Auf den Baustellen in Deutschland sind in letzter Zeit die Rohstoff-Preise nahezu explodiert. Foto: picture alliance/dpa/Hauke-Christian Dittrich

Die Preise für einige Baumaterialien sind explodiert. Die Firmen geben diese an Bauherren weiter – und die sind nun oft gezwungen, am Traumhaus zu sparen. An welchen Stellen ist das am besten machbar?

Der Bau des Eigenheims ist für die meisten Menschen die wichtigste und auch größte Investition ihres Lebens. Und jetzt das: Die ohnehin hohen Baukosten sind zuletzt bereits gestiegen und werden dies absehbar weiter tun.

Die Folge: Viele künftige Bauherren werden sich bei der Planung ihres Eigenheims einschränken müssen. Eine Abwägung, an welchen Stellen das Sparen am meisten Sinn macht und welche Grenzen man nicht überschreiten sollte:

Grundstück auf dem Land versus Ballungsraum

Es liegt auf der Hand: Wer den künftigen Wohnort frei wählen kann, ist im weiteren Umland auf den ersten Blick finanziell besser dran als in Metropolen. „Die Unterschiede bei den Grundstückspreisen zwischen Stadt und Land sind erheblich“, sagt Klaus-Jürgen Edelhäuser, Vorstand der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Es hängt aber letztlich von den Lebensumständen der Bauherren ab, wie sich der Umzug aufs Land auf viele Jahrzehnte gesehen auszahlt. „Man sollte dabei immer bedenken, dass die Einsparungen beim Grundstückskauf auf dem Land langfristig durch die Kosten für das Pendeln in die Stadt kompensiert werden“, sagt Andreas May vom Bauherren-Schutzbund.

Generalunternehmer versus individuelle Planung

Beides bietet Vor- und Nachteile, findet Bauberater May. „Beim Generalunternehmer bekommt man einen garantierten Festpreis, der sich auch nicht ändert – jedenfalls, solange man keine größere Änderung wünscht. Man hat einen festen Ansprechpartner und in der Regel auch einen garantierten Fertigstellungstermin.“

Allerdings lässt sich der Generalunternehmer seine Risiken gut bezahlen. Gleichzeitig verzichtet der Bauherr auf die Möglichkeit, eventuell günstigere Handwerker zu bekommen und gibt manche Gestaltungsmöglichkeiten auf. Und: Wer mit eigenem Architekt plant, hat die Möglichkeit, mit schlichten Baukörpern ohne Erker und Gauben weniger Material zu verbrauchen und schneller fertig zu sein. Man kann also eine Mietwohnung früher kündigen und früher in die Ratenzahlung investieren.

Ein Zimmer mehr oder weniger

„Natürlich schlägt sich die Größe eines Gebäudes in den Baukosten nieder“, sagt May. Zwar sind viele Kosten wie für die Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser unabhängig von der Hausgröße. „Aber wenn ich ein größeres Haus bauen will, dann brauche ich auch ein größeres Grundstück sowie mehr Steine und mehr Fenster“, so May.

„Es kann daher sinnvoller sein, mit flexiblen Grundrissen zu arbeiten, sodass ich Räume unterschiedlich nutzen kann“, sagt der Architekt. Dies wiederum ist eher bei einem individuell geplanten Haus möglich als bei einer Bauträger-Lösung mit standardisierten, schlüsselfertigen Konzepten.

Klaus-Jürgen Edelhäuser empfiehlt, vor allem zukunftsorientiert zu planen. „Dabei ist es nicht so entscheidend, ob man nun ein oder zwei Räume mehr hat, sondern wie sich die Nutzung einer Immobilie ändern kann.“

„Es kann sich auszahlen, so zu bauen, dass eine Etage mit geringem Aufwand abgekoppelt und separat vermietet werden kann“, sagt der Bauingenieur.

Zum zukunftsorientierten Bauen gehört aber auch dieser Ratschlag von Bauherrenberater May: Nicht überdimensioniert zu planen. „Ein Haus muss auch unterhalten und betrieben werden, was mit weiteren Kosten verbunden ist.“

Einfamilienhäuser mit oder ohne Keller

„Das Dach und der Keller sind die teuersten Komponenten eines Hauses. Gemessen daran fällt ein Geschoss mehr oder weniger nicht so stark ins Gewicht“, sagt Edelhäuser. Ein Keller kann 15 bis 20 Prozent Mehrkosten im Vergleich zu einer einfachen Bodenplatte bedeuten. Der Verzicht darauf ist also eine Überlegung wert. Zumal die Versorgungsanschlüsse eines Gebäudes, genauso wie Heizungskomponenten kleiner geworden sind und sich daher auch in den oberen Geschossen unterbringen lassen.

Auf der Contra-Seite steht der Platz für Waschküche und Lagerflächen, der dann ebenfalls im Erd- oder ersten Geschoss geschaffen werden muss.

Teurere oder günstigere Ausstattung

Sparpotenzial sieht Edelhäuser in den Bereichen, die ohnehin einem gewissen Verschleiß unterliegen. Etwa bei den Bodenbelägen. „Auch beim Bad müssen es im Neubau nicht unbedingt teure Markenprodukte sein“, sagt der Bauingenieur. Gegebenenfalls kann man beim späteren Renovieren hochwertigere Produkte verwenden.

Schwierig sei diese Spar-Strategie bei Elementen, an die man nicht mehr leicht herankommt, wenn sie einmal verbaut sind - wie zum Beispiel Kabel.

Ein Kostenpunkt sind auch energieeffiziente und umweltschonende Produkte, denn sie sind vergleichsweise teuer. „Bauherren müssen sich fragen, was ihnen Nachhaltigkeit wert ist. Eine Fotovoltaikanlage ist sinnvoll, aber auch ein ziemlicher Posten im Budget“, sagt Heiko Püttcher vom Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau.

Voller Service versus Eigenleistung

Oft ist es Bauherren möglich, gewisse Bauarbeiten selbst zu erledigen. Selbst Fertighaus-Produzenten bieten sogenannte Ausbau- oder Mitmach-Häuser an. Das Einsparpotenzial beim Ausbauhaus lässt sich nicht generell beziffern. Denn der Gestaltungsrahmen für die Bauherren ist groß: Ihre Leistung kann sich auf einfache Tapezierarbeiten beschränken. Sie können aber auch die komplette Sanitär- oder Elektroinstallation übernehmen.

Letzteres erfordert teils Fachwissen und ist damit eher eine Option für Menschen, die Erfahrung im Heimwerkerbereich haben. Oder die Menschen mit entsprechenden Fähigkeiten im Freundes- und Verwandtenkreis haben, die auch zuverlässig helfen werden.