Klaus Kronberger (rechts) erläutert bei der Weltmeisterschaft der Berufe auf der Messe in Stuttgart technische Details der Abwasseraufbereitung. Foto: /Peter Stotz

Adiro, eine Firma aus Esslingen, entwickelt Materialien für die berufliche Bildung in der Wassertechnologie. Besonders wichtig ist ihr dabei der Wissenstransfer in arme Länder.

Die Entwicklung von Lehrmaterialien und Testkomponenten für die berufliche Aus- und Weiterbildung in Wasser- und Abwassertechnologie: Auf diesem Feld tummelt sich die Firma Adiro aus Esslingen-Berkheim, die in der Automatisierungsbranche tätig ist, seit Jahren. Dabei steht der Wissens- und Technologietransfer in armen Ländern im Vordergrund. Bei der World Skills Competition, der Weltmeisterschaft der Berufe, die in der vergangenen Woche unter anderem auf der Stuttgarter Messe ausgetragen wurde, stellte die Firma die Versuchsanordnungen zur Verfügung.

„Bei der Weltmeisterschaft der Berufe geht es nur teilweise darum, im internationalen Vergleich zu zeigen, wer die Aufgaben am besten löst. Daneben ist der Fachaustausch von entscheidender Bedeutung. Gemeinsames Ziel ist es, die Bildung und die Anerkennung von qualifizierten Fachkräften auf der ganzen Welt zu verbessern“, sagte der Adiro-Geschäftsführer Klaus Kronberger am Rand des Wettbewerbs.

80 Prozent des Abwassers bleiben ungeklärt

Dort waren an einer Reihe identischer Versuchsanordnungen aus Wasserbehältern und Rohrverbindungen, elektronischen Komponenten und Schaltkästen, Kabeln, Schläuchen, Pumpen und Reglern junge Leute aus sieben Ländern damit beschäftigt, möglichst rasch und unter möglichst geringem Ressourceneinsatz Probleme der Trinkwassergewinnung zu lösen. Daneben fanden Fachgespräche zwischen Entwicklern, Technikern und Hochschullehrern statt, die mehrheitlich aus afrikanischen und südasiatischen Ländern angereist waren.

„Rund 80 Prozent des Abwassers weltweit bleiben ungeklärt, verschmutzen Böden, Flüsse und Grundwasser und können nicht wieder aufbereitet werden“, sagte Kronberger. Dies sei katastrophal, zumal etwa 2,2 Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Wasser hätten. Adiro engagiere sich daher in der Entwicklung von Materialien, anhand derer auch in armen Ländern Wasser- und Abwassertechniker ausgebildet werden können. „Trinkwasser muss ressourcenschonend, wirtschaftlich und nachhaltig gewonnen werden.“

Der Fachkräftemangel ist bedrohlich

Ein Messebesucher aus Indien habe ihm erklärt, dass die ökonomischen Bedingungen insgesamt und vor allem die Überlebenschance von vielen Millionen Menschen in seinem Land von ausreichender Bildung in der Wassertechnologie abhängen würden, sagte Kronenberger. Dies sei auch für das reiche Europa von Bedeutung: „Die Vorräte an Trinkwasser nehmen ab, viele Regionen trocknen aus. Der Klimawandel ist da, Wasser- und Abwassermanagement wird auch bei uns zu einem drängenden Problem, das Thema hat uns im Griff.“ Allerdings nehme der Fachkräftemangel immer bedrohlichere Ausmaße an. Allein bei der Bodenseewasserversorgung müssten in den nächsten Jahren mehr als 100 Fachleute ersetzt werden, in vielen Klärwerken herrsche Personalnot.

Abwassertechnologie und Trinkwassergewinnung würden dabei zu Unrecht als unattraktiv eingestuft. Deshalb sagt Kronenberger: „Es klingt nicht sehr sexy, wenn jemand sagt, er arbeitet im Klärwerk. Aber Wasser- und Abwassertechnologie ist eine hochspezialisierte Zukunftstechnologie. Es geht um die Lebensgrundlagen für die Menschen. Ein Umwelttechniker ist damit immer auch ein bisschen ein Weltverbesserer.“