Großer Spaß im kleinen Bad. Die Badezeiten im „Flow“-Becken in Brüssel sind begrenzt und entsprechend begehrt. Foto: Krohn/Krohn

Wer in der belgischen Millionenmetropole im Sommer nach Abkühlung sucht, hat Pech. Der kleine Verein „Pool is cool“ schafft nun zumindest ein bisschen Abhilfe.

Sommer, Sonne und ein Besuch im Freibad sind in den Ferien untrennbar miteinander verbunden. In Brüssel wird dieser entspannende Dreiklang allerdings zum Problem. Vor knapp 40 Jahren wurde in der belgischen Hauptstadt das letzte öffentliche Freibad geschlossen. Dieser Missstand soll nun behoben werden, was auch mit einem Deutschen zu tun hat. Paul Steinbrück, der 2008 als Architekt nach Brüssel kam, ist einer der Köpfe einer Bewegung, die das Baden in Brüssel wieder möglich machen will.

Man darf 45 Minuten baden

„Pool is cool“ heißt der 2016 gegründete Verein, der vor zwei Jahren einen entscheidenden Schritt in diese Richtung gemacht hat. Seitdem steht direkt neben dem Kanal in der Brüsseler Gemeinde Anderlecht ein 17 mal sieben Meter großes Schwimmbecken namens Flow. Es ist von hölzernen Tribünen und Galerien umringt, die zum Sonnenbaden einladen. Die 45-minütigen Bade-Slots sind heiß begehrt, zumal es nur 30 Tickets je Zeitraum gibt.

Finanziert wird der Sommerspaß zum größten Teil von der Stadt. Sie übernimmt auch den Löwenanteil an den laufenden Betriebskosten von rund 200 000 Euro pro Jahr. Der Rest kommt von Sponsoren, aus dem Kioskverkauf und den Tickets.

Ein Start mit einigen Hindernissen

Diese Saison begann Anfang Juli allerdings mit einem mehrtägigen Fehlstart. Die Wasserqualität in dem kleinen Becken war zu schlecht. Die Macher von Flow betonten allerdings, dass dies nichts mit der neu installierten Biokläranlage zu tun habe, sondern „externe Gründe“ hatte.

Zum ersten Mal wird das Badewasser nämlich nicht mir Chlor gereinigt, sondern biologisch aufbereitet. Die Badegäste können wie im praktischen Biologieunterricht mit eigenen Augen beobachten, wie diese Filteranlage direkt neben dem Becken funktioniert. In diesem Kreislauf wird das Wasser durch drei große Container geleitet, in denen Wasserpflanzen und verschiedene Kies- und Mineralsubstrate das Wasser reinigen und auch das Algenwachstum hemmen.

Große Pläne, wenig Fortschritt

Mittlerweile ist aber in den Verwaltungen der Millionenstadt angekommen, dass es einen Bedarf an Freibädern oder anderen Möglichkeiten zum Schwimmen im Freien gibt. Drei Projekte gibt es, die mehr oder weniger konkret sind: ein Schwimmteich, ein Pool auf einem Dach und – das wohl ambitionierteste Vorhaben – ein 355 mal 13 Meter langes Schwimmbecken entlang des Kanals.

Bei der Realisierung aller Projekte machen sich allerdings die Brüssel-typischen Probleme bemerkbar. Denn „die Stadt“ Brüssel gibt es im Grund nicht, sie besteht aus 19 weitgehend unabhängigen Gemeinden mit jeweils einer eigenen Regierung. Und am Ende redet auch immer noch die Hauptstadtregion mit. Bis eine Entscheidung gefallen ist, wird das kleine Schwimmbecken in Anderlecht für die über eine Million Einwohner eine der ganz wenigen Möglichkeiten bleiben, an den heißen Tagen etwas Abkühlung zu finden.