in diesem Jahr – beginnt am Donnerstag im Güterverkehr um 18 Uhr und im Personenverkehr um 22 Uhr.
  • Der Warnstreik endet am am Freitagabend (8. Dezember) um 22 Uhr.
  • Einschränkungen für Reisende werden schon vor Beginn des Warnstreiks und ebenso danach erwartet.

Gibt es einen Notfahrplan?

  • Ja. Während des Ausstands gilt – wie immer in solchen Fällen – ein Notfahrplan mit stark reduziertem Angebot.
  • Die Deutsche Bahn will wie bei anderen Streiks rund 20 Prozent des Fernverkehrs aufrechterhalten.
  • In Bayern wird dieses Level nach DB-Angaben nicht möglich sein, weil man noch mit den Folgen des starken Schneefalls zu kämpfen hat.

Wann ist dieser einsehbar?

  • Der Notfahrplan wird ab Donnerstagnachmittag in den digitalen Auskunftssystemen der Bahn verfügbar sein. Das gilt für alle Züge (ICE, EC, Regio, S-Bahn, etc.) und sämtliche Zugverbindungen im Fern-, Nah- und Regionalverkehr
  • Im Regionalverkehr versucht das Unternehmen ein stark reduziertes Fahrangebot aufrechtzuerhalten. Ob und in welchem Umfang dies möglich ist, differiert regional sehr stark.
  • So wird es in der Region Stuttgart definitiv zu massiven Einschränkungen im Fern-, Nah- und Regionalverkehr kommen.

Was sollen Reisenden vorab tun?

  • Reisende werden dringend gebeten, sich vor Fahrtantritt zu informieren, ob ihre Verbindung überhaupt verfügbar ist und ob/welche Ersatz-Reisemöglichkeiten vorhanden sind.

Ist Warnstreik bundesweit gleich intensiv?

  • Nein. Im Regionalverkehr erwartet die Bahn große Unterschiede bei den Auswirkungen des Warnstreiks je nach Region. So werde der Verkehr in Bayern aufgrund der Witterung weitgehend zum Erliegen kommen, heißt es seitend der DB. 
  • In Baden-Württemberg dürfte ebenfalls mit massiven Einschränkungen zu rechnen sein, weil der Organisierungsgrad der Lokführer hier besonders hoch ist.
  • Anderswo in Deutschland wie etwa im Norden und Westen sei das nicht der Fall, berichtet Bahnsprecher Achim Stauß.

Wer streikt?

  • Der Warnstreik betrifft sämtliche Zugverbindungen der Deutschen Bahn sowie andere Eisenbahnunternehmen wie beispielsweise den Transdev-Konzern (Bayerische Oberlandbahn, NordWestBahn), AKN und City-Bahn Chemnitz sowie weiterer Unternehmen sowie die Beschäftigten der S-Bahnen in Berlin und Hamburg.
  • Sowohl der Güter- wie der Personenverkehr mit Fern- und Regionalzügen sind betroffen.

Welche Auswirkungen hat der Streik auf die Reisepläne?

  • Der Ausstand durchkreuzt ausgerechnet am reisestarken Freitag die Pläne Zehntausender Fahrgäste. Alternativ können sie ihre für diesen Donnerstag oder Freitag geplante Reise verschieben und ihre Fahrkarte zu einem anderen Zeitpunkt nutzen.
  • Wenn die Zugbindung aufgehoben sei, könnten Reservierungen kostenfrei storniert werden, teilt die Bahn mit.

Welche Regionen sind besonders betroffen?

  • Der Warnstreik gilt bundesweit.
  • Da vor allem im Osten und Südwesten Deutschlands viele Lokführer bei der GdL organisiert sind, dürften die Auswirkungen hier – auch auf den Regionalverkehr – am größten sein.
  • Stuttgart dürfte dabei besonders betroffen sein.

Wo gibt es Infos über Zugausfälle?

  • Über die App der Deutschen Bahn sowie auf deren Internetseite können sich Reisende über Zugverbindungen und -ausfälle informieren.
  • Zudem hat die Bahn eine kostenlose Streik-Hotline – Z 08000 / 99 66 33 eingerichtet.
  • Die Bahn ruft Fahrgäste auf, während des Streiks auf nicht unbedingt notwendige Reisen zu verzichten oder die Reise zu verschieben.

Verfällt das gekaufte Ticket?

  • Nein. Wer seine geplante Bahnreise im Fernverkehr wegen des Streiks verschieben muss, kann das Ticket später nutzen.
  • Die Zugbindung bei Sparpreisen und Super-Sparpreisen ist aufgehoben.
  • Das Ticket gilt für den eigentlichen Zielort – auch bei geänderter Streckenführung.
  • Sitzplatzreservierungen können kostenlos storniert werden.
  • Tickets können kostenlos storniert werden,wenn ein Zug definitiv nicht fährt. Der Ticketpreis wird in Form eines Gutscheins oder als Auszahlung erstattet.
  • Wer mit einem Ticket für den Nahverkehr auf einen EC oder ICE umsteigen will, muss die Differenz zahlen. Später kann er sich das Geld dafür rückerstatten lassen (außer beim Deutschlandticket und anderen Sparangeboten).

Werden Reisende entschädigt?

  • Ja. Wie beim regulären Bahnbetrieb und bei jedem Streik gelten die gesetzlichen Fahrgastrechte.
  • Wer mindestens eine Stunde zu spät am Ziel ankommt, bekommt 25 Prozent des Fahrpreises erstattet, bei zwei Stunden sind es 50 Prozent.
  • Wenn frühzeitig absehbar ist, dass das Ziel mindestens eine Stunde später als geplant erreicht wird, dürfen Fahrgäste von der Reise zurücktreten und sich den vollen Fahrpreis erstatten lassen.
  • Wurde nur ein Teil der gebuchten Strecke gefahren, können sich Fahrgäste den nicht genutzten Teil erstatten lassen.
  • Wer die Reise abbricht und zum Ausgangsbahnhof zurückfährt, bekommt ebenfalls den vollen Preis zurück.

Wie wird Fahrgästen ihr Geld erstattet?

  • Es gilt eine 1-Jahres-Frist. Die Rückerstattung ist in einem der Reisezentren oder Info-Schalter der Bahn per Fahrgastrechte-Formular sowie online möglich.
  • Wenn das Ticket online oder mobil gekauft wurde, kann die Entschädigung über das eigene Kundenkonto in der Bahn-App oder auf www.bahn.de beantragt werden.
  • Das Formular kann digital oder per Post an das Servicecenter Fahrgastrechte gesandt oder im Reisezentrum abgegeben werden.

Wann will die GdL wieder streiken?

Nach diesem Warnstreik will die GDL bis zum 7. Januar 204 nicht mehr streiken. „Wir werden jetzt diese Streikaktion am Donnerstag und Freitag durchführen, und es ist für dieses Jahr die letzte“, erklärt der GDL-Vorsitzende Chef Claus Weselsky. „Anschließend kommt die Urabstimmung und die Auszählung am 19. Dezember. Und es wird keine Arbeitskampfaktionen mehr geben, auch in der ersten Januarwoche nicht.“

Zuletzt hatte die GDL bei der Bahn am 15. und 16. November zum Warnstreik aufgerufen. Im März und April hatte die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) jeweils einen Tag lang zu Warnstreiks aufgerufen. In der ungewöhnlich hart geführten Tarifrunde der Lokführer läuft bereits auch eine Urabstimmung über unbefristete Streiks.