„Sauberes Wasser ist in Afrika ein existenzielles Problem“, sagt die kenianische Ingenieurin Faith Chepkorir Langat. Zusammen mit ihrem deutschen Kollegen Nader Imani erklärt sie eine Anlage zur Wasseraufbereitung. Foto: Peter Stotz - Peter Stotz

Mit 25 Mitarbeitern gilt die Firma Adiro in Esslingen-Berkheim als Pionier bei der Entwicklung von ressourcenschonender Umwelttechnologie und der Automatisierung.

EsslingenRoboter sollen in der Fabrik einzelne Bauteile vollautomatisch zu Maschinen zusammensetzen, nicht jedoch den Arbeiter verletzen, der die Sache überwacht. Das scheint selbstverständlich, ebenso wie die Tatsache, dass aus dem Wasserhahn keine stinkende Brühe kommt. Dahinter stecken jedoch Erfindergeist und Ingenieurskunst, die unter anderem auch in zwei unscheinbaren Gewerbehallen in Esslingen-Berkheim am Werk sind und ohne die vieles nicht annähernd so gut funktionieren würde, wie ein Besuch beim Unternehmen Adiro zeigt.

Komplexe Anlagen mit Röhren, Kanülen und Kabeln stehen auf Arbeitstischen, blau gefärbte Flüssigkeiten blubbern in Kunststoffbehältern, über Bildschirme huschen Kurven und Zahlenreihen, Apparaturen messen, regeln und steuern die Abläufe. Einige Schritte weiter greift sich ein Roboterarm in stoischer Regelmäßigkeit kleine Werkstücke, dreht sich ein wenig und legt sie seitlich wieder ab. Tritt ein Beobachter zu nahe, hält er inne.

„Das sind alles Lern- und Forschungsanlagen für die Automatisierung und für die Umwelttechnik“, erläutert Klaus Kronberger, Geschäftsführer der Adiro Automatisierungstechnik GmbH, die kürzlich Vertreter aus der Industrie, von Lehre und Forschung sowie aus beruflichen Schulen und der betrieblichen Weiterbildung zu ihrem jährlichen Kompetenzforum eingeladen hatte.

Weltweit im Einsatz

Seit 1990 entwickelt und baut das Unternehmen Anlagen und Steuerungen für die Automatisierung in der industriellen Produktion. Darunter sind regionale wie internationale Zulieferer für die Automobilindustrie, den Maschinenbau oder die Medizintechnik. Die Produkte, die in Berkheim ersonnen werden, kommen weltweit zum Einsatz. „Nach dem Einbau in Anlagen unserer Industriepartner reisen unsere Teams hin, nehmen alles in Betrieb und übernehmen die Einweisung und Schulung der örtlichen Mitarbeiter. Und meist werden dabei auch gleich betriebliche Lehrer und Hochschullehrer an den Anlagen geschult“, erzählt Klaus Kronberger.

Dies verweist auf einen zweiten Schwerpunkt des Berkheimer Unternehmens, die Aus- und Fortbildung für industrielle Verfahren der Zukunft. „Wir entwickeln Forschungs- und Demonstrationsanlagen für Hochschulen und für den Einsatz in der betrieblichen Weiterbildung und die spätere Umsetzung des Wissens im industriellen Einsatz“, erläutert Kronberger. Energieeffizienz, Robotik und Automatisierung sowie Regelungstechnik seien dabei die zentralen Themen. Allgemeinbildende Schulen gehörten ebenso zur Zielgruppe wie Berufsschulen und Hochschulen. Neben praktischem learning by doing an konkreten Apparaturen kämen Schulungsunterlagen für E-Learning oder auch klassische Arbeitsbücher zum Einsatz.

Wie Kronberger erzählt, hat sich als wichtiger Teilbereich für das Unternehmen die Entwicklung innovativer Technologien in der Umwelttechnik herausgebildet. „Wir entwerfen, entwickeln und bauen Mess- und Regeleinrichtungen für das Wasser- und Abwassermanagement. Der Mangel an sauberem Wasser wird weltweit zum Problem, und wir haben die Möglichkeit, zu handeln“, sagt er. So hat Adiro für die Universität Stuttgart eine Lehr- und Forschungs-Kläranlage gebaut, die im realen Einsatz ist. Zusätzlich ist eine virtuelle Kläranlage in der Erprobung, anhand derer mithilfe einer Datenbrille die Wartung der einzelnen Komponenten der Anlage trainiert werden kann.

Die kenianische Ingenieurin Faith Chepkorir Langat, die im Rahmen des bundesweiten Fortbildungsprogramms „Afrika kommt“ ein Jahr lang bei Festo Didactic in Denkendorf arbeitet und gemeinsam mit ihrem deutschen Kollegen Nader Imani zum Kompetenzforum gekommen war, erläutert die Bedeutung des Einsatzes solcher Technologien. „Der Klimawandel ist in weiten Teilen Ost- und Südafrikas real. Wir haben seit drei Jahren eine extreme Dürre und kaum mehr Regen. Sauberes Wasser ist ein existenzielles Problem, und Wasserrecycling ist unbedingt notwendig“, erklärt Faith Chepkorir Langat. Mit den Forschungsanlagen werde sie nun trainieren und ab dem kommenden Jahr Techniker in Kenia ausbilden können.

Klaus Kronberger sieht damit „eine wichtige Aufgabe erfüllt. Wir sehen uns der Umwelt und den Ressourcen verpflichtet und sind damit auch beratend unterwegs. Es geht also auch darum, wie man Energie, Wasser und Rohstoffe sparen und Anlagen effizienter machen kann. Da sind wir auch ein Stück weit Überzeugungstäter“, sagt er.

Tätigkeiten: Die Adiro Automatisierungstechnik GmbH ist tätig in der Entwicklung, beim Bau und der Optimierung von Steuerungen und Anlagen in der Automatisierung von industriellen Produktionsprozessen und der Robotik für diverse Branchen. Ebenso entwickelt werden Prüfstände, tätig ist das Unternehmen auch in der Laborautomation.

Firma: Das Unternehmen mit Sitz in Berkheim wurde 1990 gegründet und beschäftigt derzeit 25 Mitarbeiter, Mechatroniker und Feinwerktechniker ebenso wie Ingenieure und IT-Spezialisten. Planungen und Entwicklung, Produktion, Inbetriebnahme und Qualitätssicherung werden in interdisziplinären Teams geleistet.

Schwerpunkte: Als Schwerpunkte haben sich die Automatisierung ressourcenschonender Umwelttechnik und die Sicherheit und Zuverlässigkeit in der vollautomatischen industriellen Produktion herauskristallisiert. Ein zweites Standbein des Unternehmens ist die Entwicklung von Unterlagen und Demonstrationsanlagen für Lehre und Forschung. Zielgruppen sind dabei Berufsschulen ebenso wie Hochschulen, betriebliche Bildungseinrichtungen und der Bereich der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften.

www.adiro.com