Michael Off sagt über seine Berufswahl: „Ich hab’s noch keinen Tag bereut.“ Foto: Holowiecki

Michael Off ist in Filderstadt als Sargträger tätig. Er erklärt, warum es für die Arbeit Haupt- und Ehrenamtliche braucht.

Es ist früh am Morgen, die Hitze des Tages lässt sich noch Zeit. Eine angenehme Ruhe liegt über dem Friedhof in Plattenhardt. Zwei, drei Rentner sind zwischen den Gräbern unterwegs. Hier ist Michael Offs Arbeitsplatz. Seit 2018 ist der 54-Jährige bei der Stadtverwaltung Filderstadt beschäftigt. Im Friedhofswesen, das dem Tiefbauamt unterstellt ist, hat er eine Vorarbeiterrolle. Was zum Job gehört: Er und seine Kollegen sind als Sargträger tätig. Das heißt, bei Beerdigungen sind sie dafür zuständig, dass der Sarg oder die Urne nach der Trauerfeier sicher im Grab ankommt.

Der Trend geht zur Urne, das bedeutet, dass Sargträger es leichter haben. Zum Tragen der Urne wird nur eine Person benötigt, und auch das Gewicht ist freilich geringer. Steht eine klassische Sargbestattung an, werden indes mindestens vier, manchmal sechs Personen benötigt, die den Sarg über fremde Grabsteine und schmale Wege hieven. Findet dann noch parallel auf einem anderen Friedhof – sechs gibt es in Filderstadt – eine weitere Beerdigung statt, kann es personell eng werden. „Es gibt ja auch noch Urlaub“, sagt Michael Off. Aus diesem Grund verstärken wie in anderen Kommunen auch ehrenamtliche Sargträger das fünfköpfige Team. Vor Kurzem hat die Verwaltung nach Personen „mit dem notwendigen Einfühlungsvermögen sowie Freundlichkeit und Sicherheit beim Umgang mit Hinterbliebenen“ gesucht, die sich gegen eine Entschädigung von 25 Euro pro Einsatz engagieren. Drei Freiwillige stehen auf Michael Offs Liste, darunter eine Frau.

Was ehrenamtliche Sargträger machen

Was zu tun ist? Michael Off erklärt: möglichst eine halbe Stunde vorher da sein, um sich unter anderem über die Örtlichkeit auszutauschen, dann auf ein Zeichen des Pfarrers in die Aussegnungshalle eintreten, den Sarg auf dem sogenannten Katafalk, dem Sargwagen, zum bereits ausgehobenen Grab bringen, ihn dort auf den Senkapparat setzen und sich dann nach einer Verbeugung wieder zurückziehen. „Zuverlässigkeit ist auf jeden Fall wichtig“, sagt er, auch eine gewisse körperliche Belastbarkeit sei notwendig. Gearbeitet wird bei Wind und Wetter.

Michael Off trägt zum dunklen Anzug schwarze Schuhe und ein graues Hemd. Zur Uniform gehören eine schwarze Mütze und eine schwarze Krawatte mit einer dezenten Feder darauf. Schnörkellos und würdevoll. Was den Sargträgern freilich keiner abnehmen kann, ist die emotionale Herausforderung. Michael Off ist kein Ur-Filderstädter. „Ich kenne die meisten nicht, von daher tue ich mich leichter“, sagt er, aber klar, werde etwa ein Kind bestattet, gehe ihm das Ganze schon nah. „So was kann man nicht verbergen“, sagt er, und auch die Tränen der Hinterbliebenen nehme er wahr. Er fügt hinzu: Ein bisschen robust müsse man als Sargträger schon sein, über das genaue Geschehen, woran und wie jemand gestorben sei, wisse er jedoch nur selten Bescheid.

Was Trauergäste nicht mehr sehen

Was Trauergäste und auch Ehrenamtliche nicht mehr sehen, ist, wenn Michael Off zum Grab zurückkehrt. Als Beschäftigter im Friedhofswesen ist er auch dafür zuständig, das Grab zu schließen – dann in Arbeitskleidung und zumeist mithilfe eines Baggers. Wie oft er auf den Friedhöfen der Stadt tätig sei, sei unterschiedlich. Er habe Wochen erlebt, da seien es täglich zwei Erdbestattungen gewesen. Michael Off weiß: Mit dem Job kann mancher nichts anfangen. Für viele sei das Thema Friedhof ein Tabu.

Michael Off jedoch findet, der Tod gehört zum Leben dazu, und einer müsse es ja machen. Über seine Berufswahl sagt er: „Ich hab’s noch keinen Tag bereut.“