Schalthebel, Bananensattel, Hochlenker, angedeutete Federung und Fuchsschwanz - das Rad von Jörg Mayer hat alles, was ein Bonanza braucht. Quelle: Unbekannt

(pep) - Jörg Mayer könnte, wenn er wollte, sein Fahrrad zwei Mal am Tag weiterkaufen. Sobald er in der Stadt unterwegs ist, wird er ständig angesprochen. Fast nur von Männern. Kein Wunder, denn sein Bonanza-Fahrrad ist der wahr gewordene Traum eines jeden Jungen aus den 70er-Jahren: Hochlenker, auch High-Riser genannt, eine Gabel mit angedeuteter Federung, ein gepolsterter Bananen-Sattel mit Lehne und eine Konsole auf dem Rahmen mit Schalt-Knüppel. „Der muss unbedingt dran sein“, sagt Mayer. Zu den Angeber-Accessoires gehörte auch ein Fuchsschwanz. Jörg Mayer hat sich erst neulich einen besorgt und an den Sattel gehängt. Was noch fehlt, sind zwei Rückspiegel, die möchte sich der Esslinger noch nachkaufen.

Auch wenn das rostrote Fahrrad aussieht wie aus den 70ern, original aus dieser Zeit ist nur der Spritzschutz mit Rautenmuster am Schutzblech des Vorderrads. Das Rad selbst ist eine Nachbildung von 2008, die Volkswagen im Zuge der Retro-Welle in einer limitierten Auflage von 500 Stück auf den Markt gebracht hat. Ein original Bonanza sei inzwischen schwer zu bekommen und sehr teuer. Um die 800 Euro müssten Liebhaber bezahlen. Jörg Mayer, Jahrgang 1959, wundert die gestiegene Nachfrage nicht. „Fast jeder Junge hat von einem Bonanza-Rad geträumt. Ganz viele haben aber nie eines bekommen“, sagt der Fahrradhändler aus eigener Erfahrung. Als erwachsene Männer erfüllten sie sich ihren Jugend-Traum. Aufgemotzt wurde es damals mit allem, was an eine echte Motorrad-Gang erinnerte, wie etwa ein Tacho oder Fransen am Lenker. Jörg Mayer hat sich an sein Bonanza noch einen blitzenden Auspuff gebaut. Weite Strecken fährt er mit ihm nicht: „Touren kann man mit einem Bonanza-Rad nicht machen“. Im Grunde seien die Räder unpraktisch und von schlechter Qualität gewesen. Wohl auch deshalb sind sie aus der Mode gekommen und von den sportlichen BMX-Rädern verdrängt worden.