Das Bühnenbild für Helene Fischer ist spektakulär, auch die artistischen Einlagen sind es. Vom 2. bis zum 7. Mai spielt sie in der Schleyerhalle. Foto: dpa/Marcus Brandt

Mit 32 Trucks kommen 150 Crewmitglieder am Sonntag nach Stuttgart, um eine Megabühne für Helene Fischer aufzubauen. Die Show der Superlative ist mehr als ein Konzert. Für den Wasserfall vom Hallendach fließen 3000 Liter. Das ist sonst noch geboten.

Höher, schneller, weiter – das olympische Motto reicht nicht, um die „Rausch“-Tournee von Helene Fischer zu beschreiben. Ihre Show ist auch artistischer, feuchter und feuriger. Der in den 80ern gegründete Cirque du Soleil ist fester Bestand im etwa dreistündigen Programm (inklusive Pause) und hat unter anderem ein „Windkleid“ aus 112 Meter feuerfestem Spezialgewebe entwickelt, mit dem die Sängerin die Schwerelosigkeit aufzuheben scheint.

Feucht ist dieser Schlager-„Rausch“, weil ein Wasserfall vom Dach der Schleyerhalle auf den Boden stürzt (die Düsen werden vom Computer gesteuert). Auf der Bühne wird ein Pool mit einem Durchmesser von fünf Metern aufgebaut, das Wasser wird in einen Kreislauf gepumpt und „recycelt“, wie eine Sprecherin des internationalen Medienunternehmens Live Nation erläutert, das die Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz mit 71 Konzerten organisiert.

Die Sängerin ist backstage auf einem E-Scooter unterwegs

Wie man’s von Rammstein kennt, sprühen auch bei der 38-Jährigen die Feuerfontänen – freilich nicht ganz so hoch wie bei der knallharten Metal-Band um Till Lindemann, die im vergangenen Jahr auf dem Cannstatter Wasen draußen aufgetreten ist. Bei Helene Fischer findet das brandaktuelle Spektakel drinnen statt, unter schärfster Kontrolle von Sicherheitskräften – damit sich das Feuer nur musikalisch im Publikum entfacht. Als weitere Highlights in der Schleyerhalle gelten die Laser-Effekte sowie die atemberaubenden Kostümwechsel.

Auf ihrer Tour haben Fans beobachtet, wie die Sängerin auf einem E-Scooter backstage die Strecken zurücklegt, und sie haben einen kurzen Film davon in den sozialen Medien gepostet. Mit diesem Gefährt kann der Megastar des Abends ruckzuck auf einer anderen Bühne sein, und das Publikum staunt, wie schnell sie den Platz wechselt.

Für den Aufbau braucht die 150-köpfige Crew, die aus 20 Ländern stammt, genau 24 Stunden. Geprobt wird in keiner Stadt vor Ort. Denn vor dem Tourstart wurde alles wochenlang einstudiert. Die Abläufe haben sich seit dem Auftakt in Hamburg eingespielt. Besonders ans Herz geht die Nummer „Hand in Hand“, wenn Helene Fischer mit ihrem Partner Thomas Seitel mitten im Wasserfall, nur gehalten von zwei Strapaten (Bändern), durch die Luft schwebt und die Fans an ihrer Liebe teilhaben lässt.

77 Tonnen Ausrüstung werden unter dem Dach der Schleyerhalle in luftiger Höhe montiert. Die gigantische Technik wird mit etwa 150 Hebezügen angehoben und nach oben befördert. Das ausfahrbare Hubpodest als Teil der Showbühne hat eine Tragkraft von über 1,3 Tonnen Gewicht. Die LED-Videowand besitzt einen zum Teil transparenten Vorhang. 5000 Scheinwerfer können individuell gesteuert werden, und 1260 holografische Vinylpartikel werden eingesetzt zur Intensivierung des Make-ups.

Auf der Bühne tanzen, singen und schweben 30 Ensemblemitglieder. Die erste Show in Stuttgart steigt am Dienstag, 2. Mai, 20 Uhr. Die Gastspiele gehen bis Sonntag. Nach dem letzten Vorhang beginnt sofort der Abbau, der, wie die Sprecherin von Live Nation mitteilt, nur vier Stunden dauert.

Die örtlichen Veranstalter haben das Nachsehen

Live Nation ist ein US-amerikanisches Medienunternehmen mit Sitz in Beverly Hills und arbeitet erstmals für eine große Tournee mit Helene Fischer. Der jährliche Umsatz von Live Nation beträgt 16,7 Milliarden Dollar. Der Trend, dass Global Player die erfolgreichsten Künstler untereinander aufteilen, setzt sich fort. Das Nachsehen haben Veranstalter vor Ort, die am großen Gewinn kaum noch beteiligt sind.

Für die fünf Konzerte in der Schleyerhalle, die nach den Tourstationen Hamburg, Dortmund und Leipzig folgen, sind über 53 000 Tickets verkauft worden. Es gibt so gut wie keine Karten mehr. Insgesamt könnten exakt 56 389 Besucherinnen und Besucher in Stuttgart zu den Konzerten kommen, pro Abend also 11 277, wie die Toursprecherin sagt. Wer keine Karten erwischt hat, kann es auf der Homepage von Eventim-Fansale versuchen, wo Menschen Karten anbieten, die kurzfristig nicht kommen können.

Dringend zu empfehlen: Unbedingt mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen! Gleich nebenan auf dem Wasen findet das Stuttgarter Frühlingsfest statt. Am 2. Mai spielt gleichzeitig die Band Fettes Brot in der Porsche-Arena. Als ob das nicht genug wäre, empfängt der VfB Stuttgart am Mittwoch, 3. Mai, um 20.45 Uhr (am zweiten Abend von Helene Fischer in Stuttgart) im Halbfinale des DFB-Pokals Eintracht Frankfurt. Auch hier werden etwa 50 000 Zuschauer erwartet. Die Setlists ihrer fünf bereits absolvierten Konzerte zeigen: Die Stuttgarter Fans können sich unter anderem auf ihre Hits wie „Achterbahn“ und „Herzbeben“ freuen – und auch bei Klassikern wie „Die Hölle morgen früh“, „Von hier bis unendlich“ oder „Mit keinem ander’n“ mitsingen. Insgesamt spielt Helene Fischer 28 Songs. Der Hit „Marathon“ mit dem Refrain „Mein Herz läuft Marathon“ steht übrigens nicht drauf. Aber „Atemlos“ ist natürlich dabei.